„Wir werden jedes Jahr daran erinnern“: TuS Ickern wehrt sich gegen Sportstätten-Gebühren

TUS-Ickern Ehrenpräsident Maximilian Auffenberg: Der Verein feiert in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen.                                                                      Foto: Wengorz
  • TUS-Ickern Ehrenpräsident Maximilian Auffenberg: Der Verein feiert in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen. Foto: Wengorz
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Im Vorfeld der entscheidenden Ratssitzung am Donnerstag (15. November) hat sich der TuS Ickern noch einmal vehement gegen die Einführung von Nutzungsgebühren für Sportstätten ausgesprochen.

215.000 Euro - diese Summe sollen die Castrop-Rauxeler Sportvereine im Zuge des Stärkungspaktes Stadtfinanzen zur Sanierung des Haushaltes beitragen. Ab Januar 2013 würden erstmalig Gebühren fällig – eine Situation, die den TuS Ickern, als mitgliederstärksten Sportverein der Stadt, besonders hart trifft. „Die Nutzungsgebühren würden bei uns mit 20.000 Euro pro Jahr zu Buche schlagen“, berichtet Ehrenpräsident Maximilian Auffenberg.
Man wolle sich deshalb auch nicht mit einer „milden Belastung“ zufrieden geben, sondern spreche sich grundsätzlich gegen die Nutzungsgebühren aus. „Der TuS Ickern und andere Sportvereine sind von ihren Mitgliedern vehement aufgefordert worden, sich gegen diese Absicht zur Wehr zu setzen“, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins.
Durch die Einführung der Gebühren würde „die soziale Funktion der Vereine grundsätzlich angegriffen. Die wirtschaftliche Existenz von Abteilungen und ganzen Vereinen wird gefährdet.“ Deshalb will man nun noch einmal Flagge zeigen und während der Ratssitzung mit einem stillen Protest vor dem Rathaus die Politik zum Umdenken bewegen.
Unterstützt wird der Verein unter anderem durch Willi Kückelmann, Vorsitzender der HSG Rauxel-Schwerin. „Wir sind nur ein kleiner Verein, aber auch wir tragen dazu bei, dass das Leben in dieser Stadt lebenswerter wird“, erklärt er. Es dürfe nicht sein, dass die Vereine unter der Schuldenpolitik der Stadt zu leiden hätten. Auf die HSG Rauxel-Schwerin sieht Kückelmann vor allem zahlreiche Austritte im passiven Bereich zukommen.
Sollten die Gebühren kommen, werde man sie jedoch „zähneknirschend“ mit tragen. „Wir wenden uns nicht gegen die Entscheidung des SSV“, stellt Hans-Jürgen Schach, Geschäftsführer des TuS Ickern, klar. (Der Stadtsportverband hatte ein Solidaritätsmodell entwickelt, nach dem die Vereine pauschale Abgaben für ihre Mitglieder entrichten müssten, Anm. d. Red.).
Gleichwohl wolle man sich mit der Situation nicht abfinden. „Wir werden jedes Jahr wieder neu daran erinnern“, kündigt Willi Kückelmann an.

Stellungnahme des Bürgermeisters:

"Verständlich ist der Ärger über und der Protest der Sportvereine gegen die Sportstätten-Gebühren. Niemand möchte sich zusätzliche Kosten aufbürden lassen. Verwunderlich ist allerdings der Zeitpunkt des Protestes sowie die Tatsache, dass keine Alternativen aufgezeigt, sondern nur Schuldzuweisungen gemacht werden.
Eine einseitige Schuldzuweisung entlastet zwar, indem man einen Sündenbock gefunden hat, hilft aber nicht weiter.

Der Hauptschuldentreiber sind die explodierenden Soziallasten (Eingliederungshilfen, Grundsicherung im Alter, SGB II usw.), die den Städten aufgebürdet werden, obwohl die Verantwortung in erster Linie beim Bund liegt. Sicher haben wir auch kommunale Schulden gemacht, z. B. dadurch, dass wir ganz viel Geld in Kindergärten, Schulen, Sporthallen, Sportstätten gesteckt haben. Dieses Geld haben wir bewusst ausgegeben für Bildung, für den Sport und die Freizeit, gerade weil wir bestmögliche Rahmenbedingungen für unsere Kinder und Jugendlichen schaffen wollen, aber auch für die Menschen im Alter. Dazu darf ich daran erinnern, dass wir schon seit Jahren den SSV mit einer erklecklichen Summe unterstützen, die gerade den Sportvereinen zugutekommt.

Richtig ist, diese Investitionen haben mit dazu beigetragen, wenn auch im Vergleich zu einem sehr geringen Teil, dass wir uns in einer so katastrophalen Finanzlage befinden, dass sie uns den Haushaltssanierungsplan aufzwingt. Dies haben wir, habe ich auch persönlich mit den Sportvereinen diskutiert – auf der Grundlage eines Verwaltungsvorschlags zu Nutzungsentgelten. Und wir haben uns mit dem SSV darauf verständigt, dass er mit den Vereinen einen eigenen Vorschlag entwickelt, wie die im Haushaltssanierungsplan vorgesehenen 215.000 Euro jährlich erreicht werden können. Dieser Vorschlag liegt nun auf dem Tisch. Das ist ein guter Vorschlag, und ich bin davon ausgegangen, dass er auch im Einvernehmen mit den Sportvereinen erzielt worden ist.

Zum Haushaltssanierungsplan, an dem sich alle beteiligen müssen, damit wir über seine Genehmigung als Stadt wieder etwas mehr Handlungsspielraum gewinnen können, gibt es eine Alternative: den Absturz in die absolute Katastrophe! Das heißt dann aber radikaler Rückbau der Infrastruktur, wovon auch Sportstätten, u. a. das Freibad, Sporthallen, Jugendzentren, etc., betroffen wären. Nun mag sich jeder ausrechnen, wodurch die soziale Funktion der Vereine massiver angegriffen würde – durch einen zusätzlichen Finanzbeitrag, der zugegeben schmerzhaft ist, oder durch den radikalen Abbau sportlicher Infrastruktur? Ich jedenfalls kämpfe darum, möglichst keine Strukturen aufzugeben, die wir später nicht wieder aufbauen könnten."

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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