Abstimmungsergebnis "Schwarze Heide"

Blindflug mit Bruchlandung | Foto: Karikatur v. Ralf Boheme
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Bottrop im demokratischen Sturzflug

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Das gibt mir nochmals die Gelegenheit, auf einige gesellschaftlichen Zusammenhänge und die Nutznießer unserer angeblichen Demokratie hinzuweisen.
Also in so einer „dummen Stadt“ würde ich mich als Unternehmer auch gerne ansiedeln, wo eigene Unfähigkeit und Schulden von der Bürgerschaft getragen werden.

Denn im Grunde genommen wurde eigentlich über folgende Frage abgestimmt:
„Wollt ihr weiterhin betrogen und belastet werden, sodass für vernünftige Dinge kein Geld vorhanden ist, weil es in die Kassen der Unternehmer und Taschen der Politiker fließt?“
Noch deutlicher wird vielleicht folgendes Beispiel.
Man stelle sich nur vor, die Stadt Bottrop sitzt mit ihren Bürgern im Flugzeug überm Eismeer.
Da lässt der Flugkapitän darüber abstimmen, ob wir abstürzen sollen oder nicht, er selbst hat natürlich einen Fallschirm dabei.

In dieser Hinsicht gibt das Ergebnis echt zu denken, denn fast 86 % der Bottroper Wahlberechtigten war es völlig egal und sagten von mir aus und sind erst gar nicht zur Wahl gegangen.
Nur rund 8,6 % stimmten für den Bürgerantrag, also gegen eine höhere Bezuschussung des Flugplatzes und ca. 6,1 % wollten das Geld gerne dafür hergeben.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass von den 93.881 Wahlberechtigten Bürgern nur 13.732 Personen, also 14,6 % überhaupt gewählt haben.
Nach unserem Wahlrecht werden dann allerdings die 14,6 % abgegebene Stimmen als 100 % gerechnet, sodass aus 8,6 % dann 58,6 % (8.032) und aus 6,1 % die 41,4 % (5.684) werden.
Dieses Ergebnis und die Wahlenthaltung von 86 % dann trotzdem als Erfolg zu werten ist schon sehr gewagt und blauäugig.

Daher ist es den Politikern bei anderen Wahlen auch völlig egal, wie viele sich weigern an einer Wahl teilzunehmen, da sie den ganzen Kuchen ob mit oder ohne die Bürger sowieso unter sich aufteilen.
Wahlen sind leider nur ein trauriges Spiegelbild unserer Gesellschaft und zeugen von Manipulation, Desinteresse, Dummheit und Resignation, denn sonst würde man ja nicht gegen die eigenen Interessen stimmen oder fernbleiben.
Das allerschlimmste ist für mich jedoch die Tatsache, dass es unserem Gesellschaftssystem tatsächlich gelungen ist, durch jahrzehntelange Beeinflussung, die Menschen in die geistige Entmündigung zu treiben.
Die Gehirne werden ausgeschaltet und selbstständiges Denken und Gegenwehr endet ergebnislos in willenlose angepasste Mitläufer.
Karl Marx sagte schon vor 160 Jahren: „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“, also die wahren Arbeits- und Lebensbedingungen prägen die Denkweise der Menschen und nicht die Vernunft über das notwendige oder erforderliche Handeln.

Dabei stört es die verantwortlichen Politiker von CDU und SPD schon ganz empfindlich, dass es eine Bürgerinitiative überhaupt gewagt hat, ihre heiligen Kreise zu stören.
Denn ihr erfolgreiches Motto lautet, erst den Bürger die Geldbörse entwenden, um dann frech zu rufen, haltet den Dieb, denn genauso arbeiten die politischen Brandstifter und werfen der Löschmannschaft vor, unerlaubt eingegriffen zu haben.

Doch auch Mehrheitsentscheidungen müssen nicht immer richtig sein, denn Menschen wählen zu lassen, die gar nicht wissen um was es geht, kann auch verheerende Folgen haben.
Der Dichter Heinrich Heine bemerkte dazu: „Die Freiheit der Meinung setzt voraus, das man auch eine hat.“
Zu diesem Themenbereich sagte die Schriftstellerin M. v. Ebner-Eschenbach so treffend:
„Der Gescheitere gibt nach! Eine traurige Wahrheit; sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.“

Die Bürger finanzieren:

Übrigens, falls es jemand noch nicht wissen sollte, die ganze Stadtverwaltung vom kleinen Angestellten bis zum OB wird vom Bürger bezahlt, wir sind also deren Arbeitgeber.
Genauso werden auch die von uns gewählt Politiker gut versorgt und noch mit ordentlichen Nebenverdiensten ausgestattet.
Warum sie sich dann aber trotzdem gegen die Interessen ihrer Bürger (Arbeitgeber) und Wähler stellen, muss sich schon jeder selbst beantworten.
Wenn sie aber schon Unternehmerpolitik machen, dann sollen sie sich gefälligst auch von denen bezahlen lassen.
Schön und gerecht wäre auch die Regelung, dass nur diejenigen Bürger zur Kasse gebeten werden, die sich auch für die weiteren Subventionen für den Flugplatz ausgesprochen haben.
Doch leider müssen auch die Vernünftigen mit bezahlen.

Die Bottroper Bevölkerung darf sich allerdings schon darauf einrichten, dass es für sie noch viel teurer wird und das nicht nur bei dem Flugplatz, da diese Form von Unternehmenssubventionen und Wirtschaftsförderung immer weiter um sich greift.
Sollten nämlich wirklich einige Kleinbetriebe kommen, wollen die natürlich auch etwas von dem großen Kuchen abhaben.

Für den „Kleinen Mann“ besteht das Leben meist nur aus Problemen, für dessen soziale Lösung angeblich kein Geld da ist.
Das gilt natürlich nicht für Wirtschaftsunternehmen und Politikerzuwendungen, da spielt auch die Verschuldung keine Rolle und man kann sogar auf über 1 Millionen Darlehn-Rückzahlungen verzichten.
Für mich ist die Entscheidung zum Flugplatz Schwarze Heide nur eine Bruchlandung der Demokratie, da die Definition Demokratie mit der Wirklichkeit wenig zutun hat.

Autor:

Rolf Zydeck aus Bottrop

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