Erneute Diskussion um Asylbewerberunterkunft in Frintrop

Viele Frintroper sehen sich bestätigt. Schon auf der ersten Bürgerversammlung Ende August mutmaßten sie, dass die Verwaltung in Sachen Flüchtlingsunterkunft „doch eh´ mache, was sie wolle.“ Da war von Verschaukeln die Rede, von mangelnder Transparenz und Entscheidungen über die Köpfe der Bürger hinweg.

Die Nachricht von den Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Walter-Pleitgen Schule verbreitete sich damals wie ein Lauffeuer im Stadtteil. Ehe konkrete Pläne vorgestellt wurden, kochten Ängste und Emotionen hoch. Inzwischen ist die Behelfsunterkunft im Neerfeld Realität. Mehr als 80 Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, sind seit Oktober in den ehemaligen Schulräumlichkeiten untergebracht.
Es ist ruhiger geworden im Stadtteil. Die Arbeit des „Runden Tisches Essen-Frintrop“ hat erste Früchte getragen. Auch Einrichtungsleiter Ridda Martini ist zufrieden. Sozialhelfer von European Homecare seien während der Woche anwesend. „Die Betreuung entspannt die nicht einfache Situation der Flüchtlinge stark. Zudem ist die Spendenbereitschaft im Stadtteil erfreulich hoch.“

Flyer informiert über alles Wichtige

Mit einem Flyer wurden die Anwohner im Neerfeld mit allen wichtigen Rufnummern und Informationen über die Einrichtung versorgt. Dass es jetzt wieder Diskussionen um die Nutzung der ehemaligen Gemeinschaftsgrundschule gibt, hat mit Aussagen des Geschäftsbereichsbeauftragten des Sozialdezernates Thomas Römer zu tun. Er deutete in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Borbeck an, dass die Verwaltung alle Möglichkeiten prüfen müsse, um zusätzliche dauerhafte Unterbringungsmöglichkeiten (Regelstandorte) für Flüchtlinge zu schaffen.
Die bisherige Behelfsunterkunft im Neerfeld schloss er von dieser Prüfung nicht ausdrücklich aus. Rhetorische Finesse oder Teil des laufenden Prüfverfahrens? Letzteres will die Stadt die Beteiligten glauben machen.

"Wortbruch von Peter Renzel"

Doch die Politiker sind sich einig: „Es ist immer gesagt worden, dass die Walter-Pleitgen-Schule nur als Behelf dient, um die große Zahl an Flüchtlingen schnell aufnehmen zu können. Als Dauereinrichtung kommt das Gebäude aus unserer Sicht nicht in Frage“, erklärt SPD-Fraktionschef Rainer Marschan. Er wirft Sozialdezernent Peter Renzel sogar Wortbruch vor. „Die Sozialverwaltung muss dem Eindruck entgegenwirken, hier würde in Salamitaktik ein neuer Regelstandort entstehen.“
Nach Ansicht der SPD sollen die derzeitigen Behelfe schnellstmöglich, spätestens bis Ende 2014, aufgelöst werden. „An dieser Position werden wir auch nicht rütteln. Unterbringung in Klassenräumen und Duschcontainer auf Schulhöfen können nicht von Dauer sein.“ Außerdem müsse man bei Dauerwohnheimen das Umfeld stärker beachten. „Nichts spricht hier für die Walter-Pleitgen-Schule“, findet auch Karlheinz Endruschat, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Dauerunterkunft wäre des genaue Gegenteil

Erste Priorität habe die Unterbringung in Wohnungen. Daneben solle eine sozial gerechte Verteilung der Flüchtlinge über das gesamte Stadtgebiet erreicht werden. Dies alles sei Thema im interfraktionellen Arbeitskreis. Es sei daher unverständlich, warum das Büro des Sozialdezernenten nun an der Walter-Pleitgen-Schule festhalte.
Auch Thomas Mehlkopf-Cao, Fraktionsvorsitzender der Borbecker CDU, spricht sich entschieden gegen eine Dauerunterkunft im Neerfeld aus. Die Bürger wurden damit beruhigt, dass eine Behelfsunterkunft nur wegen der Notlage der Stadt dort eingerichtet wurde. Diese soll so bald als möglich wieder geschlossen werden. Eine Dauerunterkunft wäre das genaue Gegenteil und würde dem bereits beschädigtem Vertrauen der Bürger in ihre Stadt massivst zuwider laufen.“

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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