Initiative gegen die Zeelink-Pipeline
"Sicherheitsversprechen der Open Grid ein makaberer Witz“

Die Initiative gegen die Zeelink-Pipeline kritisiert erneut die Behauptungen der Open Grid Europe zu den Sicherheitsstandards der Leitung. „Das sind die bekannten Halbwahrheiten, mit denen das Unternehmen die Öffentlichkeit zu täuschen versucht“, sagt Rainer Rehbein, einer der Sprecher der Pipeline-Gegner.
Rund 30 Prozent der weltweiten Pipeline-Unfälle der letzten Jahre seien auf Material-, Anlagen- und Bedienungsfehler zurückzuführen, 20 Prozent auf Korrosionsschäden an den Leitungen und rund ein Viertel auf äußere Einwirkungen. Wie einfach es ist, eine Gasleitung bei Bauarbeiten in die Luft zu jagen, zeige, so Rehbein, das Unglück im hessischen Gräfeneck 2008. Die EON Ruhrgas – so hieß Open Grid vor ihrer Umbenennung – habe damals „Arbeiten nahe einer eigenen Pipeline beauftragt und überwacht, aber nicht verhindert, dass die Leitung explodierte“. Nur durch ein Wunder habe es lediglich Verletzte, aber keine Toten gegeben.
Es sei, so Rehbein, „geradezu ein makabrer Witz“, wenn die Open Grid nach eigenen Angaben lediglich alle 15 bis 25 Jahre die Rohrleitung durch das sogenannte Molchen von innen auf Korrosion und abnehmende Wandstärken kontrollieren will. Ebenso bizarr sei auch die Versicherung, man werde „alle fünf Jahre“ vom Hubschrauber aus nach Spuren austretenden Gases suchen. Rehbein: „Die heimische Heizungsanlage wird viel engmaschiger kontrolliert als eine Pipeline, bei deren Versagen Hunderte sterben könnten“. Das sei auch kein Wunder, denn „die Sicherheitsregeln hat nicht der Staat aufgestellt, sondern der Branchenverband der Gasindustrie“. Das habe ein Oberverwaltungsgericht bereits als „Eigengesetzgebung“ gerügt.
Katastrophen wie im belgischen Ghislenghien 2004 mit 24 Toten und 132 meist schwer Verletzten lassen sich nach Auffassung der Initiative mit den vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen keinesfalls verhindern. Es sei lediglich eine Frage der Zeit, wann weitere Opfer zu beklagen seien. Da die Open Grid die Pipeline streckenweise dicht an Wohngebieten entlang verlegt, wäre bei einer Explosion die gesamte medizinische Notfall-Kapazität Deutschlands für Brandopfer überfordert.

 "Insbesondere gegen Cyberattacken"

Insbesondere sei die Gasleitung praktisch ungeschützt gegen terroristische Anschläge, sowohl gegen direkte Angriffe als auch Cyberattacken. 2019 waren über 70 Prozent der deutschen Unternehmen von Cyber-Angriffen betroffen. Knapp 40 Prozent davon sind dem organisierten Verbrechen zuzuordnen und 23 Prozent ausländischen staatlichen Organisationen. Rehbein: „Zwei Drittel der Firmen der Öl- und Gas-Industrie geben
an, dass sie wahrscheinlich nicht in der Lage wären, eine Cyber-Attacke abzuwehren. Und jedes zweite Infrastrukturunternehmen in den USA und Europa geht davon aus, das solche Attacken sehr bald erfolgen und Todesopfer kosten“. Die Open Grid hingegen behaupte auf ihren Veranstaltungen, „die praktische Vernunft“ schließe dieses Risiko für die Zeelink-Pipeline aus. Das sei „verantwortungsloses Geschwafel“, so der Initiativen-Sprecher.
Viele Landwirte, so Rehbein, seien sich zudem des Risikos auf ihren Äckern gar nicht bewusst: „Die Leitung liegt nur 1,20 Meter tief – stetig abnehmend bei Bodenerosion etwa durch die zunehmenden Extremwetter. Wer dann beim Pflügen die Pipeline verletzt – woraufhin sie mit Sicherheit sofort oder in wenigen Stunden explodiert - ist ganz allein haftbar“.
(Quelle: Rainer Rehbein)

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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