Handwerk on tour: Spitzenbeamte aus Düsseldorf besichtigten Spitzenbetriebe der Region

In der Keramikwerkstatt.
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Alljährlich lädt das NRW-Handwerk zur Handwerkstour an Rhein und Ruhr. Die bereits 22. „Handwerk Live“-Fahrt des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstages mit 45 Spitzenbeamten aus sechs Ministerien der Landesregierung und Medienvertretern an Bord führte Ende November zu einem Fahrzeugbauer in Oberhausen, der ausgerechnet in der Finanz- und Wirtschaftskrise einen neuen Firmenstandort errichtete, einer Modellfabrik in Duisburg, der die Suche nach einem neuen Standort schwer gemacht wurde, und zu einer Keramikwerkstatt in Essen. „Die gezeigten Unternehmen stehen für den gelingenden Strukturwandel im Ruhrgebiet, der nicht zuletzt von spezialisierten Produktionsbetrieben und Unternehmen des Handwerks aus dem Segment der Kreativwirtschaft getragen wird,“ erhellte der Präsident des NWHT, Prof. Wolfgang Schulhoff, die Motivlage des NRW-Handwerks für den gewählten Firmenparcours.

Ein Oberhausener Fahrzeugbauunternehmen spezialisierte sich schon früh auf die Entwicklung und den Bau von besonders isolierten Thermo-Tankfahrzeugen für hochtemperierte Gefahrgüter über 200 Grad Celsius. Der Impuls hierzu kam von dem verheerenden Tanklastzugunglück von Los Alfaques in Spanien im Jahr 1978, bei dem 217 Menschen ums Leben kamen und 300 zum Teil schwer verletzt wurden. Der Inhaber entwickelte eine innovative, patentgeschützte Lösung für die Tankreinigung während der Fahrt. Die Inhaberfamilie konnte den Besuch aus Düsseldorf in einer nagelneuen Werkhalle mit angeschlossenem Bürotrakt empfangen - finanziert aus eigenen Mitteln. Die Entscheidung fiel ausgerechnet im Krisenjahr 2008. Die gesunkenen Stahlpreise wirkten sich jedoch positiv auf die Baukosten aus. Der Bau habe sich trotz Baugenehmigung monatelang verzögert. Begründung: der Standort sei Biotop der gefährdeten Kreuzkröte. "Gefunden wurde kein einziges dieser Exemplare", so der Unternehmer. Kopfschütteln reihum.

Eine Duisburger Modellfabrik hatte bei der Suche nach einem neuen Standort in Duisburg mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ihre Ansiedlung im Businesspark Niederrhein in Duisburg-Alsterhagen war von den Betreibern zuerst nicht erwünscht. Man hatte ganz falsche Vorstellungen von Spitzenhandwerk. Als man sich dann aber näher mit den Unterlagen des Traditionsunternehmens befasste, das 1897 gegründet wurde, stand dem Umzug von der Innenstadt nichts mehr im Weg. Das Unternehmen war bei der Gründung Ende des 19. Jahrhunderts die erste Modellfabrik für das Gießereiwesen im westdeutschen Raum. In der modern eingerichteten großen Konstruktionshalle können nunmehr Modelle gefertigt werden, die den höchsten Ansprüchen der heutigen Gießereitechnik entsprechen.

Letzte Station der Fahrt war eine Keramische Werkstatt auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen. Die gebürtige Koreanerin Young-Jae Lee leitet seit 1986 den Vorzeigebetrieb des Handwerks mitten im Herzen der europäischen Kulturhauptstadt 2010. Die Inhaberin übernahm die Werkstatt von der Ruhrkohle Aktiengesellschaft im Jahre 2006. Dies verdanke sie dem Umstand, berichtete sie schmunzelnd, dass der frühere Vorsitzende der Ruhrkohle meinte, eine Keramikwerkstatt würde nicht zum Kerngeschäft des Konzerns gehören.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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