Erinnerung an den 25.09.1994

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Erinnerung an den 25.09.1994 also vor 18 Jahre . . .

Es fällt mir gar nicht leicht über meine Erinnerung hier öffentlich zu schreiben.
Denn sehr viele Menschen verstehen nicht den Sinn, wenn sie von jemanden hören:
Ich bin ein - Trockener Alkoholiker - . . .

Darum muss ich vorab erst einmal erklären, wenn ein Mensch Alkoholiker ist, dann ist er Krank. Keiner, auch ich nicht, hat den Alkohol eingesetzt um Alkoholkrank zu werden.
Das ist um es mal leicht verständlich auszudrücken eine Krankheit, die in jeden menschlichen Körper schlummert, aber nicht bei jedem ausbricht.

Möchte mich hier auch nicht mit wissenschaftlichen Fakten aufhalten wieso und warum es so ist, sondern einfach nur in kurzen Sätzen aus meinem Leben erzählen.

Als 10/11 Jähriger war ich Mitglied im Schwimmverein, und habe schon mitgeholfen Nichtschwimmer das Schwimmen beizubringen, was ich dann mehrere Jahre übernahm.

Mit 13 J. machte ich den Grundschein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, und übernahm von da an auch die Nichtschwimmerausbildung bei den DLRG Übungsstunden.
Mit 16 Jahren machte ich den Leistungsschein der DLRG und einen Übungsleiterlehrgang. Wachdienst am Rhein Herne Kanal wurde damals gerne gemacht, war eine schöne Freizeitbeschäftigung.

Alkohol war bei allen Jugendlichen ein Fremdwort, und die schon Volljährig waren, zeigten als Vorbild das Alkohol und Sport nicht zusammen passen.

Bei mir war bei der Auslöser der Alkoholkrankheit die Übernahme einer Gaststätte.
Es ist eine schleichende Krankheit, die immer mehr Besitz von einem nimmt.

Es zieht sich oft über Jahre hin, was Außenstehende es gar nicht merken.
Fatal an der Krankheit ist auch, dass das den nächsten Angehörigen erst richtig bewusst wird,
wenn es nur noch mit Hilfe zum Stillstand gebracht werden kann.
Was viele auch nicht wissen, die Krankheit kann nur zum Stillstand gebracht werden,
aber nicht geheilt werden.

Eine Hilfe wäre ein Entzug unter ärztlicher Aufsicht, was die beste Lösung ist.
Selbst hatte ich das nicht in Anspruch genommen weil da das Schamgefühl,
was eine große Rolle spielt beim Betroffenen sowie beim Angehörigen, zum tragen kommt.
Genau wie überhaupt über die Krankheit zu sprechen, weil es oft in den meisten Fällen gar nicht als Krankheit angesehen wird.

Der meiste Satz der dazu gesprochen wird war, und wird wohl immer so bleiben:
Ich trinke doch auch nicht so viel, also lass doch die Flasche einfach stehen !

Tja wenn das so einfach wäre und ginge, hätten wir kein Alkoholproblem auf der Welt.

Erst als ich selber merkte das mein Trinkverhalten nicht mehr normal ist, war ich bereit durch Mithilfe einer Selbsthilfegruppe den Alkohol die Stirn zu bieten.

Es war kein einfacher Weg, aber der - Richtige - den ich vor 18 Jahren eingeschlagen hatte.

Auch weiß ich ganz genau, Druck machen bewirkt nichts. Der Betroffene muss freiwillig den Weg in die Nüchternheit gehen, alles andere bewirkt höchstens eine kurze Trinkpause.

Heute kann ich hier im L K, wenn auch mit einem leichten Unwohlsein, öffentlich über meine Krankheit sprechen und schreiben.
Und wenn ich nur einen Menschen den Anstupser gegeben habe, nun auch den Alkohol
die Stirn zu bieten, dann hat sich mein leichtes Unwohlsein gelohnt.

Denn ein wenig Stolz bin ich doch, das ich es schon 18 Jahre - OHNE - geschafft habe.

Autor:

Hans Peter Schulzke aus Bottrop

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