Adventskalender für Mütter und Väter

„Da passte einfach etwas zusammen.“ Die Eheleute Daniel Dimke und Judith Dimke-Schrader haben sich bereits mit Adventskalendern beschenkt. Mit selbstgeschriebenen. Einen für Mütter und einen für die Väter. Beide Werke sind auch für andere Eltern zu haben - im Buchhandel.

„Ich bin schwanger“, sagt der Mann, und plant als perfekter Manager, Trainer, Nachbar, Liebhaber, Ehemann - eben Vater - schon einmal das Rennwagenbett und die Eiskugelfinanzierung. „Meine Füße tun so weh. Mein Kopf schmerzt. Meine Augen sind müde. Könntest du heute mein Esel sein?“, fragt die Frau, und sucht Ruhe und Freiraum inmitten ihrer Mutterzeit, gern auch mal bei einer geliebten Freundin.
Was Eltern von der Schwangerschaft bis zum Erwachsenwerden der eigenen Kinder so alles fühlen und erleben, haben die Dimkes zu zwei Adventskalendern verarbeitet. Den nötigen Stoff dazu lieferte ihr Patchwork-Konstrukt mit vier Kindern. Eingebettet in den Weihnachtszyklus.
Für die Lehrerin ist die Kalenderveröffentlichung bereits ihr zweites Mal. Und nach der erfolgreichen Auflage des Mütter-Adventskalenders im vergangenen Jahr lag das Väter-Pendant für den herausgebenden Grünewald Verlag nahe. „Wir hatten über ein solches Projekt Zuhause auch schon mal gesprochen“, so der Sozialarbeiter. Neben dem eigenen Nachwuchs arbeitet er beruflich mit Kindern und Jugendlichen zusammen, betreut Vater-Sohn-Wochenenden. Die Thematik des Vaterseins beschäftigt ihn also täglich, bloß das „Gedanken in Worte fassen“ galt es zu meistern. „Die lyrische, literarische Begabung hat eindeutig meine Frau“, blickt er stolz auf seine bessere Hälfte. Gemeinsam mit dem Arbeitskollegen Jörg Sender, den er sich mit ins Boot holte, meisterte er die Aufgabe aber bravourös. Und nahm neben den Texten auch gleich großen Einfluss auf die Gestaltung. „Zum Väter-Kalender passte einfach nicht das typische Weihnachtsmotiv“, waren er und sein Partner fest entschlossen. So heißt es doch auch augenzwinkernd im Buch „Ehrlich gesagt ist alles / was mit Kindern zu tun hat / ist alles / was mit Glauben zu tun hat / ist alles / was mit Advent zu tun hat / FRAUENSACHE“. Und sogar: „Ehrlich gesagt / ist Josef ein Depp, eine Wurst, ein ... / FRAUENVERSTEHER“.
Harter Tobak für die Theologin an seiner Seite. Die aber zeigt Verständnis für die Zweifel, für die Ängste, für die Zwiespälte, welche ein moderner Mann im Prozess des Vaterwerdens - irgendwo zwischen liebender Vater werden und nicht zum Weichei mutieren - durchzustehen hat. Der männlichen Härte, den handfesten Alltagsfragen aus „Ein Mann, ein Wort“ stellt sie dafür ihre „Atempausen im Advent“ entgegen. Weiche, von Familiensinn und Liebe geprägte Zeilen einer Mutter, die sich aber nicht scheut, auch mal Reißaus zu nehmen und an ihrer Perfektion zu zweifeln. Den christlichen Bezug kann und mag sie dabei nicht verleugnen. „Aber es ist nicht total fromm“, das ist ihr wichtig. Und die Reaktionen auf die erste Auflage haben ihr bereits gezeigt, dass sich die verschiedensten Mütter in dem beschrieben Gefühls- und Lebenschaos wiederfinden.
Und genau dieses im Herzen der Frauen ankommen, das sei ihr wichtig, Denkanstöße geben, ganz gleich, ob die Erfahrungen ähnliche oder verschiedene seien, das Leben abzubilden und Mut zu machen, Unfertigkeiten und Provisorien anzunehmen. „Ich habe keinen fertigen Ratgeber abgeliefert“, so Dimke-Schrader. Vielmehr ginge es darum, herauszufordern und Fragen aufzuwerfen. Die bleiben im Werk auch häufig bewusst offen gehalten. Auch, weil das Elternsein wie eigentlich das ganze Leben so vielfältig ist, dass es Antworten gern auch einfach mal schuldig bleibt.