Ein Bild - Eine Geschichte
Schatzhöhle

„Da hinein?“ Phips starrte angestrengt in das kleine Loch. Er würde auf allen Vieren kriechen müssen.
„Ja, nun mach schon!“ Georg winkte ungeduldig.
„Lieber nicht. Mir ist das nicht geheuer.“ Phips trat einen Schritt zurück und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Du kleiner Mistkerl!“ Georgs Atem stank und Phips drehte den Kopf weg, als Georg ihn am Kragen packte und ihn zu sich heranzog. „Du willst dir nur das ganze Gold holen, jetzt wo ich dir die Stelle gezeigt habe!“
„Warum gehst du nicht selbst?“
„Witzig. Du siehst doch selbst, dass ich da nicht reinpasse.“ Georg ließ Phips schnaufend los, stieß ihn von sich und zog seine Pistole. „Du gehst da jetzt rein und holst das Gold oder ich knall dich auf der Stelle ab! Denk an deine kranke Mutter. Sie wird sterben, wenn du nicht bald den Arzt holst, und der will bezahlt werden.“
Phips starrte den fetten Mann an. „Woher weiß ich, dass du mich nicht umbringst, wenn ich alles geholt habe?“
Georg kniff die Augen zusammen. „Zweifelst du etwa meine Ehre an? Da drin ist genug Gold für uns beide, also mach schon!“ Er wedelte auffordernd mit der Waffe. Phips holte tief Luft und ging auf die Knie. Er ließ sich von Georg die Lampe reichen, hängte sie sich um den Hals und krabbelte langsam in die Höhle hinein.
Georg stand schwitzend vor dem Eingang und sah sich immer wieder suchend um. Doch niemand hatte sie bemerkt. Er lauschte angestrengt. Würde es diesmal gelingen? Seit fast einem Jahr versuchte er, an das Gold heranzukommen, doch jeder Versuch war gescheitert. Wie in jener Nacht, als Jorgen und Utz das Gold in die Höhle geschafft hatten, fingen die Jungen an zu schreien und kamen nicht zurück. Utz hatte es noch aus der Höhle geschafft, doch er war übel zugerichtet gewesen. ‚Monster‘ hatte er noch geflüstert, bevor er in Georgs Armen starb. Georg vermutete, dass ein Bär in der Höhle hauste, und der musste doch irgendwann mal die Höhle verlassen. Noch war nichts zu hören und Georg schöpfte Hoffnung. Diesmal würde es gelingen und dann würde er weit fortgehen und in Saus und Braus leben. Doch dann drang verzweifeltes Geschrei an seine Ohren. Phips hatte es weit in die Höhle geschafft, so wie es sich anhörte, doch sie war immer noch nicht verlassen.
www.sabine-kalkowski-schriftsteller.de

Autor:

Sabine Kalkowski aus Bergkamen

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