Junges Ensemble begeistert am Prinz Regent Theater mit Christa Wolfs „Kassandra“
Die unerhörte Geschichte einer unerhörten Frau

Kassandra ringt um Autonomie. | Foto: Schnorrbusch
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Das junge Ensemble des Prinz Regent Theaters, PRogeniTur, hat sich unter Kerstin Sommers Regie nach einem Konzept der Theaterpädagogin Clara Nielebock Christa Wolfs Erzählung „Kassandra“ angeeignet: Keine leichte Kost, doch wer sich auf das Geflecht aus Sprache, Musik, Licht und Schatten einlässt, wird reich beschenkt.
Kassandra – das ist eine Frau, die zum Objekt gemacht wird, die sich männlichen Zuschreibungen aber immer wieder mit großem Mut entzieht. Durch die Augen der trojanischen Königstochter und Seherin erlebt der Zuschauer die Ereignisse des Trojanischen Kriegs. Im Angesicht des eigenen Todes blickt Kassandra auf ihr Leben zurück: Sie hat den Untergang Trojas vorhergesehen; ein göttlicher Fluch bewirkt jedoch, dass niemand ihren Prophezeiungen glaubt.
Die Handlung, bei Erscheinen von Christa Wolfs Erzählung im Jahre 1983 auch als Kritik an der DDR verstanden, eröffnet auch im Jahre 2018 aktuelle Bezüge: Warum wird Warnungen vor den Folgen miltärischer Gewalt erst Aufmerksamkeit geschenkt, wenn sie durch internationale Fluchtbewegungen auch in den privilegierten Staaten Europas unmittelbar spürbar werden? Weshalb wird Umweltzerstörung nicht energischer begegnet?

Der Blick der Frauen

Zudem eröffnet die Figur der Kassandra, die von Selina Liebert, Jana Deppe, Karolin Kersting, Puah Kriener und Dyana Krupezki verkörpert wird, eine Perspektive auf die Historie, die in der offiziellen Geschichtsschreibung immer noch oft unterschlagen wird – die der Frauen, deren Wünsche in der Antike meist wenig beachtet wurden. Auch das hat sich in manchen Teilen der Welt bis heute nicht geändert.
Die sehr differenziert gezeichneten männlichen Figuren werden von Luca Hennig, Florian Käune, Niklas Luft und Lukas Vogelsang verkörpert. Die vier erweisen sich wie ihre Mitstreiterinnen als talentierte Schauspieler und setzen die eindrucksvollen Bewegungschoreographien hervorragend um. - Ein Abend, der auch dem Zuschauer einiges abverlangt – aber die Mühe lohnt sich.

Termine
„Kassandra“ ist am Donnerstag, 20. Dezember, um 20 Uhr wieder im Prinz Regent Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60, zu sehen.
weitere Termine: Freitag, 4. Januar 2019, 20 Uhr; Samstag, 5. Januar 2019, 20 Uhr; Freitag, 18. Januar 2019, 20 Uhr.
Das Theater ist unter Tel.: 77 11 17 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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