Erst kam die Wut, dann die Wende: Ein Sekundarschul-Leiter berichtet

„Viele haben ein völlig falsches Bild von der Sekundarschule“, erklärte Christian Pätzold. Der Castrop-Rauxeler ist Leiter der neu gegründeten Sekundarschule in Westerfilde. Zuvor war er Leiter der dortigen Nikolaus-Kopernikus-Realschule - sie musste der Sekundarschule weichen. Und davon, bekannte Pätzold, sei er zunächst gar nicht begeistert gewesen.

„Erst Ohnmacht, dann Wut“, beschrieb Pätzold rund 100 Zuhörern im Agora Kulturzentrum (dort fand die Gründungsversammlung des Aktionsbündnisses „Pro Sekundarschule“ statt) sein Innenleben, als er von der bevorstehenden Schulschließung „seiner“ Schule erfahren hatte. Doch dann habe er sich mit der neuen Schulform beschäftigt - damit begann das Umdenken. „Was folgte, war Aktionismus. Und die Erkenntnis, dass es sich lohnt, sich für die neue Schulform einzusetzen“, so Pätzold. „Es geht um die Kinder - und um nichts anderes.“

Schulentwicklung habe (auch) in Castrop-Rauxel schon seit Jahren stattgefunden. Sie sei ein fortwährender Prozess. Man müsse sich fragen, ob eine Schule und ein Schulsystem noch zeitgemäß und für die Zukunft ausgerichtet seien. „Die Sekundarschule ist die einzige Schulform, die unglaubliche Möglichkeiten an Varianten bietet“, ist Pätzold überzeugt.

80 Kinder seien an der Westerfilder Sekundarschule angemeldet. Vorteile der Schule seien kleinere Klassen, eine bessere Lehrerversorgung („wir haben eine sehr gute Schüler-Lehrer-Relation“), weniger Unterrichtsstunden für die Lehrer und individuelles Lernen. Dank der guten Personaldecke sei - mehrmals in der Woche - Teamteaching möglich. Zwei Lehrer betreuen die Klasse, so dass den unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten der Schüler viel besser Rechnung getragen werden könne. „Eine gute Schule braucht ein gutes Konzept und Leute, die hinter diesem Konzept stehen“, so Pätzold.

„Die Sekundarschule ist kein fauler Kompromiss, sondern ein Modell, das eine unheimliche Flexibilität hat“, meinte Peter Braukmann, Schulleiter der Franz-Hillebrand-Hauptschule. Auslaufende Schulen sollten ihre Stärken in die Sekundarschule einbringen, appellierte er. „Das Know how der Realschule wird dringend gebraucht. Auch die Gesamtschule und die Hauptschule haben spezifische Stärken.“ Es sei wichtig, leistungsstarke und -schwache Schüler gleichermaßen zu fördern.

Autor:

Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel

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