„Pas op en holt de Schnütt!“

Ein Urgestein bei der Seifenblase: Sabine Gerritschen, die dem Publikum stolz ihre Zähne zeigt. Bilder: Ralf Beyer
3Bilder
  • Ein Urgestein bei der Seifenblase: Sabine Gerritschen, die dem Publikum stolz ihre Zähne zeigt. Bilder: Ralf Beyer
  • hochgeladen von Lokalkompass Emmerich

Es war bunt, laut, fröhlich, kritisch und vor allem brüllend komisch was die Mitglieder des Ensembels der Seifenblase zum über zwanzigsten mal als Karnevalssitzung auf die Bühne brachten.

Offizieller Beginn des Programms mit dem Titel „Fastnackt 2014 – Pas op en holt de Schnütt“ war 19.11 Uhr, aber bereits um 18 Uhr füllte sich der Zuschauerraum des Kellertheaters Seifenblase mit erwartungsvollen Zuschauern auf der Suche nach den besten Plätzen. Die meisten sind Wiederholungstäter. „Ich komme seit 20 Jahren hierher und es war immer total klasse“, war nur einer der Kommentare.
In den hinteren Räumen geschäftiges Treiben, und Schauspieler die mit ihrem Lampenfieber kämpfen. Theo Gertsen, seit letztem Jahr Vorsitzender des Vereins, Sabine Gerritschen, Mitbegründerin der Seifenblase, die vor 30 Jahren ursprünglich als reines Kindertheater gegründet wurde, und ihr Mann Ludger geben trotzdem bereitwillig und bestens gelaunt Auskunft. Vor über 20 Jahren reifte der Gedanke, doch auch mal was für Erwachsene auf die Bühne zu bringen. Der Erfolg war so groß, dass man seitdem jedes Jahr ein neues Karnevalsprogramm erarbeitet. Jeder für sich im stillen Kämmerlein. Geprobt werden eigentlich nur die Sketche, Lieder und Witze, bei denen alle oder mehrere auf der Bühne stehen.

Nachwuchs dringend gesucht

Dass sich der Aufwand lohnt sieht man daran, dass bereits im Vorverkauf, der nur an einem Tag stattfindet, alle Karten weg waren. Aus diesem Grund hat man sich entschlossen, statt der üblichen vier dieses Jahr fünf Vorstellungen zu geben. Ausverkauft war auch „Wer rettet das Weihnachtsfest“, ein Theaterstück für Kinder, das am 14. Dezember im Stadttheater mit großem Erfolg aufgeführt wurde. Trotz der großen Erfolge braucht aber auch die Seifenblase dringend Nachwuchsschauspieler. Ludger Gerritschen: „ Mehr Darsteller wären super, dann muss ich mich nicht zehnmal umziehen, so wie heute Abend.“
Pünktlich um 19.11 Uhr gehts dann richtig los. Die dreiköpfige Band bestehend aus Thorsten Banning, Nikolai Piefel und Benjamin Wolters spielt auf. Zum Titelthema von James Bond sieht sich das Publikum plötzlich von Agenten durchsetzt, die über Kontostände, intime Details aus dem Privatleben der Zuschauer und Geheimdienste im Allgemeinen und Besonderen philosophieren. Da wird klar, mit einer normalen Karnevalssitzung hat das hier nichts zu tun, das ist Kabarett vom Feinsten. Und so geht es weiter. Ob Kommunalpolitik, Große Koalition, Nichtraucherschutzgesetz, FDP, political correctness, umstrickte Bäume, Veganer... alle kriegen ihr Fett weg.

Auch der Bischof war an der Reihe

Theo Gertsen als beurlaubter Bischof Tebarz-van Elst mit Gartenklappdusche, die man mit in die Slums nehmen kann singt: „Wenn ein Bischof baden geht“. Milena Wehren die als Angela Merkel nach ihrer Krönung zur Königin zu der Melodie „Für mich solls rote Rosen regnen“ „Für Euch soll es Sponsoren regnen“ singt. Sabine Gerritschen, die verzweifelt versucht, das Gebiss ihres Mannes zu retten, das schließlich richtig teuer war. Ludger Gerritschen der „Willkommen in der großen Koalition“ zu den Klängen von „Hotel California“ intoniert. Nina Meisters die als eingefleischte Veganerin aus Mitleid dann doch eine Wurst verzehrt. Nicole Derksen, die im „erstricken“ von Bäumen den Weg findet, wie man sie legal entsorgen kann.
Ernst Verwaayen der die FDP besingt. Als Reminiszenz an Gert Rompel, der 2012 verstorben ist und über Jahre hinweg „Fast Nackt“ entscheidend geprägt hat wird eines seiner Lieder gesungen. Man könnte die Liste der Highlights fast unendlich fortsetzen. Die Spiel- und Singfreude der Akteure ist großartig, die Texte der Lieder, Gedichte, Vorträge und Sketche humorvoll, teilweise richtig scharfzüngig und kritisch. Eine Zuschauerin bringt es auf den Punkt: „Was hier sieben Leute für vier Stunden auf die Bühne gebracht haben, dafür brauchen die im Fernsehen mindestens 30 Schauspieler.“ Hinzufügen müsste man „Und diverse Autoren“.
Sieben Darsteller, die ihre eigenen Autoren sind und sowohl alleine und auch zusammen leidenschaftlich auf der Bühne agieren, eine dreiköpfige Band, Horst Bressau der sich um die Ausstattung kümmert, Nico Winter der die Technik (Ton und Licht)steuert sowie fünf nette Mädels, die sich um den Service gekümmert haben. Das war das Rezept für einen unterhaltsamen und überaus gelungenen Abend, an dem man mal wieder richtig lachen konnte. Kleiner Tipp: Jeder der Spaß an gut gemachtem Kabarett hat sollte sich fürs nächste Jahr vorzeitig Karten sichern.

Autor:

Lokalkompass Emmerich aus Emmerich am Rhein

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.