Aufschwung am Arbeitsmarkt: Die Magie der Statistik

Aufschwung an den Arbeitsmärkten einfach herbeigezaubert. (Bild: Acryl auf Leinwand, Zauberer Bekowerdo, von Dagmar Schnecke-Bend)
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Die Westfälische Rundschau titelt am 05.01.2016: "Rekord bei Jobs und offenen Stellen". Im Text heißt es: "Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung."

Ja, das stimmt - 43 Millionen Menschen haben Arbeit. Das ist jedoch leider eine ökonomische Leeraussage. Die Arbeitsmärkte sind nach wie vor in einem katastrophalen Zustand. Nach Köpfen gerechnet hat die Erwerbstätigkeit in der Tat zugenommen. Die entscheidende Größe ist jedoch das Arbeitsvolumen (Anzahl der Beschäftigten multipliziert mit der Arbeitszeit). Das Arbeitsvolumen ist nämlich gesunken, weil die Teilzeitquote in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist.

Im Jahr 2014 haben ca. 8 Millionen Beschäftige nur 15 Stunden wöchentlich gearbeitet. Darüber hinaus sind Millionen von prekären Arbeitsverhältnissen entstanden mit einer Entlohnung von der man nicht leben und nicht sterben kann. Dadurch ist in Zukunft eine gigantische Altersarmut vorprogrammiert. Dieser Zusammenhang wird von der Politik und von Vertretern des Neoliberalismus jedoch nicht gesehen bzw. völlig ignoriert.

Zu den in den Medien genannten Arbeitslosenzahlen müsste man eigentlich noch über 1 Millionen Menschen hinzurechnen, nämlich die 1-Euro-Jobs, die vorzeitigen Ruheständler, Arbeitslose in Weiterbildungsmaßnahmen und diejenigen Arbeitslosen, die gar nicht mehr bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet sondern bei privaten Vermittlern registriert sind.

Die Bundesagentur für Arbeit spricht in diesem Zusammenhang von "Unterbeschäftigung". In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne des Sozialgesetzbuches (SGB) gelten.

Diese Menschen werden in den offiziellen Arbeitslosenzahlen, die durch die Medien geistern, von der Bundesagentur für Arbeit gar nicht berücksichtigt und einfach "weggezaubert". Das ist die Magie der Statistik.

Autor:

Rüdiger Beck aus Dortmund-City

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