Warnung vor Privatisierung
Wird das Trinkwasser zum Spekulationsobjekt?

Wie lange können wir uns noch an diesem Wasserreichtum erfreuen? Stoppt den Raubbau an diesem lebensnotwendigen Elexier! Wasser ist kein Spekulationsobjekt! | Foto: shutterstock.com.1458463331
  • Wie lange können wir uns noch an diesem Wasserreichtum erfreuen? Stoppt den Raubbau an diesem lebensnotwendigen Elexier! Wasser ist kein Spekulationsobjekt!
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Wer bei den Discountern Aldi, Netto und Co günstiges Trinkwasser aus Plastikflaschen kauft, begünstigt die Wassergewinnung für Konzerne zum Dumpingpreis. Außerdem trägt der Käufer unbewusst dazu bei, dass die Trinkwasserreserven auch in Deutschland knapp werden. Warum?

Vor zehn Jahren haben mehr als eine Million Menschen aus sieben europäischen Ländern ein Bürgerbegehren gegen die Privatisierung der Wasserversorgung unterschrieben. Zu keinem europaweiten Bürgerbegehren hatte es bis dahin einen solch großen Zuspruch gegeben. Handelsabkommen wie z.B. CETA konnten nicht durchgesetzt werden. Nach solchen Handelsabkommen hätten die Konzerne beliebig Umweltgesetze und Sozialgesetze der EU-Länder aushebeln können, wenn die Auflagen zum Handel mit der EU oder der  Errichtung einer Betriebsstätte in diesen Ländern ihren Profit geschmälert hätten. Dann müssten Kommunen oder Länder laut Vertrag hohe Entschädigungen an diese Konzerne zahlen. Von den Handelsabkommen wäre auch die Wasserwirtschaft betroffen.

Ich zitiere einen interessanten Bericht über die Rolle von Aldi und Co für eine hohe Wasserentnahme in Deutschland (Quelle: www.rf-news.de).

Die Wasserversorgung als elementarer Bestandteil der Daseinsfürsorge ist traditionell Aufgabe der Kommunen, die dazu Konzessionsverträge mit Stadtwerken oder regionalen Versorgern abschließen. In den nächsten Jahren laufen viele dieser langjährigen Verträge aus und Großkonzerne lauern auf den Zugriff zu diesem Spekulationsobjekt für die Anlage ihres überschüssigen Kapitals. Das Volumen des Wassermarktes in der EU wird auf einen dreistelligen Milliardenbetrag geschätzt. Schon seit Jahren läuft ein schleichender Prozess der Privatisierung der Wasserversorgung.
Wasserknappheit - bedingt durch verschiedene Faktoren

Deutschland ist eigentlich ein wasserreiches Land. Aber seit Jahren häufen sich extreme Wetterereignisse wie Dürren und Starkregen, Kennzeichen der Klima- und Umweltkatastrophe, die bereits eingesetzt haben. Manchmal regnet es wochen- oder monatelang kaum, dann fällt wieder viel Regen auf einmal. Der ausgetrocknete Boden kann das Wasser nur schwer aufnehmen – es läuft in Flüsse oder Bäche ab, anstatt im Boden zu versickern. Infolgedessen kann sich der Grundwasserstand nicht mehr regenerieren – das wiederum führt zu regionalem Wassermangel. Da über 70 Prozent des Trinkwassers aus dem Grundwasser stammen, ist auch die Trinkwasserversorgung bedroht; insbesondere Ost- und Norddeutschland sowie Bayern sind davon betroffen. In den letzten Jahren hat sich Deutschland zu einer der Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit entwickelt. Der Hydrologe Dietmar Mehl schrieb im August 2022, dass Deutschland in den letzten 20 Jahren so viel Wasser verloren hat, wie in den Bodensee passt.

Es sind nicht alleine die Folgen der bereits eingeleiteten Klimakatastrophe, die den Mangel an sauberem Trinkwasser für inzwischen mehr als 2,2 Milliarden Menschen weltweit verursachen. Der RWE-Konzern verbraucht für seinen Tagebaubetrieb fast 500 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Das entspricht 500 Milliarden Litern – etwa so viel, wie 10 Millionen Menschen im Jahr verbrauchen. Hierfür zahlt RWE maximal 5 Cent pro Kubikmeter.

Es gibt interessante Literatur über die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen. In dem Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ (Autor Stefan Engel) wird im Jahr 2014 bereits festgestellt (Zitat): Für den Mangel an sauberem Trinkwasser für die Menschheit sind vor allem vier Faktoren verantwortlich: „Verschwendung von Wasser für die internationale kapitalistische Produktion, Weltweite Verschmutzung und Verseuchung des Wassers, Handel und Spekulation mit Wasser und Auswirkungen der globalen Umweltkrise.“ (S. 211 f). Dieses Buch ist sehr aufschlussreich, ich besitze es selber.

Wasserentnahme für Spekulation und Maximalprofite

"Wasser gehört uns allen" - sollte man meinen. Doch selbst vor der dieser frei zugänglichen - allerdings knapper werdenden - natürlichen Ressource machen Monopolisierung und Spekulation nicht halt. Dieses perverse Phänomen kapitalistischer Profitwirtschaft auf Kosten von Mensch und Umwelt treibt immer wildere Blüten. Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé betreibt mit seiner Wassersparte Nestlé Waters in aller Welt Wasserabfüllanlagen und verkauft das Wasser zu Höchstpreisen an die Bevölkerung. Bekanntestes Beispiel ist die französische Kleinstadt Vittel. Seit Jahrzehnten pumpt Nestlé dort 1 Milliarde Liter Wasser pro Jahr ab und verkauft es höchst profitabel. Der Grundwasserspiegel sinkt dadurch jährlich um 30 Zentimeter. In der für ihren Wasserreichtum berühmten Stadt Vittel muss Wasser aus Nachbarorten mit kilometerlangen Pipelines beschafft werden. Auch die teure Marke S.Pellegrino gehört zum Nestlé-Konzern.

Aldi, Red Bull und Coca-Cola

In Deutschland bringen sich Lebensmittelkonzerne und Mineralwasserhersteller in Stellung. Erst kürzlich haben Aldi Nord, Red Bull und der Fruchtsafthersteller Rauch mehrere Mineralwasserbrunnen in Bayern, Hessen und Brandenburg gekauft. Zum Beispiel in Treuchtlingen, wo Aldi Nord ein großes Wasserwerk mit mehreren Brunnen übernommen hat. Auch in dieser Region sinkt der Grundwasserspiegel seit Jahren. Die Firma Altmühltaler, ein Mittelbetrieb zur Mineralwasserherstellung, wurde von seinem bisher größten Kunden, Aldi Nord, übernommen. Dieser führt jetzt weitere Bohrungen nach Wasser durch. In der wasserreichen Gegend gibt es für die Bevölkerung das Trinkwasser per Fernwassernetz. Aus 100 km Entfernung wird es herbeigepumpt. Aus den öffentlichen Brunnen schöpft die Firma Altmühltaler bzw. jetzt Aldi Nord Wasser, kostenlos. Denn in Bayern wird für Konzerne noch nicht mal der in anderen Bundesländern übliche Wasser-Cent erhoben. Dann füllt Altmühltaler das Wasser in Plastikflaschen um und liefert es bundesweit an Discounter. Der gleiche Konzern, dem Altmühltaler ursprünglich gehörte, betrieb die Urstromquelle in Baruth in Brandenburg. Er belieferte Edeka und Netto. Nach Ende dieser Zusammenarbeit wurde der Standort Baruth an den österreichischen Limonadenkonzern Red Bull verkauft. Aldi Nord wie Red Bull und in Lüneburg Coca-Cola sichern sich mit staatlicher Hilfe fast kostenloses Wasser, das sie der Bevölkerung klauen. Sie spekulieren darauf, dass Wasser infolge der Umweltkatastrophe knapper wird.

Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser muss durchgesetzt werden!

Die kapitalistische Profitwirtschaft greift jetzt zu den letzten Ressourcen, die noch nicht  monopolisiert und kommerzialisiert sind. Ist als nächstes die Luft dran?  Zwingend notwendiges Trinkwasser als Luxusgut zu vermarkten, ist in meinen Augen indirekter Mord!  Denn weder Mensch noch Tier kann ohne Wasser leben!  Zwar wird in Deutschland voraussichtlich das Trinkwasser noch nicht knapp oder unbezahlbar. In vielen Ländern der Welt ist das jedoch schon der Fall (wie z.B. in Somalia und der Sahel-Zone). Erbitterte Wasserkämpfe müssen geführt werden. Infolge der Umweltkatastrophe werden weltweit in den nächsten Jahrzehnten viele Menschen verdursten! Wir brauchen keine "Nationale Wasserstrategie" mit hohlen Versprechungen, dass die Versorgung der Bevölkerung Vorrang hat. Wir brauchen den entschiedenen Kampf um die Durchsetzung des Menschenrechts auf sauberes Trinkwasser. Wie bei vielen anderen politischen Brennpunkten stellt sich hier die Frage des gesellschaftlichen Systems.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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