1. Dinslakener Literatur-Hotel-Preis: 2. Text von Christine Lodewick
Schmetterlinge der Nacht
Sie erwachte.
Dunkle Nacht lag um sie.
Sie knipste das Licht neben ihrem Bett an und erkannte an den Zeigern ihrer Uhr, dass der Morgen
noch weit entfernt sein würde.
Sie löschte das Licht und schloss ihre Augen.
Gedanken machten sich breit.
Sie schwirrten wie bunte Schmetterlinge durch die Dunkelheit der Nacht.
Schmetterlinge, die nur einzufangen wären.
Ein vorsichtiger Griff…
und…
sie hatte einen Schmetterling mit roten Flügeln in der Hand, der ihr von Liebe und Hass erzählte.
Ein grüner Schmetterling flatterte um ihr Ohr und flüsterte leise etwas vom Vergehen und Neubeginn ins Ohr.
Wieder ein Anderer erzählte ihr die Geschichte vom Fluss, der nie aufhören kann zu fließen.
Sie lauschte auf die vielen Geschichten, die mit den Schmetterlingen durch das Zimmer schwirrten.
Sie wusste nicht, auf wen sie hören sollte.
Keinen wollte sie beleidigen und keinem den Vorzug geben.
Unruhig wälzte sie sich von einer Seite zur Anderen.
Sie spürte, wie die Kälte in ihrem schneeweißen Gewande das Zimmer betrat.
Und immer noch schwirrten die bunten Schmetterlinge durch die Dunkelheit der Nacht.
Und immer noch nicht wusste sie auf wen sie horchen sollte.
Keinen wollte sie beleidigen und keinem den Vorzug geben.
Aufstehen…?
Die Geschichten aufschreiben?
Aufstehen …?
Die Kälte würde in sie dringen und zu Eis gefrieren lassen!
Und immer noch schwirrten die bunten Schmetterlinge durch die Dunkelheit der Nacht.
Doch ihre Stimmen waren leiser geworden und ihre Farben verblassten.
Aufstehen…!
Schnell ein paar Schmetterlinge fangen, bevor ihre Stimmen gar nicht mehr zu hören sind.
Und schnell, bevor die Kälte sie entdecken würde.
Doch nun … Zu spät!
Autor:Christine Lodewick aus Dinslaken |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.