Geschichten und Geschichte aus Bochum-Nord
Die Schöpfung bewahren – Abholzung am Schulzentrum Gerthe zu 95 % erfolgt

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Heute Mittag stand die Sonne günstig. Ich begab mich noch einmal auf Fototour rund um das entholzte Schulgelände. Der Schnee hatte die Stümpfe wie mit einem Leichentuch bedeckt. Alles kam mir ganz anders, irgendwie fremdartig vor. Plötzlich stolperte ich über eine Art Grabstein, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Jetzt ohne die störenden Bäume wirken auch kleine Dinge ganz groß.

Es war ein Gedenkstein, er war gestiftet vom Gemeinnützlichen Grünflächenverein „PRO GRÜN“ e.V. Zum Dank an Dieter Fleskes, ehemaliger Schulleiters des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums in Gerthe und einige Jahren als Vorsitzender des Umweltausschusses der Stadt Bochum.

Ganz groß steht darauf: „Die Schöpfung bewahren“.

Zum Glück gibt es ja das Internet, und da kann man meistens erfahren, wann und warum manches ist. Hier sind einige Auszüge aus einem WAZ Artikel vom 30.10.2007 von Juliane Ranft:

Zu Ehren von Dieter Fleskes pflanzte pro grün gestern eine Deutsche Eiche am Schulzentrum Gerthe. Die Aktion soll die Bochumer motivieren, durch Baumpflanzungen an Menschen zu erinnern und die Umwelt zu schützen. Das Thema Umwelt lag dem 63-Jährigen ehemaligen Englisch-, Geschichts- und Sozialwissenschaftslehrer immer schon am Herzen: "Umweltbewußtsein hat an unserer Schule stets eine sehr große Rolle gespielt. Wir haben ständig Projekte dazu durchgeführt und den Schülern beigebracht, wie man die Natur schonen und Abfall vermeiden kann."

Die Inschrift auf dem Stein entspreche ganz seinem Credo. Auch durch ein "kleines Pflänzchen" könne man etwas für die Zukunft unserer Stadt und unserer Umwelt machen. Aber nicht nur er wünscht sich, dass in Bochum mehr Bäume gepflanzt werden: "Ich wünsche mir, dass so etwas öfter passiert. So wird das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden. Die Stadt wird grüner und Menschen, die sich verdient gemacht haben, werden so in Erinnerung gehalten", erzählt Michael Grothe, stellvertretender Leiter des Umwelt- und Grünflächenamtes. Pro grün will durch diese Aktion auch andere Mitbürger und Mitbürgerinnen dazu anregen, für Menschen, die sich besondern enagiert haben, einen Baum zu pflanzen.

Der Baum gefällt mir sehr gut und ich bin begeistert von dieser Geste. Für mich war von Anfang an klar, dass der Baum nach Gerthe an meine alte Schule gehört", sagt Dieter Fleskes. Aber mit der Pflanzung ist sein Engagement für die Umwelt nicht beendet.

Leider ist, wahrscheinlich versehentlich, auch diese Eiche gefällt worden, die damals schon einen 30 cm dicken Stamm hatte.

Hier noch ein paar Auszüge aus dem aktuellen Artikel der WAZ von Sabine Vogts zum Thema:

Insgesamt 177 Bäume wird die Stadt fällen, davon 155 Stück noch in diesem Jahr. Die ersten 134 Bäume werden in der aktuellen Fällperiode bis Ende Februar abgesägt; davon fallen 110 Bäume unter die Baumschutzsatzung und sind mit insgesamt 197 Bäumen zu kompensieren. 21 weitere Bäume fallen dann ab Oktober. 15 davon sind geschützt, so dass 25 neue gepflanzt werden. In einer dritten Phase bis Ende Februar 2025, wenn der Altbau abgerissen wird und die Außenanlagen erstellt werden, folgen noch einmal 22 Bäume. 37 neue werden gepflanzt. Zudem müssen laut Stadt die Sträucher auf dem Wall hin zum Castroper Hellweg gerodet werden.

Ich habe den Eindruck, dass hier so viel wie möglich gerodet worden ist, nicht so viel wie nötig gewesen wäre.

100 Bäume sollen bereits in der Pflanzperiode 2021/22 im Bereich des Gerther Mühlenbachtales, 15 Bäume in der Grünwegeverbindung nahe des Kinderspielplatzes Auf der Panne gepflanzt werden. Die übrigen 144 zu kompensierenden Bäume sollen im Rahmen der Freianlagenerstellung bzw. im künftigen Bürgerpark südlich des Schulgeländes ab 2025 gepflanzt werden, im jedem Fall aber im Bezirk Nord. Es werden klimafeste Arten ausgewählt.

Beim Durchstreifen des jetzt riesig anmutenden Schulgeländes mit den vielen Baumstümpfen, die versuchten aus dem Schnee hervor zu Lugen, fiel mir spontan ein Lied ein, dass auch noch in den sechziger Jahren sehr populär war. Nur die Blumen habe ich etwas größer gemacht, fast wie ein Politiker:

Sag mir wo die Bäume sind,
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Büsche sind,
was ist geschehen?
Sag mir wo die Bäume sind,
Fällkräne pflückten sie geschwind.
Wann wird man je verstehen,
Wann wird man je die BürgerInnen verstehen?

Also keine Sorge, Gerthe wird grüner und schöner. Deshalb muss leider noch ein bisschen gerodet werden, damit die vielen auswärtigen Interessenten hier auch ein Plätzchen finden.

Wollen wir hoffen, dass für die geplanten Bebauungen nicht so viel unserer wertvollen innerstädtischen Grünflächen geopfert werden, und die Felder in der Stemke alle zum Ersatzwald herhalten müssen. Irgendwo müssen die neuen Bäume ja hin!

Wie hieß es noch bei der Laudatio: „Die Stadt wird grüner und Menschen, die sich verdient gemacht haben, werden so in Erinnerung gehalten"

Meine Fotos sollen einen Eindruck vom jetzigen Schulgelände und dessen Umfeld geben.
Dazu ein paar Impressionen von den zukünftigen Lost-Places: Das 45-Jahre alte Schulgebäude und eine Schneewanderung durch den Schwarzen Weg mit Blick auf den Kirchgarten und den Krankenhaus-Park. Geht mal dahin und dadurch, es ist noch sehr schön dort.

Autor:

Klaus Gesk aus Bochum

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