Gaza: Israelische Armee kurz vor Sturm auf Rafah
Das Leben eines Arabers zählt in Israel nicht viel

Sie haben bereits 27.900 Menschenleben ausgelöscht, aber ihr Appetit nach noch mehr Blut von Palästinensern ist offenbar ungebrochen. Eigentlich ist es unzulässig, Tote gegen Tote aufzuwiegen, aber wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass auf jeden einzelnen beim Hamas-Überfall vom 7. Oktober umgekommenen Israeli mittlerweile 25 Tote (!) aus dem Gaza-Streifen kommen. Ums Leben gekommen im Zuge des israelischen Bombardierungen, der Operationen am Boden und der Angriffe auf Gaza von der Seeseite seit jenem 7. Oktober.

Die Vorgehensweise der israelischen Armee in Gaza ist gnadenlos, getrieben von purer Rache. Geschätzt 50 Prozent aller Wohnhäuser sind mittlerweile zerstört, außerdem Hunderte von Schulen und Universitäten, Dutzende von Krankenhäusern und Gesundheitsstationen, Kindergärten, Brunnen, Kläranlagen, Kraftwerke, Straßen... alles aufzuzählen, würde eine komplette Druckseite füllen. 1,7 der 2,3 Mio. palästinensischen Bewohner des Gaza-Streifens sind in diesen vier Monaten zu Vertriebenen (displaced persons) im eigenen Lande geworden, ein Großteil – geschätzt 1,3 Millionen – mittlerweile auf wenigen Quadratkilometern am südlichen Ende des schmalen Streifens zusammengepfercht. Knapp vor der massiv befestigten Grenze zu Ägypten. Eine Falle.

Mitte dieser Woche wurde bekannt, dass Ministerpräsident Netanjahu das Militär angewiesen hat, Pläne für einen Sturm auch auf dieses letzte, von den Bombern bislang halbwegs verschonte Stückchen Erde vorzulegen. Abartig. Wie krank im Hirn muss man sein, um so etwas anzuordnen?

Die blutige Bilanz der offiziell der Vernichtung der Hamas dienenden Vergeltungsoperation bislang: Zigtausende an Toten und Verletzten unter der arabischen Bevölkerung von Gaza, darunter laut Save The Children 12.000 ermordete Kinder, 120 tote Journalisten und Kameraleute, über 150 durch israelische Geschosse getötete UN-Mitarbeiter, 1000-facher Bruch des internationalen Völkerrechts. Und die Welt schaut zu. Oder besser: Sie schaut weg. Jedenfalls das sog. Abendland – also wir!

Hat jemand gesagt, Israel sei eine demokratisch verfasste und zivilisierte Nation? Von wegen! Die israelische Gesellschaft ist durch und durch rassistisch. Das Leben eines Palästinensers zählt da nicht viel. Ihre Kultur, ihre Würde – egal. Nützlich allenfalls als Arbeiter für's Grobe, Aufräumarbeiten oder Pflege, ansonsten aber sind sie überflüssig. Nicht wert, sich groß um sie zu kümmern.

Dazu nur eine kleine Geschichte: Im Dezember wurden an einem Tag Dutzende palästinensische Männer im nördlichen Gaza gefangen genommen. Entkleidet bis auf die Unterhose, mussten sie nebeneinander vor einer großen Grube knien. Wer sich in der internationalen Presse umschaute, konnte in jenen Tagen sogar Bilder davon sehen (bei uns nicht). Die Neue Züricher schrieb dazu:

>>In Israel gab es Beifall für die Gefangennahme der Männer. Der stellvertretende Bürgermeister von Jerusalem, Arieh King, schrieb auf X zu den Fotos der halbnackten Männer vor der Sandgrube: Hätte er zu entscheiden gehabt, hätte er sie alle mit Bulldozern lebendig begraben. Es seien keine Menschen oder menschliche Tiere, sondern Untermenschen. Jede Erinnerung an die Amalekiter müsse ausgelöscht werden, schrieb er unter Verwendung des Namens eines biblischen Volkes, das mit den Israeliten verfeindet war.<< (NZZ v. 8.12.2023).

Die Zeitung notierte abschließend noch, der Beitrag sei später wieder entfernt worden, weil er gegen die Regeln der Plattform X verstoßen habe.

Kotz. Eine Gesellschaft, in der solche Äußerungen erlaubt sind, von Amtsträgern gar, der sind offensichtlich sämtliche moralischen Maßstäbe abhanden gekommen. Es ist genug. Rafah darf nicht passieren!

Autor:

Heiko Holtgrave aus Dortmund-City

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