Dauerbaustelle Dortmund-Berghofen: "So etwas brauchen wir jetzt auch nicht mehr!"

Ampeln auf Rot für Berghofen? Eine neue Baumaßnahme lässt die Gewerbetreibenden um ihre Existenz fürchten.
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Erneut verwandelt sich die Berghofer Straße in eine Großbaustelle. Jahrelang hatten die Anwohner unter dem Schwerlastverkehr gelitten, der nun über die B236n rollt. Doch die Hoffnung auf eine grundlegende Sanierung der maroden Straße erfüllte sich nicht. Stattdessen gab es Flickwerk auf Flickwerk. Nun soll doch noch der Umbau kommen - und der Frust der Anwohner ist groß.

Denn sie mussten nicht nur in den vergangenen Jahren Baustellenlärm und -schmutz hinnehmen, die ansässigen Geschäftsinhaber mussten auch Einbußen bis zu 50 Prozent ertragen. „Das haben manche nicht durchgehalten“, weiß Robert Lettermann, 1. Vorsitzender der IG Berghofer Gewerbetreibender.

Das Ärgerlichste aber ist, dass bei den Baustellen der vergangenen Jahre nie etwas Rechtes herumgekommen ist. Zwar tat sich im Untergrund einiges, doch oberflächlich blieb alles beim Alten. Und obwohl die Berghofer Straße eine reiche Vielfalt bietet - von der Neuland-Fleischerei über ein Bistro für Tiere bis hin zum Lebensmittelmarkt - ist so mancher Kunde nicht mehr zurückgekommen.

„Und nun soll schon wieder gebaut werden - so etwas brauchen wir jetzt auch nicht mehr“, findet Johannes Beck, Leiter des Rewe-Marktes Kamp, klare Worte. Denn Fakt ist: Zur Zeit läuft es gut für Berghofen. Kaum Leerstände und ein gesunder Mix an Angeboten zeichnen die „Shopping-Meile“ aus. Hier gibt es keine eintönige Handyshop-Dönerbuden-Wüste, sondern ein abwechslungsreiches Angebot. „Was wir bräuchten, wären mehr Parkplätze“, formuliert Robert Lettermann den wichtigsten Wunsch der Berghofer Gewerbetreibenden.

Stattdessen werden durch die geplanten Baumaßnahmen sogar noch Parkplätze wegfallen. Denn der Parkplatz vor dem Rewe wird umgebaut, statt 52 wird es hier nur noch 49 Parkplätze geben.

Dazu kommen die Stellflächen entlang der Berghofer Straße zuzüglich der Plätze, die zwar nicht offiziell ausgewiesen sind, aber trotzdem genutzt werden. Nach den Baumaßnahmen werden diese quasi illegalen Plätze wegfallen, insgesamt werden es 92 Stellplätze sein. „Und jeder Parkplatz weniger bringt weniger Umsatz“, weiß Lettermann.

"Hoffentlich ersparen die uns wenigsten Tempo 30", hofft Jörg Bachstein von der Neuland-Fleischerei an der Berghofer Straße 131. Denn das würde noch mehr Kunden dvon abhalten, nach Berghofen zu kommen, so fürchten die Gewerbetreibenden.

Mahnendes Beispiel Aplerbeck

Robert Lettermann verweist mahnend auf das Beispiel Aplerbeck: "Auch dort wurde ständig umgebaut. Nun führt eine Umgehungsstraße um den eigentlichen Ortskern herum und der Ortskern selbst ist durch unsinnige Einbahnstaßenregelungen kaum noch zu erreichen geschweige denn, dass man dort parken kann", zählt Lettermann auf. Das Ergebnis: viele Leerstände und die alteingesessenen Einzelhändler müssen sich gegen Filialisten behaupten, die sich hier nur halten können, weil sie einen großen Konzern im Rücken haben.

Statt Parkplätzen soll es in Berghofen Blumenrabatten und 41 neue Bäume zwischen Busenbergstraße und Iltisweg geben. „Und dafür sollen die Anwohner auch noch zahlen - auch die Folgekosten wie das Laub wegmachen, müssen wir im Prinzip ja auch tragen“, ärgert sich Robert Lettermann.

Ein weiterer Stein des Anstoßes ist der geplante Kreisverkehr an der Busenbergstraße. „Der Kreisverkehr an der Ostkirchstraße mag ja noch in Ordnung sein, da ist auch eine Menge Verkehr und ein Kreisverkehr lässt den Verkehr besser fließen“, findet Robert Lettermann, „aber an der Busenbergstraße? Für die paar Autos, die da herausfahren? Warum will die Stadt dafür so viel Geld ausgeben?“ ‚Einfach weil sie‘s kann‘ mag man da sagen, denn der Sinn erschließt sich tatsächlich nicht. „Rausgeschmissenes Geld“, findet auch Johannes Beck.

Wer soll das bezahlen?

Überhaupt ist Geld ein großes Thema in Berghofen. Denn: „Bis jetzt wurden die Anwohner in keinster Weise über die anstehenden Maßnahmen informiert - und auch nicht über die Kosten, die da auf uns zurollen“ berichtet Jörg Bachstein. Da ist die Sorge groß, dass neben den finanziellen Einbußen durch die Baustelle noch zusätzliche Kosten auf die Anwohner zukommen. „Das unfaire ist ja, dass wir jetzt die Schäden ausbaden müssen, die entstanden sind, als die Straße noch Bundestraße und der Bund für die Kosten zuständig war“, so Robert Lettermann.

Dabei war auch die Bundesstraße nicht dafür gebaut worden, dass hier die schweren LKW mit dem Stahl der Phoenix-Werke Richtung Autobahn fuhren. Nun ist die Berghofer Straße keine Bundesstraße mehr und auch Schwerlastverkehr gibt es dank der B236n nicht mehr. Dafür aber eine marode Straße voller Schlaglöcher, für die die Anwohner zur Kasse gebeten werden. „Das ist nicht fair, zumindest anteilig müsste auch der Bund an den Kosten beteiligt werden“, findet der Vorsitzende der Berghofer Gewerbetreibenden.

DEW21 hat schon mal angefangen

Als Vorbereitung auf die Baumaßnahmen, die im Sommer beginnen sollen, hat die DEW21 jetzt mit der Verlegung neuer Strom- und Wasserleitungen begonnen.

Im Sommer beginnen die Arbeiten zum Umbau der Straße dann im ersten Abschnitt an der Busenbergstraße. Nach und nach arbeitet sich die Baustelle dann Richtung Süden vor und wird - passend zum Weihnachtsgeschäft - den Ortskern erreichen. Fast möchte man da sagen: Den Berghofern bleibt doch nichts erspart...

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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