Schleiereule, Bussard und Co im Kloster Emmaus

„Die ist ja ganz schön schwer“, staunten die Kinder des Familienzentrums Barchemhöhe nicht schlecht. Dennoch konnte sie das Gewicht der Schleiereule nicht davon abhalten, den Vogel auf dem Schutzhandschuh zu den Bewohnern des Seniorenheims Kloster Emmaus hinüber zu tragen.
Die waren an diesem Vormittag nicht minder aufgeregt als die Vorschulkids. „Denn das sind ja schon außergewöhliche Gäste, die wir heute morgen hier bei uns in der Cafeteria begrüßen können“, freuten sich die Senioren.
Möglich gemacht hat den Besuch Heinz-Joachim Lappe mit dem Projekt „Lernort Natur“. Angeboten wird das Projekt in ganz NRW von Mitgliedern der dortigen Kreisjägerschaften. „Schwerpunkt unseres Angebotes ist die gemeinsame Erfahrung von Kindern und Senioren“, beschreibt der Dellwiger Jäger und Falkner.
Die so unterschiedlichen Projektteilnehmer im Kloster Emmaus machen sich unter der fachlichen Anleitung der Jäger und Projektbetreuer auf Spurensuche in der Natur, lernen die heimischen Tiere kennen, erfahren eine Menge über ihre bevorzugte Nahrung, ihre Lebensgewohnheiten und die Aufzucht der Jungen. Wie die Tiere in Wald, Feld, im Wasser und in der Luft aussehen, die in unseren Regionen zu beobachten sind, wird anhand verschiedener Präparate anschaulich gemacht. Aber es waren vor allem die lebendigen Tiere, die für Begeisterung sorgten.
„Jetzt bin ich schon so alt, aber einen Uhu habe ich vorher noch nie aus der Nähe gesehen“, freut sich eine der Seniorinnen. Die ältere Dame im Rollstuhl hatte keinerlei Scheu vor der großen Eule, machte bereitwillig von der Möglichkeit Gebrauch, den gefiederten Riesen zu streicheln. Der hört auf den Namen Budo und ließ sich das auch bereitwillig gefallen.
Mitgebracht hatte die Vögel der Borbecker Falkner Wolfgang Petersburs. Auch er wusste eine Menge spannender Geschichten über das Leben der Vögel und ihre Funktion in der Natur zu erzählen.
Bei ihrem nächsten Besuch im Kloster Emmaus wollen die Projektbetreuer von „Lernort Natur“ die Vögel wieder mit dabei haben. „Wenn das Wetter mitspielt, sollen die Tiere dann auch im Außengelände einmal frei fliegen“, berichtet Heinz-Joachim Lappe. Uhu Budo wird dann wohl nicht zum Einsatz kommen. „Ich denke da eher an den Bussard“, so Lappe, „denn der ist auf solche Einsätze trainiert.“
Kinder und Senioren sind schon jetzt mächtig gespannt auf den nächsten Besuch. „Es ist schön zu sehen, wie sie voneinander profitieren, überhaupt keine Scheu voreinander haben“, freut sich Wolfgang Peterburs.
Auch an diesem Vormittag kommt es schnell zu Gesprächen. Die Senioren erinnern sich an die eigene Kindheit zurück, an das Schwein oder an die Hühner, die hinterm Haus im Garten gehalten wurden. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie vor allem demente Menschen auf den Besuch der Tiere reagieren“, so Heinz-Joachim Lappe. „Es sind vor allem die haptischen Erfahrungen, die plötzlich wieder Prozesse möglich machen, die schon lange verschüttet schienen.“
Das ist auch im Kloster Emmaus nicht anders. Ein demenziell erkrankter Mann streichelt hingebungsvoll das Fell eines präparierten Tieres und beginnt plötzlich zu sprechen. „Das tut er sonst gar nicht mehr, ist völlig in seine eigene Welt versunken“, freuen sich nicht nur die Jäger, sondern auch die Pflegekräfte, die in der Cafeteria mit dabei sind. „Das ist schon toll. Es zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und mit dem Lernort Natur weit mehr erreichen, als wenn wir uns auf Unterrichtsbesuche beschränken“, sieht sich Heinz-Joachim Lappe bestätigt.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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