Solo „Aggro Alan“ im Rottstr5-Theater
Wie ein irregeleiteter Politiklehrer

Roger (Matthias Hecht) ist zwar durchaus im Internet-Zeitalter angekommen, auf seine Overheadprojektoren möchte er jedoch nur ungern verzichten. | Foto: Schnorrbusch
  • Roger (Matthias Hecht) ist zwar durchaus im Internet-Zeitalter angekommen, auf seine Overheadprojektoren möchte er jedoch nur ungern verzichten.
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In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in Büchern wie Robert Blys „Eisenhans“ unter dem Etikett „Männerbewegung“ eine Rückkehr zur traditionellen Männerrolle propagiert. Die britische Dramatikerin Penelope Skinner greift dieses Gedankengut in ihrem Stück „Aggro Alan“ auf – und zeigt, wie es im Internet-Zeitalter mit seinen neuen Verbreitungswegen für Ideen aller Art neue Brisanz gewinnt. Am Rottstr5-Theater inszeniert Damian Popp das komisch-tragische Solo mit Matthias Hecht in der Rolle des vom Feminismus gebeutelten Roger.

Dass das Leben es mit Roger nicht immer gut gemeint hat, ist kaum zu bestreiten. Doch statt das Beste aus der Situation zu machen, sucht er sein Heil zunehmend in der Ideologie des Antifeministen „Aggro Alan“. Wie ein irregeleiteter Politiklehrer laviert Roger zwischen einer beeindruckenden Zahl von Overheadprojektoren. In einer Mischung aus Sendungsbewusstsein und Egozentrismus ordnet er seine Erfahrung in den Kontext der rückwärtsgewandten Weltanschauung seines Gurus ein – frei nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“.
Als Roger seinen halbwüchsigen Sohn wiedersieht, zeigt sich, wie problematisch seine Weltsicht ist. Das Ganze ist dann nicht mehr einfach unfreiwillig komisch, sondern Rogers Tunnelblick erweist sich als hoch problematisch.
Matthias Hecht hält das Bild von Roger gekonnt in der Schwebe – ist man in einem Moment geneigt, Mitleid mit ihm zu empfinden, fehlt einem im nächsten Augenblick jedes Verständnis für seine immer unsinniger werdenden Lösungsansätze. Ein schwächerer Schauspieler würde die Figur einfach der Lächerlichkeit preisgeben, aber Matthias Hecht zeigt auf beeindruckende Weise Rogers Ambivalenz.

Termine
- „Aggro Alan“ ist am Freitag, 6. März, um 19.30 Uhr wieder im Rottstr5-Theater zu sehen.
- Eine weitere Aufführung folgt am Donnerstag, 26. März, ebenfalls um 19.30 Uhr.
- Karten können unter: karten@rottstr.de oder unter Tel.: 0163-7615071 reserviert werden.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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