Berlin: Fracking Thema bei Koalitionsverhandlung?

Die Initiativen gegen Fracking in Deutschland fordern, dass ein Fracking-Verbot für Kohlenwasserstoffe in den Koalitionsvertrag mit aufgenommen wird. Dazu haben die Initiativen den hier nachfolgenden Offenen Brief an die Verhandlungsparteien in Berlin geschrieben:

Initiativen gegen Fracking in Deutschland – resolution-korbach.org/
Offener Brief
Fracking-Verbot in den Koalitionsvertrag!

An:
AG Energie: Hannelore Kraft (SPD), Peter Altmaier (CDU) und Koll.
AG Wirtschaft: Ilse Aigner (CSU), Hubertus Heil (SPD) und Koll.
cc/ Bundestagsabgeordnete; Umweltministerien der Länder; Presse
Deutschland, 4. November 2013

Sehr geehrte Frau Kraft, sehr geehrte Frau Aigner,
sehr geehrter Herr Altmaier und sehr geehrter Herr Heil,
sehr geehrte Mitarbeiter der Arbeitsgruppen!
Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen arbeiten Sie in den beiden Arbeitsgruppen,
denen die größte Bedeutung für die zukünftige energetische
Ausgestaltung unseres gesunden Lebensumfeldes zukommt. Vor dem Hintergrund
des Klimawandels obliegt es Ihnen, die Weichen weiter für die vollumfängliche
Energiewende zu stellen, um nachhaltig eine Zukunft zu
sichern, in der auch unsere Kinder und Kindeskinder noch eine intakte
Umwelt und ausreichend Zugriff auf die Ressource Nr. 1 – das Trinkwasser
– haben sollen.
Die Energiewende wird nicht von den zur Neige gehenden fossilen Brennstoffen
getrieben, sondern vom nicht mehr bestreitbaren Klimawandel. Es
ist 1 Minute vor 12 und wenn Sie die katastrophalen Folgen des Weiter-so
verhindern wollen, dann müssen Sie alles daran setzen, dass nicht nur der
Atomausstieg weiter vorangetrieben wird, sondern auch der sukzessive
Ausstieg aus Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken. Methoden zur Energieeinsparung
müssen weiter erforscht und implementiert werden und die Entwicklung
der regenerativen Primärenergie Vorrang vor fossilen Energieträgern
erhalten, um den Strom-, Wärme- und Mobilitätsbedarf in Deutschland
zu decken.
Keinesfalls dürfen unnötig umweltschädliche Methoden herangezogen
werden, um den Energiebedarf unseres Industrielandes zu befriedigen. Die
Rede ist vom Fracking, der Aufsuchung und Förderung von Erdgas und
Erdöl, bei der der Untergrund großflächig mit Hilfe von Wasserdruck oder
anderen Mitteln aufgebrochen wird.
Energiepolitisch haben „gefrackte“ Kohlenwasserstoffe keinen Sinn, denn
sie würden auch dann, wenn sie im großen Stil gewonnen würden, keinen
nennenswerten Beitrag zum zukünftigen Primärenergiebedarf und zur Energiewende
leisten.

Die nachweislichen Folgen des Fracking sind noch raschere Klimaerwärmung durch austretendes Methan und massiven CO 2-Ausstoß, Erdbeben und Milliarden Liter hochgiftigen Mülls (Lagerstättenwasser), um nur einige der verheerenden Auswirkungen zu nennen. Allein mit dem Lagerstättenwasser, das bis dato in Niedersachsen in den Untergrund verpresst wurde, ist der Nachwelt ein Erbe aufgebürdet, für das „unverantwortlich“ noch eine Beschönigung ist. Dieses Wasser ist eine Zeitbombe, denn es wird höchstwahrscheinlich die Trinkwasserressourcen im weiten Umfeld langfristig unbrauchbar machen. Wie kann man es bei den vorliegenden Fakten ernsthaft politisch verantworten, dem gefrackten Gas einen volkswirtschaftlichen Nutzen zuzusprechen?

Über 2/3 der bundesdeutschen Bevölkerung lehn en Fracking bedingungslos ab . Wir unterstützen alle die Korbacher Resolution für ein bedingungsloses Frac-Verbot von fossilen Energieträgern. Über 178 Kommunen, Kreise, Unternehmen, NGOs und Initiativen haben sich ihr weltweit schon angeschlossen.
Frau Kraft, fassen Sie sich ein Herz und denken Sie nicht nur an Bergbau und Schwerindustrie in Ihrem Bundesland! Das wachsende Segment der Erneuerbaren bietet heute schon mehrere Hunderttausend Arbeitsplätze, Tendenz steigend. Bremsen Sie die Energiewende nicht aus, sondern gehen Sie mit der Zeit! Denken Sie an Ihre Nordamerika-Reise im Frühjahr und wie erschrocken Sie waren, als Sie Fracking live gesehen haben!
Herr Altmaier, erinnern Sie sich an Ihre Wahlkampftour: Sie sagten, beim Fracking wollen Sie auf die Bremse treten. Machen Sie jetzt Nägel mit Köpfen und schreiben Sie das von über zwei Dritteln der Deutschen geforderte Fracking-Verbot für Kohlenwasserstoffe in den Koalitionsvertrag!

Wenn ein Industrieland den Umbau seines Energiesystems, weg von den fossilen und hin zu den erneuerbaren Energien schafft, dann ist es Deutschland, so sagen viele. Lassen Sie nicht zu, dass dieser erreichbare Erfolg vor den Augen der Welt durch ein paar wenige Unternehmen beschmutzt wird, die für einen kurzen, schnellen Gewinn unser schönes Land dauerhaft verschandeln und vergiften!
Beweisen Sie dieselbe politische Verantwortung wie Ihre Kollegen in Frankreich und arbeiten Sie für ein Fracking-Verbot in Deutschland! Arbeiten Sie für eine grundlegende Reform des Bundesberggesetzes, damit der Schutz des Trinkwassers, der Lebensumwelt und des Klimas Vorrang vor ökonomischen Interessen hat! Beachten und schützen Sie die im Art. 20 a GG verankerte
Staatszielbestimmung!

Mit fracklosen Grüßen
Initiativen gegen Fracking in Deutschland
gez.
Andy Gheorghiu und Henner Gröschner, BI Fracking-freies Hessen
Dietger Michaelis, BI Frackingfreie Zukunft
Oliver Kalusch, Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz
Harald Rücker, BI Für ein lebenswertes Korbach
Carin Schomann, BI FrackingFreies Hamburg

Hintergrund:
Die Erschließung neuer Öl- und Gasvorkommen wäre das falsche energiepolitische
Signal. Vier schlagende Argumente zur Untermauerung unserer Forderung:
1. Gefracktes Gas/Öl hätte keinen Einfluss auf Energiepreise Gefracktes Gas/Öl würde nicht zu sinkenden Preisen führen würde. Sowohl KfW als auch ZEW
und SRU kommen zu dem klaren Ergebnis, dass Fracking keinen maßgeblichen Beitrag zur Energiewende leisten kann und daher energiepolitisch nicht notwendig ist.
2. Gefracktes Gas/Öl wird nicht gebraucht, auch nicht als sog. „Brückentechnologie“
Momentan werden weltweit jährlich um die 150 Milliarden m³ Erdgas abgefackelt! Das entspricht 5 Prozent der weltweiten Erdgas-Produktion oder 30 Prozent des Verbrauchs in der Europäischen Union. Diese Energiemengen werden nutzlos und klimaschädlich vernichtet. Die Anwendung der Fracking-Technik – mit oder ohne gefährliche Substanzen – würde diese Verfahrensweise scheinbar weiter legitimieren, da der Eindruck erweckt würde, es sei genügend Gas vorhanden.
Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es politisch unverantwortlich, die Fracking-Technik auch nur in Betracht zu ziehen.
3. Fracking bedeutet Gefährdung von Umwelt und Grund-/Trinkwasser
Selbst wenn Fracking ohne den Einsatz zusätzlicher, umwelttoxischer Substanzen möglich wäre, ist es dennoch untrennbar mit gefährlichen Substanzen verbunden: Durch das großvolumige Aufbrechen des Untergrundes werden Milliarden Kubikmeter Lagerstättenwasser aktiviert, die mit an die Oberfläche gefördert und entsorgt werden müssen. Die Verpressung dieser, Schwermetalle, radioaktive und andere toxische Stoffe enthaltenden Wässer stellt eine nicht vollständig kontrollierbare Gefahr für das Grundwasser dar; die Verpressung triggert Erdstöße und in der Folge Schäden an Infrastruktur und Gebäuden.
4. Fracking beschleunigt den Klimawandel Exploration und Produktion von unkonventionellem Gas/Öl belasten das Klima durch eine 3- bis 15-mal höhere CO2-Belastung als bei konventionellem Gas/Öl; unverbrannt in die Atmosphäre
entweichendes Methan (in mehreren Feldern nachgewiesen bis über 10 % der Produktion) ist ein 25- bis 40-mal wirksameres Klimagas als CO2. Experten gehen heute davon aus, dass die Klimabilanz des Fracking nicht besser ist als die von Kohle.

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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