Durchs Leben geschleppt - Betroffene und Fachleute diskutierten bei „Bottrop infomier Dich“ über Essstörungen

Die Zuhörer in der Alten Börse bekamen bei „Bottrop informier Dich“ von den Experten wieder jede Menge Informationen geliefert. | Foto: Michael Kaprol
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Frischkäse mit Himbeeren zum Frühstück, mittags eine Gemüsesuppe und am Abend ein Eiweißriegel – so sieht ein ganz durchschnittlicher Speiseplan für Rita Eberl heute aus. Das war jedoch nicht immer so. „Ich bin ein Stress- und Frustfresser“, erzählt sie bei „Bottrop informier Dich“. Irgendwann zeigte die Waage über 170 Kilo – und Rita Eberl zog die Reißleine.

„Wenn Essen krank macht“ hieß die neueste Folge des Gesundheitstalks „Bottrop informier Dich“ in der Alten Börse. Auf dem Podium saßen neben Rita Eberl und Frank Schwarz, die als Betroffene von ihrem Kampf mit viel zu vielen Kilos berichteten, auch die Medizinerin Dr. Ursula Tirier, die Ökotrophologin Nadine Ladwein und der Apotheker Peter Stadtmann. Der redete vor den zahlreichen Gästen der Veranstaltung Klartext und bezweifelte den Nutzen der vielen Diät-Produkte, die ein schnelles Schmelzen der Speckröllchen versprechen: „Da wird die Seriosität der Apotheken missbraucht“, so Stadtmann.

Wie schwierig es ist, starkes Übergewicht in den Griff zu bekommen, weiß auch Nadine Ladwein aus ihrer täglichen Praxis. „Wunder- und Spezial-Diäten bringen langfristig nichts“, antwortete die Ökotrophologin auf die Frage von REL-Moderator Lennart Hemme, der durch den Abend führte. „Die Ernährung muss dauerhaft umgestellt werden.“ Viele Adipositas-Patienten seien Emotionsesser. „Frust, Stress, Streit – und dann gibt es Belohnungsessen“, sagt Nadine Ladwein. Oft könne erst eine Therapie klären, woher eine Essstörung kommt: „Sie steht oft für etwas anderes.“

Mit Essstörungen ganz anderer Art hat die Psychotherapeutin Dr. Ursula Tirier zu tun. Sie behandelt viele Patienten, die an Anorexie oder Bulimie leiden. „Die Betroffenen werden immer jünger“, sagt sie, „meine jüngste Patientin war erst neun Jahre alt.“ Angst, Scham, Unsicherheit – es gebe viele Auslöser für eine solche Erkrankung, so Dr. Tirier. Im schlimmsten Fall könne so eine Essstörung lebensbedrohlich werden. „Eltern müssen aufmerksam sein und immer wieder Fragen stellen“, nimmt sie Erziehungsberechtigte in die Pflicht, bei dem Verdacht auf solche Probleme nicht zu schweigen. „Je eher, desto besser.“

Auch Rita Eberls Leidensgeschichte begann im Kindesalter. Mit etwa elf Jahren fing sie an, immer mehr zuzunehmen. Irgendwann wog sie über 170 Kilo. „Ich habe mich durchs Leben geschleppt.“ Erst eine Therapie und später eine operative Magenverkleinerung haben ihr geholfen. Heute, sagt Rita Eberl, fühle sie sich wohl in ihrem Körper.

Wie immer bei „Bottrop informier Dich“ hatten die Zuhörer Gelegenheit, sich in die Diskussion einzubringen. Die Experten beantworteten Fragen nach dem Sinn oder Unsinn von Fastenkuren, informierten über die Kosten einer Ernährungsberatung oder gaben Tipps, wie man mit Fällen von Essstörung im Freundes- oder Familienkreis umgehen kann.

INFO

„Bottrop informier Dich“ ist eine gemeinschaftliche Aktion des Stadtspiegels, Radio Emscher Lippe, der Volksbank Kirchhellen sowie der Alten Apotheke, die den Bottropern gezielt ein Forum zu ausgewählten Themen bietet, um in einen Dialog mit Spezialisten, Fachkräften, Interessierten und Betroffenen treten zu können.

Für das Jahr 2016 stehen vier weitere Termine bereits fest. Am 17. März lautet das Thema „Wenn die Erinnerung nicht bleibt - Demenz, Alzheimer & Co.“. Am 19. Mai dreht es sich um Diabetes: „Wenn Zucker nicht nur süß macht - Wie man Diabetes früh erkennen und behandeln kann“. Am 8. September geht es um „Organspende“, am 10. November schließlich ist Alkohol- und Drogenmissbrauch Gesprächsgegenstand bei „Bottrop infomier dich“.

Die Zuhörer in der Alten Börse bekamen bei „Bottrop informier Dich“ von den Experten wieder jede Menge Informationen geliefert. | Foto: Michael Kaprol
REL-Moderator Lennart Hemme (Mitte) befragte die Podiumsgäste Peter Stadtmann, Rita Eberl, Nadine Ladwein, Dr. Ursula Tirier und Frank Schwarz (v.li.). | Foto: Michael Kaprol
Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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