"Blut" Bio-Tomaten aus Spanien
Brutale Ausbeutung der Plantagenarbeiter

Bäuerin in Almeria/Spanien mit Bio-Tomaten - sie gehört garantiert nicht zu den Lieferanten der Lebensmittelkonzerne | Foto: Quelle: https://de.freepik.com/fotos-kostenlos/baeuerin-mit-tomaten_17622227.htm#query=Bio-Tomaten%20aus%20Almeria&position=5&from_view=search&track=ais
  • Bäuerin in Almeria/Spanien mit Bio-Tomaten - sie gehört garantiert nicht zu den Lieferanten der Lebensmittelkonzerne
  • Foto: Quelle: https://de.freepik.com/fotos-kostenlos/baeuerin-mit-tomaten_17622227.htm#query=Bio-Tomaten%20aus%20Almeria&position=5&from_view=search&track=ais
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Wer in Supermärkten wie REWE, Lidl und Co. Tomaten aus biologischem Anbau kauft, meint, gute und umweltfreundliche Produkte erworben zu haben. Doch der Schein trügt: Auch hier werden chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Die Bedingungen, unter denen die Erntehelfer dort arbeiten müssen, schreien zum Himmel. Aus den "Bio-Tomaten" werden "Bluttomaten", denn sie werden von Menschen geerntet, die bis zu 70 Stunden in teilweiser sengender Hitze schuften müssen und sich nicht einmal vor Ort waschen können! Im Übrigen in elenden Slums hausen, ohne fließend Wasser und Strom!

Ich verweise hierzu auf einen Bericht der ARD-Tagesschau vom 23.02.23 - 6.00 Uhr: (Auszüge)

Trotz Lieferkettengesetz: In deutschen Supermärkten landen nach rbb-Recherchen weiterhin spanische Bio-Tomaten, die von Migranten unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert werden.

Aus der Ferne schaut Said (Name geändert) auf das riesige Treibhaus, in dem er bis vor kurzen Tomaten geerntet hat. 40 Stunden in der Woche, zum gesetzlichen Mindestlohn von 7,67 Euro pro Stunde, so steht es jedenfalls in seinem Arbeitsvertrag. Doch die Realität ist eine andere: "Wir arbeiten mehr. Bis zu 70 Stunden pro Woche. Bezahlt werden aber nur 40, von Montag bis Freitag. Samstage und Sonntage und Überstunden werden nicht abgerechnet", sagt Said.

Der Stundenlohn sinkt so auf knapp vier Euro. Doch als Said auf eine faire Bezahlung pocht, habe ihn der Chef sofort entlassen. Nicht das einzige Problem beim Gemüseproduzenten Bio Cemosa, für den Said gearbeitet hat. Er habe auch erlebt, wie Pflanzenschutzmittel ohne jede Schutzkleidung ausgebracht wurden. Danach hätten sich die Arbeiter nicht einmal waschen können, denn es gebe keine Waschräume oder Toiletten.

Bio Cemosa steht am Anfang einer Lieferkette, die in den Filialen von Rewe, Lidl und Edeka in Deutschland endet. Eine unscheinbare Nummer auf den Verpackungen der Tomaten weist sie als zertifizierte Ware aus und steht für eine "gute und soziale Agrarpraxis". Dank dieser Nummer lässt sich die Kette zurückverfolgen - von der Gemüsetheke zur südspanischen Kooperative Biosabor und deren Mitglied Bio Cemosa.

José García Cuevas von der Regional-Gewerkschaft SOC-SAT kämpft für viele der meist ausländischen schutzlosen Beschäftigten. "Die Unterschlagung von Lohn sei allgegenwärtig, sagt er, genauso wie das Missachten des Gesundheitsschutzes", prangerte er an. Wer sich dagegen wehrt, fliegt raus! Die ausbeuterischen Konzerne gehen umso brutaler vor, je weniger Rechte ein Arbeiter hat. Da die meisten Flüchtlinge sind und vielleicht täglich um ihre Abschiebung fürchten müssen, haben die Profitgeier leichtes Spiel.

Ein sogenanntes Lieferkettengesetz soll solche Verbrechen an Beschäftigte ausschließen. Doch es entpuppt sich als zahnloser Tiger. Wahrscheinlich ist dieses Gesetz nur ein "Feigenblatt" für die deutschen Konzerne, die im Ausland produzieren lassen.

Lohnausbeutung, Missachtung von Arbeitsschutz, massive Umweltverschmutzungen:  Wie nicht anders zu erwarten: Gesprächsanfragen zu den Zuständen bei ihren Tomatenlieferanten lehnen Rewe, Edeka und Lidl ab. Sie antworten schriftlich: Solche "Zustände sind nicht bekannt", heißt es von Edeka. Lidl und Rewe verweisen auf "regelmäßige, unabhängige Kontrollen vor Ort", durchgeführt nach der "für die Landwirtschaft geeigneten Zertifizierung GlobalGAP". Eine solche Zertifizierung bescheinige den Supermarktketten die Einhaltung von "Umwelt und Sozialstandards" bei ihren Gemüseproduzenten. (Quelle: tagesschau vom 23.02.23).  Ein altes Sprichwort bewahrheitet sich: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!

Miriam Saage-Maaß, Chefjuristin bei der Menschenrechtsorganisation ECCHR meint, dass es solche Antworten der deutschen Lebensmittelkonzerne nach dem neuen Lieferkettengesetz nicht mehr geben darf! Denn die Zustände in Almería verstoßen ihrer Ansicht nach gegen das seit Januar gültige neue Lieferkettengesetz. Das soll sicherstellen, dass die Zulieferer der großen deutschen Unternehmen Menschenrechte und Umweltstandards einhalten. Außerdem sind die Unternehmen verpflichtet, eigenen Risikoanalysen durchzuführen. Frommer Wunsch von Saage-Maaß!

Eines ist sicher: Als langjänriger Kunde von Rewe werde ich keine Gemüsesorten aus dem Ausland mehr kaufen! (Lidl wird bei mir schon lange boykottiert, bei Edeka kaufe ich nie ein). Im Übrigen bekommen die genannten Lebensmittelkonzerne von mir einen offenen Brief, was ihre "soziale und nachhaltige Agrarpraxis" wirklich ist!

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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