Die Seele mein beengt, im Kerker weit und groß

Gefängniszelle des 19. Jahrhunderts, ehemalige Mönchszelle im Zisterzienserkloster, Auberive
  • Gefängniszelle des 19. Jahrhunderts, ehemalige Mönchszelle im Zisterzienserkloster, Auberive
  • hochgeladen von Jan Kellendonk

Die Seele mein beengt, im Kerker weit und groß
Ich brauche einen Ort, der wahrlich grenzenlos

Es sind Worte des Dichters Lamartine: „Mon âme est à l'étroit dans sa vaste prison : Il me faut un séjour qui n'ait pas d'horizon“. Das „Gefängnis“ das das Leben auf Erden nun einmal ist, ist zwar groß und weit, aber es bleibt immer eine Beschränkung des Lebens und Denkens, obwohl die wenigsten sich darüber Gedanken machen, oder dies gar als Mangel empfinden. Lamartines 172-zeiliges Gedicht ist mit „Dieu“, also mit „Gott“ überschrieben. Nach eigener Aussage kannte Lamartine die Bibel nicht gut, nur durch das Stundenbuch seiner Mutter ist er vertraut mit den Psalmen und Propheten. Vor 1820 trat er im Mai eine 500 Kilometer lange Reise zu Pferd an, ließ sich inspirieren von der Natur, von den wechselnden Horizonten, vom Wechsel von Tag und Nacht, wobei sein Pferd, so schrieb er, sowohl Körper als Geist rhythmisch bewegte. Er notierte im Nachtquartier nicht gleich seine Gedanken, sondern fütterte und tränkte erst sein Pferd, das er, wie er erwähnte, mehr liebte als seine Verse. Dann ließ er sich Feder und Papier bringen und schrieb die Reime auf. So fand er seinen Gott, so wie die Dichter der Bibel Ihn fanden.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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