Opel noch nicht aufgegeben
Auf der gut besuchten Montagsdemo gab es eine lange Diskussion zum Dauerthema "Werkschließung Opel".
"Heute steht wieder einmal das brisante Thema Opel zur Debatte", eröffnete einer der Moderatoren die Montagskundgebung, "der angeblich ausgehandelte Sozialtarifvertrag (eine Kapitulation an die Arbeitsplätze) im Zusammenhang mit der Werksschließung liegt bis heute nicht vor. Wie die aktuelle Entwicklung bei Opel ist, darüber soll heute berichtet und diskutiert werden".
Ein Vertrauensmann von Opel erläuterte: "Es ist richtig, dass dieser Sozialtarifvertrag noch nicht vorliegt. Der Moderator sprach zu Recht von einer Kapitulationserklärung für die Arbeitsplätze. Die Verhandlungen sind ins Stocken geraten und in der Öffentlichkeit wird durch die Medien verbreitet, dass sich die Belegschaft von Opel mit der Werksschließung des Bochumer Werks I abgefunden hat und es kein Widerstand gibt. Genau das Gegenteil ist der Fall. In mehreren Betriebsratssitzungen ging es turbulent zu und es kam im vergangenen Jahr bereits zu einer spontanen Arbeitsniederlegung durch die Nachtschicht. Viele Beschäftigte wollen die Werkschließung in Bochum nicht so einfach hinnehmen, die Tendenz ist steigend. Darüber berichtet aber keine Presse. Wir sind überzeugt, dass es zum unbefristetem selbständigen Streik kommen wird".
"Wie haben in der Endfertigung Broschüren der Betriebsratsgruppe Offensiv für einen Kampf um jeden Arbeitsplatz verteilt", berichtete ein weiterer Mitarbeiter von Opel, "die Meister versuchten mit allen Mitteln, diese Aktion zu beenden und drohten mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen und schalteten schließlich den Werkschutz ein. Wir haben uns aber nicht einschüchtern lassen und trotzdem weiterverteilt. Die Reaktion der Betriebsleitung beweist die Angst der Geschäftsführung vor einem Arbeitskampf".
Eine BASTA-Frau schilderte: "Als Frauenorganisation unterstützen wir selbstverständlich den Kampf um jeden Arbeitsplatz bei Opel. Zum großen Teil sind unsere eigenen Männer von der Arbeitslosigkeit betroffen. Wir haben versucht, an einigen Belegschaftsversammlungen teilzunehmen, uns ist jedes mal der Zutritt verwehrt worden. Davon lassen wir uns jedoch nicht entmutigen".
Eine Rednerin meldete sich: "Ich bin Mitglied der MLPD. Auch wir unterstützen die Opelaner im Kampf um jeden Arbeitsplatz. Seit längerer Zeit verkaufen wir unsere Partei-Zeitschrift Rote Fahne vor den Opel-Toren und wurden immer wieder daran gehindert. Gegen zwei Verkäufer der Roten Fahne wurde inzwischen Anzeige durch die Opel-Geschäftsführung erhoben. Ähnlich ging man bei der Wahlwerbung der MLPD durch einige Bochumer Bundestagskandidaten im vergangenen Jahr vor. Auch sie bekamen eine Anzeige. Alle Verfahren wurden jedoch eingestellt. Die Presse berichtete darüber jedoch nicht".
In einer weiteren Wortmeldung wurde die Überstundensituation bei Opel angesprochen: "Mir ist bekannt, dass viele Überstunden gefahren werden. Warum hat der Betriebsrat diese genehmigt?"
"Diese Überstunden betraf das Getriebewerk Opel II, das inzwischen bereits geschlossen wurde. Der zuständige Betriebsrat hat tatsächlich die Überstunden genehmigt. Damit wurde vom Opel-Management versucht, auf Halde zu produzieren, damit das Opel-Werk Rüsselsheim die Zafira-Produktion schnell übernehmen kann. Dieses Vorhaben ist gescheitert, da das neueste Zafira-Modell derzeit nur in Bochum gebaut werden kann. Jetzt werden aber keine Überstunden mehr geleistet", antwortete ein Opel-Mitarbeiter.
"Unser Betriebsratsvorsitzender Reiner Einenkel gerät immer mehr in die Kritik der Belegschaft, zumal er nicht das Eckpunktepapier zum Sozialtarifvertrag herausrücken wollte. Dagegen klagten einige Mitglieder des Betriebsrates auf einstweilige Anordnung vor Gericht, diese Klage wurde jedoch von einem unternehmerfreundlichen Richter abgewiesen", sagte ein weiterer Vertrauensmann von Opel.
"Die Situation bei Opel wird auch kritisch von Belegschaften anderer Betriebe verfolgt, so von den Beschäftigten eines Weichenwerkes in Duisburg, das geschlossen wird. Auch die Belegschaft von Outokumpu beobachtet genau das Geschehen bei Opel, zumal das Werk in Bochum-Höntrop vertragswidrig Ende 2014 geschlossen wird. Eine Solidarität aller Arbeitnehmer im Kampf um ihren Arbeitsplatz wächst", bemerkte ein Redner.
Zwischenzeitlich wurde das Montagsdemolied "Wir haben den längeren Atem" gesungen.
"Die Arbeiter des Opel-Werks Rüsselsheim sind mit den jetzigen Verhandlungen sehr zufrieden, man hört von dieser Seite überhaupt nichts von Widerstand", wandte ein Montagsdemonstrant ein. "Das berichtet das Opel-Management", lautete die Antwort durch einen Opelaner, "diese Belegschaft wurde mit dem Versprechen der Geschäftsführung, weitere Opel-Modelle in Rüsselsheim zu bauen, getäuscht und ruhig gehalten. In Wirklichkeit geht es GM nur darum, scheibchenweise mehrere Opel-Werke abzuwickeln".
"In dem sogenannten Sozialtarifvertrag geht es um Transfergesellschaften und die Wiedereingliederung in neue Arbeitsverhältnisse bei anderen Unternehmen. Diese Arbeitsplätze gibt es nicht, wenn auch die Stadt Bochum behauptet, durch das Freiwerden der Opel-Flächen könnte endlich große Industrie angesiedelt werden. Es gibt zahlreiche Industriebrachen in Bochum und nicht ein einziger neuer Arbeitsplatz ist entstanden. Die Perspektive 2022 ist daher reine Augenwischerei und strikt abzulehnen", hieß es in einem Redebeitrag einer der Moderatoren.
Nach gut einer Stunde endete die lebhafte Diskussion mit der Abschlusshymne. Am nächsten Montag wird gegen die allgemeine Preissteigerung insbesondere durch die Deutsche Bahn protestiert.
Die Moderatoren
Ulrich Achenbach
Christoph Schweitzer
Autor:Ulrich Achenbach aus Bochum |
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