Rottstr5-Theater startet 2021 neues Theaterprojekt
Sensibel für Veränderungen

Oliver Thomas will dem Rottstr5-Theater neue Spielorte erschließen - und damit auch ein neues Publikum. | Foto: Theater
  • Oliver Thomas will dem Rottstr5-Theater neue Spielorte erschließen - und damit auch ein neues Publikum.
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„Durch die Corona-Pandemie waren wir auf der Suche nach alternativen Spielorten in Leerständen oder Freiflächen, falls ein Theaterbetrieb bei uns im Heimathafen längerfristig nicht machbar gewesen wäre“, gibt Theaterleiter Oliver Thomas Einblick in die Entstehung des Projekts „Radikal. Hyperlokal.“, das nun auch dank einer Förderung der Stadtwerke Bochum realisiert werden kann.

Die Stadtwerke haben „Radikal. Hyperlokal“ als Zukunftsprojekt für die Förderperiode 2021 bis 2023 ausgewählt. Der Ansatz, Leerstände als Herausforderung für die Kulturszene zu begreifen, ist im Theater unter den Gleisen allerdings schon älter. „Die Umstände der Corona-Pandemie“, erläutert Oliver Thomas, „haben den Ausschlag gegeben, das Themenfeld jetzt anzugehen.“
Inhaltlich geht es bei „Radikal. Hyperlokal.“ um Pioniere und Visionäre – und um die ganz konkrete Umgebung, in der sich ihre Ideen entwickeln. Schließlich hat auch die digitale Revolution an einem ganz konkreten Ort ihren Anfang genommen – in Palo Alto im Silicon Valley. Dieser Ansatz findet seine Entsprechung in der Inbesitznahme von Leerständen durch Akteure, die bislang nicht in Einkaufsstraßen zu finden waren und vielleicht eine Neuinterpretation von Urbanität leisten können. Dies könnte der Vorgriff auf eine Zukunft sein, in der der verbleibende stationäre Handel in den Innenstädten durch Orte der Begegnung und des Austausches ergänzt wird. „Bochum ist ein Raum voller ungenutzter Möglichkeiten“, ist Oliver Thomas sicher.

Lost places

Das Rottstr5-Theater wird seinem Domizil unter dem Rundbogen einer Bahnbrücke dabei keinesfalls untreu, sondern will sich zusätzlich ausgewählte „lost places“ der Stadt erobern, die dann für ein oder zwei Abende zur Theaterbühne werden. Dabei denken die Theatermacher sowohl daran, Stücke aus dem Repertoire an ungewöhnlichen Orten zu zeigen, als auch daran, neue Stücke, die sich mit dem Themenkreis „Pioniere“ befassen, zunächst an einem „verlassenen Ort“ zu zeigen, bevor sie an der Rottstraße Teil des Repertoires werden. Der Begriff „hyperlokal“, der eigentlich den Zustand beschreibt, dass physische und virtuelle Welt verschmelzen, wird hier als Hineinwirken des Theaters in die Stadt und die Stadtteilzentren verstanden. Das bislang ungenutzte Potential von Leerständen soll so stärker ins Bewusstsein rücken. Zugleich möchte sich das Rottstr5-Theater auf diese Weise ein neues Publikum erschließen.
Wenn es um „Pioniere“ geht, denken viele natürlich an Stoffe wie Bertolt Brechts „Leben des Galilei“ oder Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“. Beide Werke haben die Projektverantwortlichen für „Radikal. Hyperlokal“ ins Auge gefasst. Daneben soll es aber auch um die heutigen Akteure gesellschaftlichen Wandels gehen – zum Beispiel Edward Snowden und Greta Thunberg. Solche Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart stehen für die Radikalität, die nötig ist, bestehende Denkweisen zu verändern. Pro Jahr sollen sich ein bis zwei Theaterproduktionen mit diesem Themenkreis befassen. Zu einem Mini-Festival in Leerständen sollen auch Akteure aus anderen Ruhrgebietsstädten eingeladen werden. Lesungen und Diskussionsrunden mit Gästen aus Bochum sind ebenfalls vorgesehen. Oliver Thomas erklärt: „Es gibt viele Ideen zur Umsetzung.“ Theaterfans dürfen sich also auf drei aufregende Jahre freuen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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