Eine väterliche Mahnung aus dem 17. Jahrhundert

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Aen mijnen Soon op sijn’ Uer-werck

SOon, die, door Gods beleid, de kloecke vinder zijt
Van deser gangen onbewegelick bewegen,
Hoe 's Werelds slingeren u gaen mog', mé of tegen,
Hebt haer' eenparigheit voor oogen t'aller tijd.
Hebt ghy het swacke werck, in 't schudden van de baren,
Tot ongevoel gebracht van alles wat het lijdt,
Gedenkt, wat u toestaet in alle wedervaren,
Die door des Heeren Geest vol Redens krachten zijt.
Stelt Vond en Vinder, Geest en Raderen te samen,
't Waer jammer dat het werck den Meester sou beschamen.

Constantijn Huygens schrieb dieses Gedicht 1671 für seinen Sohn Christiaan, den Mathematiker, Physiker und Erfinder einer sehr genauen Pendeluhr. Diese Uhr hatte eine Abweichung von nur 10 Sekunden pro Tag, für das 17. Jahrhundert eine erstaunliche Leistung.
Weitere Verbesserungen sorgten dafür, dass die Uhr unempfindlich war gegen Bewegungen, so dass sie auch auf einem Schiff verwendet werde konnte.
Mir war aber nicht deutlich, warum der Vater diese Zeilen geschrieben hatte, bis ich irgendwo las, dass Christiaan keinen leichten Charakter hatte.

Also beziehen sich die folgenden Sätze auf seinen Charakter: „Hoe 's Werelds slingeren u gaen mog', mé of tegen” (“Wie auch die Welt (das Leben, das Schicksal) pendeln mag, gegen dich oder mit dir“); „Hebt haer' eenparigheit voor oogen t'aller tijd” (“Halte die gleichmäßige Bewegung (deines Uhrwerks) immer vor Augen“) und „Hebt ghy het swacke werck, in 't schudden van de baren, Tot ongevoel gebracht van alles wat het lijdt“ („Du hast das (an sich) schwache Uhrwerk unempfindlich gemacht gegen alles was es erleiden muss, wie das Schaukeln der Wellen.
Nun, wie verhalten sich das erfundene Werk („Vond“) und Erfinder („Vinder“) zu einander? „'t Waer jammer dat het werck den Meester sou beschamen”, es wäre schade, wenn das gleichmäßig funktionierende Werk, das sogar noch unempfindlich ist gegen Stöße und Schaukeln, dich beschämen würde, dich, den Macher der Uhr.
Ein paar Worte: "die, door Gods beleid" = der, durch Gottes Führung; „kloecke” = vernünftig, klug; „Vinder“ = Erfinder; „Van deser gangen onbewegelick bewegen” = von dieser Sache des unbeweglichen Bewegens; „'s Werelds slingeren” = Wortspiel, deutend auf die Pendeluhr; Hoe … u gaen mog', mé of tegen = wie es auch gehen mag, mit dir oder gegen dich; „Hebt … voor oogen“ = habe vor Augen; „eenparigheit“ = gleichmäßige Bewegung, ohne Beschleunigung oder Verzögerung; „Gedenkt, wat u toestaet“ = Denk daran, was passend ist; „in alle wedervaren“ = in alles was dir widerfährt; „vol Redens krachten zijt“ = Kraft des Denken (ratio); „Stelt … te samen“ = stelle dein Uhrwerk = raderen, Rädchen und dich = Geist zusammen.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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