Chirurgie durchs Schlüsselloch: Der schonende Blick in das Gelenk

Dr. Baums und sein Team nutzen die Methode der Arthroskopie beispielsweise für Eingriffe an der Schulter.  | Foto: Günter Schmidt
  • Dr. Baums und sein Team nutzen die Methode der Arthroskopie beispielsweise für Eingriffe an der Schulter.
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Dorsten. "Arthroskopie hilft!“ lautet die Kampagne der AGA, der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie. Im Rahmen dieser Kampagne wurde in Deutschland, Österreich und der Schweiz der erste „Tag der Arthroskopie“ einberufen, am 1. Februar 2019. Damit wollte die weltweit größte Arthroskopie-Gesellschaft über diese Operationsmethode aufklären.

Die Frage ist: Was kann eine Arthroskopie überhaupt? Antwort darauf gaben an diesem Tag deutschlandweit orthopädische und unfallchirurgische Experten. Auch AGA-Instruktor und Privat-Dozent Dr. Mike H. Baums, Chefarzt der Klinik für Chirurgie, Fachbereich Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie, am St. Elisabeth-Krankenhaus, nahm als Mitglied des Schultergremiums der AGA an der Aufklärungskampagne teil.

Herr Dr. Baums, viele haben den Begriff „Arthroskopie“ schon einmal gehört, wissen aber trotzdem nicht viel damit anzufangen. Können Sie uns erklären, was es mit der Methodik der Arthroskopie auf sich hat?

Priv.-Doz. Dr. Mike H. Baums: Um die Methode der Arthroskopie zu erklären, beginne ich am besten von der sprachlichen Seite: Der Name „Arthroskopie“ stammt von den griechischen Wörtern „arthros“, übersetzt „Gelenk“, und „skopein“, übersetzt „schauen“. Es geht also darum, in ein Gelenk hineinzuschauen. Während einer arthroskopischen Operation wird ein kleiner, sogenannter minimalinvasiver, Hautschnitt gemacht, um mit einer etwa fünf Millimeter großen Kamera in das Gelenk zu schauen. Die Kamera wiederum überträgt die Bilder aus dem Inneren des Patienten vergrößert auf einen Monitor. Auf diese Weise können wir operierenden Ärzte eine sehr genaue Diagnose stellen und – je nach Befund – noch in derselben Sitzung das beschädigte Gelenk behandeln.

Und wie profitieren Patienten von dem arthroskopischen Verfahren? Was hat diese Methode für einen Mehrwert?

Ein Vorteil der Arthroskopie ist, dass mit einem kleineren Schnitt bessere Diagnosen gestellt und langfristig auch bessere Ergebnisse erzielt werden können. Im Gegensatz zu offenen Operationen sind die Auswirkungen einer Arthroskopie auf das menschliche Gewebe minimal. Dadurch ist auch der Rehabilitationsprozess deutlich verkürzt – beim Meniskus dauert es mit dieser Methode beispielsweise nur etwa eineinhalb Monate, bis der Patient wieder sportlich mobil werden kann – und die Infektionsgefahr ist wesentlich geringer. Zu guter Letzt profitiert auch der operierende Arzt: Er hat durch diese Technik eine viel bessere Sicht – das ermöglicht einen schonenderen Eingriff mit kleinerer Narbe, kleinerer Wundfläche und weniger Schmerzen.

Dieses Jahr hat die AGA das erste Mal zum „Tag der Arthroskopie“ aufgerufen. Warum wurde dieser Tag überhaupt eingeführt?

Der Tenor lautet häufig, dass in unserem Land zu viel operiert wird. Gerade für Mitglieder von Fachgremien ist es dabei wichtig, sein eigenes ärztliches Handeln stets kritisch zu hinterfragen, um den bestmöglichen Behandlungserfolg für Patienten zu erzielen. Da meine Abteilung im vergangenen Jahr als internationales Ausbildungszentrum für sporttraumatologisch-arthroskopische Fragestellungen zertifiziert wurde, fühlen wir uns umso mehr verpflichtet, einen qualitativ hohen Standard vorzuhalten. Die Arthroskopie-Gesellschaft möchte mit dem deutschlandweiten Aktionstag nicht nur Vorurteile aus dem Weg räumen, sondern auch dazu aufrufen, gewissenhaft und differenziert mit der Methode der Arthroskopie umzugehen. Wir möchten zeigen, wofür ein arthroskopisches Verfahren gut ist, was es leisten kann und wo aber auch gleichzeitig seine Grenzen liegen. Zwar hat diese Methodik die Gelenkchirurgie schon sehr weit nach vorne gebracht, aber auch diese Technik muss bedächtig und sinnvoll eingesetzt werden. Diesen Gedanken möchten wir gern verankern – in den Köpfen von Ärzten, Studenten und auch Patienten.

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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