„Ich bin eine fröhliche Alte“: Josefine Goldau feiert ihren hundertsten Geburtstag

Lebt mit vielen Erinnerungen: Die gebürtige Henrichenburgerin Josefine Goldau. 
                                                         Foto: Thiele
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Ob Josefine Goldau Vorbilder hat? „Na jedenfalls nicht Johannes Heesters“, erklärt die Seniorin entrüstet. „Wie der immer so am Piano gestanden hat. Furchtbar!“ Den Mund lässt sich die gebürtige Henrichenburgerin ebenso wenig verbieten, wie ihre gute Laune. Am Samstag (12. Januar) feiert sie ihren hundertsten Geburtstag.

Es gibt nur wenige Dinge, zu denen Josefine Goldau – genannt Finchen – keine Meinung hat. Unsere Bundeskanzlerin? – ein modischer Alptraum. „Die blamiert uns Frauen doch, oder etwa nicht?“ Die katholische Kirche? „Nein, wenn ich sehe, was die Priester für einen Mist anstellen...“ Sie halte es da lieber mit dem elften Gebot: „Kennen Sie nicht? Du sollst dich nicht dabei erwischen lassen“, lacht die Seniorin.
Auch von der Würde des Alters möchte Finchen Goldau so gar nichts hören. „Finden Sie es etwa würdevoll, 100 Jahre alt zu werden? Ich kann daran nichts Würdevolles erkennen“, stellt sie klar.
Warum sie so alt geworden sei, dafür hat Goldau allerdings eine ganz simple Erklärung. „Ich bin eine fröhliche Alte, daran liegt es“, erklärt sie und ergänzt: „Das Leben kann so schön sein, man muss es sich aber auch selbst schön machen. Ich lasse mir jedenfalls die Butter nicht vom Brot nehmen.“

Es war nicht immer ein leichtes Leben

Diese Lebenseinstellung mag ihr in vielen Situationen geholfen haben. Denn bei allem Optimismus – leicht hatte es Finchen Goldau in ihrem Leben nicht. Während der Nazizeit, die sie als junge Frau erlebte, flüchtete sie mit ihrem Vater ins polnische Kolberg . Eine „schreckliche Zeit“ über die sie nur ungern spricht. Und auch als Mutter einer Tochter mit Down-Syndrom musste sie sich oft durchsetzen, ihr Kind gegen Vorurteile und Anfeindungen verteidigen.
Diese Tochter, die im vergangenen Jahr im Alter von 66 Jahren verstarb, ist noch immer ihr ganzer Stolz. „Ellen war zwar behindert, aber alles andere als dumm“, so Goldau. Und sie freut sich, dass diese, trotz einer damals prognostizierten Lebenserwartung von nur 30 Jahren, ein verhältnismäßig langes und glückliches Leben haben durfte.
Auch an ihre zwei großen Lieben denkt sie gerne zurück. Nachdem ihr erster Mann verstorben war, habe sie das Glück gehabt, ihre Jugendliebe wiederzufinden. „Eines Tages stand er einfach vor der Tür“, erzählt sie. Gekannt habe man sich aus der Schule. „Er hat mich immer nach Hause gebracht“, erinnert sie sich mit einem Leuchten in den Augen. Bei der Frage, warum man sich denn zwischenzeitlich aus den Augen verloren habe, kommt dann aber wieder die stets schlagfertige alte Dame in Finchen Goldau zum Vorschein: „Na, was denken Sie denn? Eine Andere hat sich da eingemischt.“

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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