Richard und Maria: Aufstieg um jeden Preis? - Schauspielhaus startet am Wochenende in die neue Spielzeit

Der Aufstieg einer Frau im Wirtschaftswunder: „Die Ehe der Maria Braun“. | Foto: Küster
  • Der Aufstieg einer Frau im Wirtschaftswunder: „Die Ehe der Maria Braun“.
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Am Sonntag wurde rund ums Schauspielhaus kräftig gefeiert - am kommenden Wochenende wird‘s ernst: Mit zwei Premieren startet das Theater in die Saison 2012/2013. Zwei Stücke, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: „König Richard der Dritte“ und „Die Ehe der Maria Braun“.

Eine starke Frau und ein starker Mann also, die Titelfiguren der Eröffnungspremieren sind. Sucht man nach Parallelen zwischen den beiden Stücken, so findet man diese womöglich am ehesten darin, dass in beiden Aufstiegsgeschichten erzählt werden und der Einfluss der Verhältnisse auf die Entwicklung eines Menschen und seiner Entscheidungen hinterfragt wird.
Schon in seiner ersten Bochumer Spielzeit hat Hausregisseur Roger Vontobel für „Die Labdakiden“ - die Geschichte von Ödipus und seinen Kindern - vier antike Stoffe zusammen gezogen. Einen ganz ähnlichen Weg beschreitet er nun auch - und läutet damit erneut die Spielzeit ein: Mit „Heinrich VI“ und „Richard III“ zieht er zwei große Shakespeare-Stücke zu einem Abend zusammen.

Sein Ziel ist es, nicht nur die ganze Königwerdung Richards zu erzählen, sondern auch plastisch zu zeigen, warum es jenseits der Frage nach Gut und Böse manchmal keinen Weg vom Krieg zurück zum Frieden geben kann. Richard der Dritte gilt als einer der bösesten Charaktere Shakespeares. Doch seine Eroberung des Throns von England, bei der er mit Tricks, Intrigen und Mordkomplotten nicht nur seine Vorgänger und andere mögliche Konkurrenten, sondern auch seine beiden Brüder aus dem Weg räumt, hat eine lange Vorgeschichte. Premiere für „Richard der Dritte“ ist am Samstag, 22. September, um 19 Uhr.

In der Titelrolle des König Richard gibt es ein Wiedersehen mit Paul Herwig, der auch in „Die Labdakiden“ die Hauptrolle des Ödipus spielte. 2010 wurde er - neben zahlreichen anderen Auszeichnungen - mit dem „Faust“ als bester Schauspieler geehrt.

Roger Vontobel, seit dem Amtsantritt von Anselm Weber Hausregisseur an der Königsallee, hat in den letzten Jahren mehrfach derart große Stoffzyklen inszeniert - zuletzt brachte er im Schauspielhaus mit „Was ihr wollt“ ebenfalls eine Shakespeare-Adaption auf die Bühne. Der 35-Jährige gehört zu den prägenden Regisseuren seiner Generation und wurde - ebenfalls 2010 - mit dem „Faust“ als bester Regisseur ausgezeichnet.

Für seinen neuen Shakespeare-Abend greift Vontobel auf eine vielköpfige Besetzung zurück: Neben Paul Herwig stehen Therese Dörr, Matthias Eberle, Jürgen Hartmann, Martin Horn, Florian Lange, Felix Rech, Roland Riebeling, Dimitrij Schaad, Jana Schulz, Michael Schütz, Xenia Snagowski, Werner Strenger, Jutta Wachowiak und Klaus Weiss auf der Bühne. Als Musiker ist Keith O’Brien mit dabei.

In die bundesrepublikanische Nachkriegswirklichkeit entführt dagegen die zweite Premiere des Eröffnungswochenendes: Mit „Die Ehe der Maria Braun“ wird erneut ein Film für die Theaterbühne adaptiert. Regie führt Jan Neumann; die Premiere findet am Sonntag, 23. September, um 19 Uhr, in den Kammerspielen statt.

Rainer Werner Fassbinders Film „Das Wirtschaftswunder“ bringt den Gründungsmythos der Bundesrepublik auf den Punkt und erzählt gleichzeitig eine große, tragische Liebesgeschichte von Maria und Hermann, die im Bombenhagel 1943 heiraten und deren Eheversprechen die Einlösung verwehrt bleibt.

In seiner Inszenierung untersucht Jan Neumann den Film als Theaterstoff und übersetzt die filmischen Mittel Fassbinders in theatrale Mittel, ausgehend vom Bochumer Ensemble. Dabei richtet sich sein Blick auf ein doppeltes Damals – das Damals der erzählten Geschichte und das, in dem Fassbinders Film entstand – und untersucht heutige Bezüge.

Bettina Engelhardt ist in der Titelrolle zu sehen. Neben ihr auf der Bühne stehen: Roland Bayer, Maja Beckmann, Raiko Küster, Max Landgrebe, Katharina Linder und Daniel Stock.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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