wortwerk.ruhr überträgt Texte in Leichte Sprache.
Hürden überwinden

Prüfassistentin Gudrun Hundertmark (v.l.n.r.) , Prüferin Melisa Bedemci, Übersetzerin Sylvia Berthold und Werkstattleitung Birgit Westphal stellen die Arbeit des wortwerk.ruhr vor.
 | Foto: Jens-Martin Gorny
  • Prüfassistentin Gudrun Hundertmark (v.l.n.r.) , Prüferin Melisa Bedemci, Übersetzerin Sylvia Berthold und Werkstattleitung Birgit Westphal stellen die Arbeit des wortwerk.ruhr vor.
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Das Schreiben vom Amt ist schon für viele Menschen ohne Beeinträchtigungen oft nur schwer verständlich. Für Menschen mit Lernschwierigkeiten, geistiger Behinderung oder geringen Deutschkenntnissen erschließt sich der Inhalt häufig gar nicht. Um allen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen überträgt  wortwerk.ruhr der Werkstatt Constantin-Bewatt Texte in Leichte Sprache.

Um Barrieren zu überwinden und möglichst vielen Menschen die volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, gibt es Leichte Sprache und Einfache Sprache. Die Werkstatt Constantin-Bewatt der Diakonie Ruhr widmet sich diesem Thema seit mehreren Jahren. Um Leichte Sprache innerhalb und außerhalb der Einrichtung zu etablieren und zu fördern, hat sie das wortwerk.ruhr – Werkstatt für Leichte Sprache gegründet.

Recht auf barrierefreie Information

„Barrierefreie Informationen sind ein Menschenrecht“, erklärt Sylvia Berthold. Die Mitarbeiterin der Werkstatt Constantin-Bewatt hat eine Weiterbildung zur Übersetzerin für Leichte Sprache absolviert. Sie überträgt Texte von Standardsprache in Leichte oder Einfache Sprache. Einfache Sprache richtet sich an Menschen mit Leseschwierigkeiten oder Nichtmuttersprachler. Sie folgt Empfehlungen – man findet sie zum Beispiel in Boulevardzeitungen.

Leichte Sprache vereinfacht Texte auf sprachlicher und inhaltlicher Ebene. Sie folgt gültigen Regelwerken. Zielgruppe sind insbesondere Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Demenzkranke. Kurze Sätze, kurze Wörter, Erklärungen von Fachausdrücken und ergänzende Bilder oder barrierefreie Fotos sind selbstverständlich, aber längst nicht alles: Der Text gilt erst dann als Text in Leichter Sprache, wenn durch speziell geschulte und zertifizierte Prüferinnen und Prüfer untersucht wurde, ob er auch für Menschen mit Behinderung gut verständlich ist.

Zertifizierte Prüfung der Texte

Für diese anspruchsvolle Aufgabe hat die Werkstatt Constantin-Bewatt inzwischen 16 Beschäftigte geschult. Neben ihrer sonstigen Tätigkeit in einem Arbeitsbereich der Werkstatt für Menschen mit Behinderung lesen die Prüferinnen und Prüfer in drei Gruppen Texte Korrektur. Sie untersuchen, ob alles gut verständlich ist. „Wir achten darauf, ob wir den Text leicht verstehen können und ob die Bilder zum Text passen“, erklärt Prüferin Melisa Bademci. Die Textprüfungen werden von zwei zertifizierten Prüfassistentinnen moderiert. Für diese Aufgabe haben die Werkstattmitarbeiterinnen Annette Hiller und Gudrun Hundertmark ebenfalls eine Weiterbildung absolviert. Jeder Text wird von der Gruppe dreimal geprüft. „Die Prüferinnen und Prüfer sind meine besten Lehrer“, sagt Sylvia Berthold. „Sie sagen, was noch nicht verständlich ist.“

Broschüre in leichter Sprache für Stadt Bochum

Inzwischen hat das wortwerk.ruhr sowohl innerhalb der Werkstatt Constantin-Bewatt als auch für andere Einrichtungen der Diakonie-Ruhr-Familie und für externe Kunden einige Aufträge umgesetzt. So wurden kürzlich mehrere Informationsbroschüren in Leichter Sprache für die Stadt Bochum erstellt – zum Beispiel zum Thema An- und Abmelden, Personalausweis, Reisepass, Schulberatung oder Hilfe bei häuslicher Gewalt. Für Wohnheime für Menschen mit Behinderung der Diakonie Ruhr wurden Infohefte für potenzielle Bewohner gestaltet. Die Werkstattbeschäftigten erhalten ein Heft, das ihnen in Leichter Sprache die Lohnabrechnung erklärt.

Inklusion und Teilhabe

„Leichte Sprache überwindet Hindernisse – im Kopf und auf dem Papier“, betont Werkstattleitung Birgit Westphal. „Nur wer lesen und verstehen kann, kann sich eine Meinung bilden. Das ist der Sinn von Inklusion und Teilhabe.“ Dokumente in Leichter Sprache sind allerdings nicht rechtsgültig. Im Vertrag kann auf die komplizierten, juristisch korrekten Formulierungen nicht verzichtet werden. Aber ein Text in Leichter Sprache kann ihn erklären und ergänzen.

Vorträge und Kurse

Das wortwerk.ruhr arbeitet für Institutionen, Firmen, Behörden oder Verbände, um Barrieren in der Kommunikation abzubauen. Neben der Übertragung von Texten – zum Beispiel für Druckwerke, Verträge oder Internetseiten – in Leichte oder Einfache Sprache berät und informiert es auch in inklusiven Vorträgen und Kursen über das Thema. Der Umfang des Auftrags wird individuell mit dem Kunden abgestimmt. In Zusammenarbeit mit einer Grafikerin können auch fertige Druckvorlagen geliefert werden. Professionelle Übersetzungen können beim wortwerk.ruhr in Auftrag gegeben werden. Weitere Informationen bei Sylvia Berthold unter Tel.: 0151 54932689 oder per Mail an: info@wortwerk.ruhr.

Autor:

Patricia Porwol aus Bochum

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