Essay zu einem wichtigen Thema
Mann - Frau - oder wie ? Gedanken einer Spötterin

Hast Du schon mal so einen richtig tollen Typen gehabt? Einen, der dir jeden Wunsch erfüllt, auch wenn er noch so schwachsinnig ist?“
„Ich? Nee. Nein. Man nennt solche Männer ja auch Prinzen, weil sie nur im Märchen vorkommen. Oder glaubst Du etwa an „ Die Schöne und das Biest“, an ein Julia Roberts Märchen? Mir scheint, nach diesem Film wollten alle Frauen einen Millionär ehelichen.“
„ Und sich vorher in das liegende Gewerbe begeben?“
„Ach, auch ohne Alkohol oder Drogen kann man sich Männer schön malen.“
„Wirklich? Na, ich weiß nicht… Genauso wie Männer nach jung und schön schauen, mit zweifelhaften Blondinen in Sportwagen herumfahren und so tun, als ob sie tun könnten und nie das Optimum kriegen, so sollten wir sie auch nicht nach weiblichen Kriterien beurteilen. Wenn sie Verstand haben, gepaart mit Gefühlen und diese dann auch noch zeigen können, ist schon viel gewonnen.“
„Es gibt aber auch schöne Männer.“
„Ja, und das sind dann meistens die größten Idioten, die überall in den Spiegel schauen.“
„Ich meine eine edle Seele, eine innere Schönheit.“
„ Hast du sowas schon einmal erlebt? Gandhi ist tot, Martin Luther King auch und alle ähnlichen Helden, nach denen Du schmachtest.“
„Auf der anderen Seite ist ein Mann natürlich interessant und attraktiv, wenn ihn ein dunkles Timbre umgibt, eine leichte Verwegenheit. Man traut solchen Männern mehr Kraft und besseren Sex zu. Eine Freundin brachte es auf den Punkt:
- Mit Machos kann man gut bumsen – mit Softies gut leben.“
„Ein „Lonely Cowboy“, der Unabhängige, Autonome, hat nun mal prickelnd aufreizend solche Eigenschaften, die Frauen oft fehlen und schliesslich will man als Frau ja wachsen und nicht verblöden.“
„ Ja natürlich, Wölfe sind aufregender. Doch glauben viele Prinzessinnen unter den Frauen, ihren Wolf zähmen zu müssen. Dann ist er kein Wolf mehr, sitzt gelangweilt am Küchentisch, bohrt sich in der Nase und liest die Sportnachrichten.“
Ein mir einstmals bekannter Herr überzeugte mich alleine durch seine große Größe, nämlich stolzen 1,90.
Ich machte mir darüber so meine Gedanken.
Das Merkwürdige bei gut betuchten Herren war, dass durch ihre bewundernswerte vordere Reichweite sich die locker sitzenden Jeans unförmig bemerkbar machten. Passte die Hose vorne, um sich in der Bauchgegend zu positionieren, tat sie es hinten nicht. Passte sie aber hinten, war es unmöglich, sie über die vorderen Gebilde zu ziehen, und gerade die Hinterfront, auf die Frauen so gerne schauen, war nicht zu erkennen, da die Jeans dort dürftig schlotterten.
Zugegeben war ich einst ein Fan von Sigmar Gabriels ganzer Schönheit, die diesem vor mir stehenden Mannesbild schon recht nahe kam.
Doch musste ich leider von Sigmar Gabriel wegen seiner neuen inneren Werte Abschied nehmen und den vor mir Stehenden befragte ich lieber nicht, da ich mit Ähnlichem rechnete.
Aber diese großen Männer haben die einzigartige Chance, alles von Oben zu betrachten, in einer Auf- und Übersicht.
Es gab  auch Männer, meine lieben Damen, die aussahen wie stramme Baumstämme mit schön strukturierter Kruste, doch innen gähnte ein Loch, das bestenfalls sagen konnte:
„Wie hat Schalke gestern gespielt?“
Oder fragten, ob es sich bei Miles Davis um eine neue Zigarettenmarke handele. Dagegen liebten sie es, wenn eine Frau ihrem Handwerken beistand, das Werkzeug reichte und ihnen ein nicht zu kleines Lob aussprach.
Hatte mir schon einmal jemand beim Kochen die Pfanne gehalten? Oder einen Soßenlöffel gereicht? Nein! Das hätte ich mir auch verbeten. Schließlich war das meine Sache und damit gut. Ich brauchte keinen Werkzeughalter, wozu hatte ich Hand und Verstand!
Kleine Männer waren, wie mein ehemaliger Vermieter, der anscheinend mit Alfred Tetzlav sympathisierte, nicht frei von dem Bedürfnis, ihren Kamm höher stellen zu wollen und erinnerten mich machmal an Giftzwerge wie Rumpelstilzchen, das mit einem jugendlichen Aufstampfen Recht haben wollte.
Mein Vermieter verwickelte jeden Passanten auf dem Gehsteig vor dem Haus in unsinnige Gespräche und Diskussionen, um zu zeigen, wie begabt er doch in allen Dingen Recht hatte. Fühlte sich aber solch ein Kleiner irgendwann als Opfer, würde er wild um sich schlagen, um zum großen Täter zu reifen.
Insgesamt hatte sich die Unart verbreitet, ob Frau ob Mann oder andere, sein Ego zwecks allgemeinem Machtkampf stets hoch zu stellen, in der Regel über andere, eine bevorzugte kapitalistische Denkensweise, die nun aus den Köpfen nicht mehr rauszukriegen war.
In meinem Wirkungskreis befanden sich viele bunte Typen, Künstler, Outlaws, die John Steinbeck in „Straße der Ölsardinen“ wunderbar gewürdigt hatte, Leute, die sich gegenseitig solidarisch betrogen und Spaß am Leben hatten, zwar mit Problemen, die sie aber recht unkonventionell zu lösen vermochten.
Ihre Entgrenzungen waren lustig, lebendig und lebensfroh, ihre Verantwortungslosigkeit kindlich und naiv. Doch die normalen Bürger, jene, die sich für normal gute Bürger hielten, liefen mit den Spiegelbrillen ihres Egos herum und werteten und bewerteten alles, was sich bewerten ließ oder auch nicht.
In diesen Gewächsen bekam ich blaue Flecken, bis ich als Fallobst auf dem Boden landete und vermoderte. Man sagt ja, Glück und Freude verlängerten das Leben, doch erzwungene Normen und Formen konnten es auch verlangweilen.
Harry Haller im „Steppenwolf“ von Hermann Hesse, der Grenzwandler in der Gesellschaft, war mir da schon wesentlich lieber, da er das Bohnerwachs im Treppenhaus als heimlich genossene Bürgerlichkeit einsaugte, aber nicht in ihr wohnte.
Ich gefalle mir in einer Phase absoluter Askese, denn ich laufe nicht mehr wie ein Lametta behangener Weihnachtsbaum herum, muss kein Rauschgoldengel Lächeln aufsetzen, um irgend jemand zu gefallen. Es hat sich aus-gegrinst. Ich wundere mich, wie schön ruhig alles sein kann.
Vor allem ich.
Aber ihr Frauen sollt in meiner Betrachtung auch nicht zu kurz kommen. Ärgerlich könnten Frauen sein, wenn immer und überall Literaten die Frauen auf ihr Äußeres reduzierten. Einer Literatin wie Jane Austen war das schon recht früh aufgefallen und sie verhöhnte das eigene Geschlecht.
"Will eine Frau gefallen, muss sie unwissend sein"
und behauptete weiterhin, in den Briefen von Frauen fehlte oft etwas Entscheidendes, nämlich das Thema.
Heute scheint in der woken Gemeinde alles viel einfacher geworden zu sein. Mann und Weib oder was es sonst noch so gibt definieren sich nicht mehr über ihr Geschlecht, doch dabei weiterhin über die Selfies im Internet, über ihr Aussehen, einem präsentierten, nicht gerade einem offensichtlichen. In neuerer Idee, so erscheint mir nun der Konkurrenzbetrieb, rivalisiert man gerne mal unter einander und nennt es dann Beziehung.
Liebe Leute, wo sind wir hingekommen, wenn sich Menschen zur Ware machen und das wirklich Wahre verleugnen und vergeuden?
Obwohl - das Ganze nun mal gar nicht so einfach ist.

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

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