Heute ist Holocaust-Gedenktag

Ein besonderer Tag. Eine Möglichkeit, eine Pflicht, sich zu erinnern. Zu erinnern an die schwärzeste Zeit deutscher Geschichte. Nicht nur im weiten Land, sondern auch bei uns, in nächster Nachbarschaft, wurden Menschen erniedrigt, gedemütigt, verfolgt, deportiert, ermordet.
Das Jüdische Museum Westfalen in unserer Stadt ist erst eingerichtet worden, als eine Handvoll Aktiver mit einigen Schülerinnen und Schülern in den 80ger Jahren begannen, hier bei uns in Dorsten über die junge jüdische Geschichte zwischen 1933 und 1945 zu forschen und zu schreiben.
Das Ergebnis ist in den Bänden Dorsten unterm Hakenkreuz nachzulesen. Siehe auch: www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de
Wenn aber diese schreckliche Zeit nur auf dem Papier steht und nicht unsere Köpfe und Herzen erreicht, besteht die Gefahr einer Wiederholung. So oder ähnlich. Daher ist dieser Erinnerungstag so wichtig.
Heute steht in einer überregionalen Zeitung (SZ) ein Bericht, der den sensiblen, kritischen Leser fast ratlos zurück lässt.
Ein Bericht über einen deutschen Polizisten aus Bottrop, der 1943 in Frankreich einen Deportationszug mit eingesperrten Juden als Wachmann begleiten musste.
Einen Juden, dem die Flucht gelang, verfolgte er und richtete ihn mit einem Kopfschuss. Diese Tat wurde von den deutschen Behörden dokumentiert, weil der Todesschütze belobigt wurde.
Dieses Dokument wurde 1971 den deutschen Behörden (LKA) übergeben, um die Tat gerichtlich untersuchen zu lassen. Es geschah nichts!
2009 führte eine Zufallsspur von Frankreich nach Deutschland.
Im Internet wurde die Meldung gelesen, dass ein deutscher Ex-Polizist gleichen Namens für seine 60jährige Mitgliedschaft in der Gewerkschaft der Polizei geehrt wurde. Die Recherche ergab: Er war es und lebte noch über 90jährig. (Inzwischen aber gestorben).
Das Dokument von 1971 wurde daraufhin im Archiv des Landeskriminalamtes Düsseldorf gefunden. Eine Strafverfolgung wurde vor 42 Jahren nicht eingeleitet, weil das Erschießen eines Juden per Kopfschuss nicht als Mord gewertet wurde!
Heute ist der Tag, an dem wir über unser begangenes, schreckliches Unrecht nachdenken können. Dabei geht es nicht um eine Kollektivschuld, aber um eine Kollektivscham. Zu der sollten wir fähig sein. Freiwillig.

Dirk Hartwich
www.spd-rhade.de

Autor:

Dirk Hartwich aus Dorsten

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