Sekundarschule Kirchhellen: Zankapfel statt Zukunftsmodell

Die Kirchhellener Hauptschule könnte in die erste Bottroper Sekundarschule umgewandelt werden - doch über den straffen Zeitplan ist jetzt heftiger Streit entbrannt. | Foto: Michael Kaprol
  • Die Kirchhellener Hauptschule könnte in die erste Bottroper Sekundarschule umgewandelt werden - doch über den straffen Zeitplan ist jetzt heftiger Streit entbrannt.
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Die erste Sekundarschule der Stadt, die in Kirchhellen entstehen soll, könnte ein „Testballon“ für die Schullandschaft der Zukunft werden. Aktuell aber ist sie erstmal ein perfektes Streitthema.

Begonnen hat der Ärger mit einer Entscheidung des Rates in seiner Sitzung am 2. Juli. Mit der Mehrheit der Stimmen von SPD, Grünen und ÖDP wurde beschlossen, die Sekundarschule in Kirchhellen nicht - wie zuerst geplant - zum Schuljahr 2015/2016, sondern bereits ein Jahr früher an den Start gehen zu lassen. Nun soll der Schulausschuss in seiner Sitzung am 10. September darüber beraten, der endgültige Ratsentscheid soll am 24. September folgen.

„Eine etwaig spätere Entscheidung dieser Frage würde unweigerlich dazu führen, dass der ohnehin enge Zeitplan für die beabsichtigte Errichtung zum 1. August 2014 nicht weiter eingehalten werden kann“, heißt es in einem Schreiben des Schuldezernenten Paul Ketzer an die Mitglieder von Rat und Schulausschuss.
Anders als gedacht hat nämlich die Bezirksregierung in Münster unmissverständlich gefordert, dass die Stadt Bottrop zunächst eine Entscheidung über die Form der Sekundarschule in Kirchhellen fällen müsse. Schon vor der Elternbefragung soll festgelegt werden, ob die Sekundarschule integriert, teil-integriert oder kooperativ geführt werden soll.

Gegen diesen Zeitplan macht jetzt die CDU Front. Die zweitgrößte Ratsfraktion kündigt an, in der Ratssitzung am 24. September nicht an der Abstimmung teilnehmen zu wollen. „Wir werden keine Entscheidung über die Form der Sekundarschule treffen“, kündigt der CDU-Fraktionsvorsitzende Hermann Hirschfelder an. Über die „plötzliche“ Entscheidung von SPD, Grünen und ÖDP, die Errichtung der Sekundarschule um ein Jahr vorzuziehen, zeigt er sich erstaunt. „Die Gründe sind wohl in Düsseldorf zu suchen“, vermutet Hirschfelder, und wird deutlich: „Wenn das Ziel Wahlkampftaktik sein sollte, dann können SPD und Grüne das haben.“

Inzwischen denkt die CDU auch darüber nach, ob es rechtliche Möglichkeiten gibt, den Ratsbeschluss vom 2. Juli rückgängig zu machen, da dieser in Unkenntnis der Vorgaben der Bezirksregierung in Münster getroffen worden sei. „Es ist nichts schlimmer, als wenn wir uns für eine Schulform entscheiden und die Eltern fragen sie dann nicht nach“, macht der CDU-Fraktionsvorsitzende Hermann Hirschfelder deutlich. „Das könnte dann der frühzeitige Tod der Sekundarschule für Bottrop sein.“

Stimmen der Parteien

ÖDP: Die ÖDP reagiert mit Unverständnis auf die Weigerung der Schulverwaltung, im September eine Elternbefragung zur Form der in Kirchhellen geplanten Sekundarschule in Kirchhellen durchzuführen. Zeitlich sei es auf jeden Fall machbar, bis zur Ratssitzung am 24. September ein Votum für die Form der Sekundarschule einzuholen, sodass die Ratsfraktionen den Elternwillen in ihre Entscheidung mit einfließen lassen könnten. In einer zweiten Befragung könnte dann das Interesse der Eltern an einer Sekundarschule der konkreten beschlossenen Form erhoben werden, so dass der Novembertermin für die Anmeldung bei der Bezirksregierung noch eingehalten werden könne und einem Start zum Schuljahr 2014/2015 nichts im Wege stünde.

FDP: Die FDP fordert in einem offenen Brief die Stadt Bottrop auf, bereits vor der Entscheidung im Rat über die Sekundarschulform den Elternwillen zu ermitteln. Alle Parteien sowie die Stadtverwaltung hätten immer wieder versprochen, den Elternwillen zum Maßstab ihrer Entscheidung zu machen, so die Fraktionsvorsitzende Ruth Becker. Es mache einen Unterschied, ob es eine kooperative Sekundarschule, mit getrenntem Haupt- und Realschulzweig gibt, oder eine integrierte Sekundarschule, also letztlich eine Art Gesamtschule. Wenn es keine Elternbefragung gäbe würde man nicht nur wortbrüchig, sondern negiere auch das berechtigte Bedürfnis der Eltern nach Mitsprache.

DKP: Die Bezirksregierung habe unmissverständlich erklärt, dass die Stadt vor einer Elternbefragung zunächst eine Entscheidung über die Form der Sekundarschule in Kirchhellen fällen muss. Genau das habe DKP-Ratsherr Ulrich Kunold am 2. Juli im Rat gefordert, als er feststellte, dass die zur Gründung der Sekundarschule zu bildende Vorbereitungsgruppe einen Auftrag erhalten müsse, für welche Form der Sekundarschule sie ein Konzept zu entwickeln habe. Für die DKP-Fraktion komme nur eine integrative Sekundarschule in Frage. Um die Chancengleichheit benachteiligter Kinder und Jugendlicher zu verbessern und inklusive Strukturen zu berücksichtigen, mache die Sekundarschule nur in integrativer Form Sinn.

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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