Beabsichtigte Schließung von Krankenhäusern
Der Virus "Kapitalismus" befällt jetzt auch Krankenhäuser!

Die am heutigen 15. Juli veröffentlichte Studie der Bertelsmanns-Stiftung sieht eine Schließung von über 8oo Krankenhäusern (von heute bestehenden 1400) als entscheidende Verbesserung für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung an. (Quelle: FM, 60% der deutschen Krankenhäuser vor dem Aus?)

Zwar greift die Studie der Bertelsmann Stiftung eine berechtigte Kritik  an Personal- und Geräteausstattung kleinerer Krankenhäuser auf. Das heißt aber nicht, dass diese Krankenhäuser keine akute medizinische Notfallversorgung durchführen können. Diese Notfallversorgung wäre jedoch bei den Krankenhausschließungen, besonders in ländlichen Gebieten, massiv gefährdet. 

Das „Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung“ (IGES-Institut) erstellte diese Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. IGES definiert sich selbst in seinem Internetauftritt: „Wir bieten kreative Lösungen für Fragen der Versorgung, Qualität, Finanzierung und für die Gestaltung des Wettbewerbs öffentlicher Güter und Dienstleistungen.“ (Kurzprofil IGES). Und in der Tat: Einen Mangel an Kreativität kann man diesem Institut nicht vorwerfen. Allerdings: mit Verbesserungen im Gesundheitswesen hat all das nichts zu tun.

Mit dem Hubschrauber aus der Fläche ins Großklinikum? Diese Transportart ist sehr kostspielig, zudem zweifele ich an, ob überhaupt genügend Piloten und Hubschrauber für Notfälle zur Verfügung ständen, da die Rettungsflüge durch die großen Entfernungen zur nächsten Klinik immer häufiger würden und die Rettungsfahrzeuge viel zu lange unterwegs wären. Ich nenne ein Beispiel: Die Krankenhäuser in Brilon und Olsberg würden schließen und alle Patienten dieser Region müssten z.B. in Paderborn oder Meschede behandelt werden. Das wäre rein räumlich schon nicht zu lösen, denn die bestehenden Krankenhäuser in Brilon und Olsberg sind bestimmt nicht schwach belegt!
Die Krankenwagen wären von diesen Städten viel zu lange für akute Notfälle wie z.B. Schlaganfall oder Herzinfarkt unterwegs! Wer garantiert, dass für diese Notfälle sofort Rettungshubschrauber zur Verfügung ständen?

IGES sagt: „Nur Kliniken mit größeren Fachabteilungen und mehr Personal haben genügend Erfahrung für eine sichere Behandlung“. Viele Komplikationen und Todesfälle ließen sich durch eine Bündelung von Ärztinnen, Ärzten und Pflegepersonal sowie Geräten in weniger Krankenhäusern vermeiden. Kleine Kliniken verfügten dagegen häufig nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung, um lebensbedrohliche Notfälle wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall angemessen behandeln zu können.
Ich halte es für ein Gerücht, dass diese nicht exotischen Notfälle nicht auch von den kleinen Kliniken zumindest als Erstversorgung behandelt werden können!¹

Außerdem ist es eine Illusion, zu denken, in den großen Krankenhäusern läuft alles gut.

Dazu verweise ich auf einen Bericht  von Uschi Gerster, Krankenschwester am Uniklinikum Essen

"Zynisch werden hier Todesfälle angesprochen, ohne die möglichen Todesfälle durch angestrebte Schließungen ebenfalls zu thematisieren. Warum sollte es nicht möglich sein, in allen Häusern optimale Bedingungen zu schaffen. Das sieht auch Uschi Gerster ähnlich. Die Essener Krankenschwester ist Sprecherin der ver.di-Vertrauensleute am Uniklinikum in Essen. Ich halte es für eine Illusion zu glauben, in den großen Krankenhäusern mit ihren teuren Apparaten läuft alles gut, und im Sinne der Beschäftigten und Patienten. Nicht umsonst haben gerade große Kliniken wie die Charité in Berlin oder wir am Uniklinikum Essen und Düsseldorf usw. bereits wochenlang gestreikt. Verbesserungen müssen wir uns immer erkämpfen. Natürlich ist es richtig, dass man erfahrener und sicherer wird beim Operieren, je mehr Praxis jemand hat. Aber auch die Ärzte in den großen Krankenhäusern fangen mit einer ersten OP an und müssen dabei lernen. Falls das wirklich ein Problem ist, kann und muss das anders gelöst werden."

Die Studie ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Krankenhausbeschäftigten, sondern stellt die Tatsachen auf den Kopf. Denn gerade in den genannten Notfällen ist der Zeitfaktor für die Erstbehandlung von entscheidender Bedeutung. Da nutzt den Patienten die angeführte „durchschnittliche Fahrzeit“ bis zum nächsten Krankenhaus gar nichts, wenn tatsächlich der Krankentransport langwierig über verstopfte Straßen in die nächste Großstadt erfolgen muss.

Nur noch Krankenhäuser mit mindestens 600 Betten?

Dass solche Aussagen nicht aus Unkenntnis erfolgen, wird spätestens deutlich, wenn die Studie sagt, was sie sich als Alternative vorstellt. Übrig bleiben sollen nur noch Krankenhäuser mit mindestens 600 Betten sowie etwa 50 Großkliniken mit mindestens 1500 Betten. Zum Vergleich: Der Durchschnitt heute liegt bei unter 300 Betten. Bei einer solchen „Gestaltung des Wettbewerbs“ (Kurzprofil IGES) lassen Krankenhauskonzerne wie Helios oder Rhön-Klinikum grüßen. Denn als international tätige Übermonopole sind hauptsächlich sie in der Lage, die notwendigen Mittel für solche Großkliniken aufzubringen, und in profitträchtige Anlagen zu verwandeln.

Und in der Tat: Die Entlassung Zehntausender Beschäftigter aus den zu schließenden Kliniken eröffnet den verbliebenen Konzernen ganz neue Möglichkeiten zur Lohndrückerei in den verbleibenden Krankenhäusern. Statt Mangel an Fachkräften auf einmal ein Überangebot!  Deshalb wird sich der Betreuungsschlüssel für die Anzahl der Patienten für eine Pflegekraft kaum ändern. Nach wie vor ist die Pflegekraft einem ständigen Zeitdruck bei der Versorgung der Patienten ausgesetzt.

Selbst im Grundgesetz ist eine flächendeckende Gesundheitsvorsorge festgeschrieben. Nach den Plänen der Bertelsmann-Stiftung hätten wir auch in Deutschland ähnliche Zustände im Gesundheitswesen wie in Entwicklungsländern! Mit Ausnahme der wohlhabenden Privatpatienten, die sich teure Privatkliniken leisten könnten!

Das Streben nach Profit ist eine der größten "Seuchen" in kapitalistischen Ländern. Gesundheit ist keine Ware! Dehalb muss der "kapitalistische Virus" der Krankenhausvernichtung schnellstens bekämpft werden!

Wenn Krankenhäuser geschlossen werden, wäre das m.M. eine Behinderung der medizinischen Hilfeleistung, was sogar strafbar wäre! Dann müsste der deutsche Staat verklagt werden!

Ähnlich wie Friday for future sollten Menschenmassen gegen die Pläne der Bertelsmanns-Stiftung für Krankenhausschließungen auf die Straße gehen!

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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