TV-Kritik
Debakel bei Lanz-Talk

Ein scheinbar überforderter, unvorbereiteter Moderator trifft auf AfD-Chef und bietet diesem Menschen ein Podium für die Verbreitung von Unwahrheiten, Verschwörungstheorien und plumper rechtspopulistischer Floskeln.
Das Schlimmste daran, Herr Lanz schien nicht mehr Herr der Lage zu sein, wirkte manchmal hilflos und überließ dem „netten, sympathischen Handwerker“, wie er den Bundessprecher der Alternative für Deutschland nannte, in weiten Teilen die Initiative in der Sendung.

Hier zwei Beispiele:
Chrupalla behauptet ein Extremist sei jemand, „der mit Gewalt oder Gewaltfantasien versucht, die freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage zu stellen oder diese zu bekämpfen“.
Lanz akzeptiert unwidersprochen diese Deutung des Begriffes „Rechtsextremismus“ und läßt auch zu, dass der AfD-Chef gleich hinzufügt, Höcke sei nicht rechtsextrem, in der AfD gebe es keinen Rechtsextremismus, alles eine Verschwörung der regierungshörigen Institutionen und Medien. Hier hätte klarer Widerspruch kommen müssen.

https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/41312/wann-spricht-man-von-rechtsextremismus-rechtsradikalismus-oder-neonazismus/
Wer der Bundeszentrale keinen Glauben schenkt, kann den Begriff natürlich auch im, von der AfD geliebten, Duden nachlesen.

Fast schon peinlich wirkte die Reaktion des Talk-Masters auf die Behauptung, das ZDF habe Beweismaterial im Zuge der Ermittlungen im Nadelvorfall von Ingolstadt unterschlagen. Völlig aus der Luft gegriffen, das ZDF hat inzwischen reagiert.
Lanz hätte sich das auch denken können, sagt aber lediglich: „Das können wir jetzt nicht überprüfen.“

Grundsätzlich stellt sich die Frage, was die ZDF-Redaktion von der Einladung Chrupallas erwartet hat. Der Chef einer Partei, die nicht im Ansatz Alternativen für Deutschland zu bieten hat, wird sich, wie es dann auch geschehen ist, niemals auf Diskussionen über Detailfragen ihrer Politik einlassen. Das liegt nicht nur am fehlenden Fachwissen, sondern auch daran, dass viele Programmpunkte und rechtsextremistische Aussagen für das Publikum und die Wählerschaft weichgespült werden müssen, damit nicht der Eindruck entsteht, Höcke und Konsorten hätten in der Partei etwas zu sagen.

Will man die Verächtlichmachung der demokratischen Institutionen vermeiden, sollte man so nicht mit der AfD umgehen.

Autor:

Rudolf Holtkamp aus Emmerich am Rhein

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