„Wo du stehst, hat mein Haus gestanden“: Castrop-Rauxeler engagieren sich für die Fluthilfe in Bosnien

Wie hilfsbereit Castrop-Rauxeler sein können, erlebte Vesna Hodzic, als sie vor 21 Jahren mit ihrem Mann Zekir vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien flüchtete und in der Europastadt ein neues Zuhause fand. Nun engagiert sich die 45-Jährige gemeinsam mit den Mitgliedern des Habinghorster Vereins „Von Menschen für Menschen“ sowie zahlreichen Freunden und Bekannten für die Opfer der Balkan-Flut.

„Ganz gleich ob bei Ämtern und Behörden oder bei den Menschen hier vor Ort: Seit wir angefangen haben, Hilfsgüter für Bosnien zu sammeln, haben wir noch keine geschlossene Tür erlebt“, freut sich Vesna Hodzic.
Da sich der Verein „Von Menschen für Menschen“ seit vielen Jahren für in Not geratene Menschen engagiere und man bereits eine große Menge an Hilfsgütern auf Lager hatte, habe man bei der Flut unmittelbar reagieren können.

„Mit dem Wissen, dass die Hilfsgüter schon da sind, habe ich mich also mit einer bosnischen Familie aus meinem Bekanntenkreis in Verbindung gesetzt und gefragt, ob sie eventuell jemanden kennen, der Transporte in die Region organisiert.“ Es folgte eine „Kettenreaktion der Hilfsbereitschaft“, so Hodzic.
Die Familie vermittelte zunächst den Kontakt zu einem Feuerwehrmann aus Duisburg, der sich – selbst Bosnier – für die Flutopfer engagierte. Die Duisburger Feuerwehr stellte schließlich das Transportfahrzeug, die Stadt Duisburg übernahm die Transportkosten und die Hilfsgüter aus Castrop-Rauxel konnten ihre Reise antreten.

Und es ging weiter. „Die bosnische Familie hat in der Nachbarschaft herumgefragt, und jeder wollte helfen“, erzählt die 45-Jährige. „Eine Freundin von mir hat schließlich auf Facebook und auf dem Internet-Portal des Stadtanzeiger über unsere Hilfsgüter-Sammlung geschrieben“, erzählt sie. Und wieder gab es Anfragen und weitere Hilfsgüter, die an den Verein übergeben wurden.

In einem nächsten Schritt lud der Verein dann zu einem „Bürgertrödel“ mit Hilfsgütersammlung in ein leerstehendes Ladenlokal ein und startete im Vorfeld einen Spendenaufruf über den Stadtanzeiger (Ausgabe vom 21. Mai). „Man kann sich kaum vorstellen, wie viele Leute daraufhin gekommen sind und Sachen vorbeigebracht haben“, ist Hodzic begeistert.

Ein weiterer Hilfstransport wurde organisiert. Nun brachte der Castrop-Rauxeler Hasan Huseinovic persönlich Hilfsgüter in die Stadt Zenica, die im Zentrum des Staates Bosnien und Herzegowina liegt. „Was er dort erlebt und gesehen hat, war unbeschreiblich“, erzählt Hodzic. „Er traf unter anderem einen alten Mann, der zu ihm sagte: ‚Da, wo du gerade stehst, hat mein Haus gestanden.‘“
Ein dritter Transport soll in den nächsten Tagen in die Region starten. Um die große Menge an Hilfsgütern in der Zwischenzeit unterbringen zu können, habe der Besitzer des leerstehenden Ladenlokals an der Lange Straße 72 inzwischen ebenfalls seine Hilfe angeboten und den Laden als vorübergehendes Lager zur Verfügung gestellt.

„So schrecklich dieses Unglück ist, hat es mit dieser großen Hilfsbereitschaft doch auch etwas Positives in Gang gesetzt“, ist Hodzic überzeugt. „Und auch uns hier in Castrop-Rauxel hat das gemeinsame Helfen sehr viel näher zusammengebracht.“