Liebe, Lust und Selbstmord: "Spring Awakening" am MiR

Die Jungs rocken, was die Bühne aushält - weil sie von der Attraktivität der holden Weiblichkeit überfordert sind. | Foto: MiR/Pedro Malinowski
7Bilder
  • Die Jungs rocken, was die Bühne aushält - weil sie von der Attraktivität der holden Weiblichkeit überfordert sind.
  • Foto: MiR/Pedro Malinowski
  • hochgeladen von Deborrah Triantafyllidis

Laut und wild - aber auch leise und gefühlvoll - kommt die Koproduktion des Musiktheater im Revier mit der Folkwang Universität der Künste daher. Dabei stehen die Studierenden den Profis auf der Bühne in nichts nach.

Ein bisschen eng wirkt es auf der Bühne des Kleinen Hauses des MiR, wenn die 14 Akteure samt sechsköpfiger Band die junge Variante von Frank Wedekinds „Frühlingserwachen“ erzählen. Allerding ist diese räumliche Bedrängtheit und auch die Nähe zum Publikum dem Stück nur zuträglich: es gibt für den Zuschauer, genau wie die Charaktere, kein Entrinnen vor der unbequemen Wahrheit, die da präsentiert wird.

Das Bühnenbild ist flexibel mal Außen- mal Innenbereich, die Musik steht zwischen sehr eingängigen, rockigen Popliedern, doch werden auch Balladen angestimmt; nicht selten haut auch Darsteller Tim Al-Windawe mit der grandiosen Band in die Tasten und lässt so die Barriere zwischen Musikern und Darstellern verschwinden.

Sandra Pangl gibt die Wendla Bergmann, ohne dass die Naivität ihres Charakteres je zu überzogen wirkt. Ihr Kommilitone Angelo Canonico versteht sich besonders gut darauf, die Verzweiflung seines Moritz Stiefels in Gesang auszudrücken.

Besonders hervor stechen auch Sandra Pangl als Ilse und Julian Culemann als Melchior Gabor. Beide begeisterten schon auf der großen Bühne des MiR im Musical-Hit der letzten Saison, „Die Hexen von Eastwick“. Auch diesmal enttäuschen sie keineswegs: stimmlich sicher und schauspielerisch überzeugend hauchen sie ihren Charakteren Leben ein.

Matthias Kumer und Jan Bastel sorgen immer wieder für (situations-) komische Momente im Laufe des Abends. Durch sie wird auch die homosexuelle Liebe zwischen Hänschen und Ernst thematisiert, wie es auf Bühnen leider zu selten der Fall ist.

Unterstützt wurden der dritte und vierte Jahrgang des Musical-Studiengangs auch von MiR-Profis Daniel Berger und Christa Platzer, die gemeinsam sämtliche Erwachsenenrollen des Stückes übernahmen. Dies führt nicht zu Verwirrungen, sondern vielmehr zu einer eindeutigen Interpretation dieser Rollen aus Sicht der Jugendlichen im Stück: eigentlich sind alle Erwachsenen gleich.

Fazit: Ein poppiger Abend mit komischen, aber auch traurigen Momenten, der schwere Kost in leichtem Ton verpackt - und Erfolg damit hat.

Karten, zum Preis von 22,50 Euro, für eine der sechs Aufführungen in Gelsenkirchen gibt es unter Tel. 40 97 200 und über www.musiktheater-im-revier.de.

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.