Zwei Könige an einem Tag in Emmerich

Seht her, ich hab' ihn. Der neue Regent Willi van Dillen der Michaelschützen aus Oberhüthum freute sich nach dem Schießen. Foto: Jörg Terbrüggen
3Bilder
  • Seht her, ich hab' ihn. Der neue Regent Willi van Dillen der Michaelschützen aus Oberhüthum freute sich nach dem Schießen. Foto: Jörg Terbrüggen
  • hochgeladen von Jörg Terbrüggen

Er musste lange auf diesen Augenblick warten, doch am Montag war es endlich soweit: Willi van Dillen ist neuer Schützenkönig der Michael-Schützen aus Oberhüthum. Gemeinsam mit seiner Frau Cornelia regiert er nun die Schützenfamilie. "Das ist ein schönes Gefühl", bemerkte der einzige Bewerber und strahlte, den Vogel und seine Frau fest im Arm.

Allerdings stand das Schießen zunächst unter keinem guten Stern. Die Oberhüthumer waren mit ihrem Preisschießen noch nicht fertig. Also machten sich die Sebastianer, mit denen sie ja bekanntlich gemeinsam am Kapaunenberg feiern, ans Werk. Die Krone hatte Gastschützen Stefan Berkowich bereits abgeschossen, den Kopf durfte Josef Kremer dann sein Eigen nennen. Und auch der rechte Flügel fiel noch vor dem großen Regen: Andreas Götte nahm ihn mit nach Hause.
Dann wurde der Sebastianer-Vogel abgeschraubt und der Oberhüthumer Vogel angeschraubt. Dort mussten immerhin noch zwei Preise geschossen werden. Auch hier zeigte sich Stefan Berkowich als treffsicherer Schütze, mit einem gezielten Schuss trennte er die Krone vom Rest des Vogels. Der Kopf ging anschließend an Willi van Dillen. Im Kampf um die beiden Flügel sicherte sich Holger Gerber den rechten und Heribert Verhey den linken. Der Reichsapfel fiel nach einem Trefer von Thomas Geerling, das Zepter traf Gregor Heinst. Das war es dann erst einmal mit dem Schießen, denn nun öffnete Petrus am Himmel seine Pforten.
Fluchtartig verließen die Schützen den Platz und suchten Unterschlupf im Schießstand oder im Schützenhaus. Munter trommelten die Regentropfen auf die verwaisten Tische und Bänke, ein leeres Glas Bier füllte sich so langsam aber sicher wieder. Dann, ohne große Ankündigung, kam plötzlich Bewegung in den Schießstand. Munition wurde ausgepackt, das Gewehr geladen und um 14.26 Uhr setzte Willi van Dillen den ersten Schuss auf die Überreste des hölzernen Federviehs ab. Seine Angehörigen hatten sich im Schießstand versammelt und feuerten ihn lauthals an. Mit dem 48. Schuss war das "einseitige" Schießen beendet: Oberhüthum hatte einen neuen Regenten.
Nun hieß es wieder Vogel rauf, und zwar den der Sebastianer. Denn die hatten auch noch ein paar Preise abzuschießen. Das gelang zunächst Sean Modderkolk, der den linken Flügel gekonnt abtrennte. Den Reichsapfel nahm dann Christian Preuth in Empfang, ehe Manuela Pertz das Zepter in weibliche Hände nahm. Dieser Teil war nun erledigt, trotz zwischenzeitlichen Regens. Nun mussten nur noch genügend Königsbewerber her. Gab es denn überhaupt einen? Oder vielleicht sogar noch mehr? Kurz nach 17 Uhr wurde das Rätsel gelöst: Horst Welling, Wirt vom Schwarzen Raben hatte seinen Hut ebenso in den Ring geworfen wie Metallbauer Andreas Götte. Das Trio komplett machte der Wirt von "Onder de Poort", Marcel Meisters. Ein königsblaues Trio, denn alle drei sind Fans vom aktuellen Vizemeister Schalke 04. Glück auf!
Um 17.19 Uhr setzte Andreas Götte, der zum zweiten Mal sein Glück versuchte, den ersten Schuss ab, es folgten Horst Welling und Marcel Meisters, für beide die Premiere im Vogelstand. Es entwickelte sich ein an Spannung kaum zu überbietendes Schießen. Während die Sonne lachte und der Nieselregen auf die Tische pladderte, machten die drei Schützen ernst. Vor allem Horst Welling schien es wissen zu wollen. Lautstark wurde er immer wieder angefeuert, ein paar Mal brachte er den Holzvogel mächtig ins Wanken. Doch das verflixte Ding wollte einfach nicht fallen. Die umstehenden Schützen schlugen schon das ein oder andere Mal die Hände vor den Kopf.
Doch mit dem 74. Schuss machte der 58-jährige Horst Welling dem Treiben ein Ende. Er strahlte, ballte die Fäuste zusammen und streckte beide Arme in die Höhe. Aus dem Hintergrund versuchte Tochter Leonie den Weg zum Vater zu finden, mit Tränen in den Augen. Auch seine Frau Angelika musste sich erst einmal durch die Schar der Gratulanten kämpfen, bis sie ihren Mann endlich in den Arm fallen konnte. "Hervorragend, super", das waren die spontanen Worte des neuen Königs. So konnten dann in diesem Jahr am Montag Abend zwei neue Könige im Schützenhaus Kapaunenberg proklamiert werden.  

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.