Geschichten und Geschichte aus Bochum-Nord
NIE WIEDER KRIEG – Gustav Kleffmann (1916)

Nie wieder Krieg - Gustav Kleffmann (1916) | Foto: Ute Butterwegge, geb. Kleffmann
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Nachfolgende Zeitdokumente und Fotos sind aus dem Besitz von Ute Butterwegge, geb. Kleffmann und wurde uns auf der Gerther Zeitreise übergeben. Sie stammen von ihrem Opa Gustav väterlicherseits. Von seinen Gedichten sind leider nur wenige erhalten.

Gustav KLEFFMANN, geboren am 22.07.1893 in Hamme, lebte mit seiner Frau Clara und seinen 4 Kindern im Haus Holthauser Str. 1a in Gerthe und arbeitete als Bergmann auf der dortigen Zeche Lothringen. Hamme und Gerthe gehören jetzt zu Bochum.

Reisepass 1928 | Foto: Ute Butterwegge, geb. Kleffmann
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Gustav KLEFFMANN war Soldat im I. Weltkrieg. Während des Kriegseinsatzes an der Somme-Front als Schütze des 11. Kompanie Garde Grenadir Regiments 5 wurde er verwundet und im Zeitraum 05.09. - 16.11.1916 in einem Lazarett in Koblenz (Coblenz) medizinisch behandelt.

An der Somme März 1915 | Foto: Ute Butterwegge, geb. Kleffmann
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Während dieser Zeit verfasste er eigenhändig folgendes Gedicht:

Nie wieder Krieg - Gustav Kleffmann (1916) | Foto: Ute Butterwegge, geb. Kleffmann
  • Nie wieder Krieg - Gustav Kleffmann (1916)
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Der Lazarettzug No. 8, Verwundete hat aus der Somme gebracht!
Echt Deutsche Jungen, zerrissen, zerfetzt, hatten ihr Leben für's Volk eingesetzt.
Während die anderen den Fluß überschritten, hatten wir viel Schmerzen gelitten.
Mit peinlichster Sorgfalt im Zuge verbunden, hatten wir endlich Ruhe gefunden.
Wir lagen in Reihen Bett an Bett, in einem Coblenzer Lazarett!

Die Sonne sand ihren letzten Schein, auf saubere Betten zum Fenster hinein.
Auf blutleeren Wangen, schneeweißen Händen, fiebernden Augen, blutgen Verbänden.
Und die Sonne verschwand als könnt sie's nicht schau n, als dieses Blend, all dieses Graun!

Und sterbend ein Junge im Zimmer allein, schaut in die sinkende Sonne hinein.
Träumend und tobend vom Fieber erfaßt mit flackernden Augen voll Unruh und Rast,
er war nicht mal zum Bewußtsein gekommen, man hatte ihm beide Beine genommen!

Zwei Schwestern bei ihm hielten treue Wacht, o, wär sie vorüber die grausige Nacht.
Sie netzten die Lippen mit kühlendem Trunk, da gab ihm die Heimat Erinnerung.

Ein kleines Häuschen am Waldesrand, mit blinkenden Fenstern, sauber instand.
Und vor dem Häuschen ein blühender Flieder.
Mutter, und kommt erst der Sommer wieder, dann kommt dein Junge auch wieder nach Haus,
er hat's ja versprochen, dann hält er auch aus.

Und Mutter blicket so still vor sich hin, der gute Jung kommt ihr in den Sinn.
Aus der Bibel holt sie ein Bildchen hervor, schiebt sich die Hornbrille hinter das Ohr.
Und lächelt mit fröhlicher Zuversicht, dem Liebling zu ins holde Gesicht!
Bald kommt er ja wieder, er log ja noch nie, er hat's ja versprochen.
So meine sie und summt ganz leis vor sich das Lied, das er mit den Anderen sang als er von ihr schied.

Die Vöglein im Walde, die sangen so wunderschön!
Da sprang just vom Hofe des Lazaretts, ein fröhliches Lärmen im Krankenbett.
Da richtet mit letzter Kraft er sich hoch, nach draußen hin er den Körper bog.
Den starren Blick zum Fenster gewendet, während die Knaben das Lied beendet.

In seinen Zügen begeistertes Glück, ihn halten die Schwestern nimmer zurück.
Schrie er mit letzter Atemkraft die zuckenden Hände empor gerafft:
Drauf Kameraden, Sieg, glänzender Sieg, Mutter, ich komme.

Nie wieder Krieg!

Autor:

Klaus Gesk aus Bochum

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