Keine Puppe fürs Kind. Spenden dürfen Flüchtlingen nicht eigenhändig übergeben werden

Viele Menschen möchten gerne Sachspenden für die Flüchtlinge leisten, so auch einer unserer KURIER-Leser. Wer jedoch einzelnen Personen etwas zukommen lassen, möchte, wird abgewiesen.

Die Frau unseres Lesers hat eine Sammlung schöner Puppen. Da sie nicht mehr alle behalten möchte, beschließen die beiden, sie den Flüchtingskindern an der ehemaligen Dilldorfschule zu schenken.
Als sie die Puppen den Kindern überreichen wollen, werden sie ihnen „von einem Wachmann grob aus der Hand gerissen“, ärgert sich der Leser.
„Ich habe am Tag zuvor auch schon Spenden vorbeigebracht und ich wollte doch nur etwas Gutes tun.“ Der Wachmann habe ihm erklärt, dass sie so etwas nicht annehmen dürfen. „Ich möchte eine gute Tat leisten und werde dann zurückgewiesen“, sagt er enttäuscht. Der Spender hätte sich gewünscht, dass das Wachpersonal freundlicher gewesen wäre.
Dennoch: Seit einigen Wochen weist auch ein Zettel an der ehemaligen Dilldorfschule darauf hin, dass keine Spenden mehr benötigt werden. „Der Spendenbedarf ist vollkommen ausgereizt“, bestätigt Ridda Martini, Regionalleiter von European Homecare, die die Unterkunft betreuen.
Zudem weist er darauf hin, „wenn man einem Kind einfach etwas in die Hand drückt, kann das zu Neid bei den anderen Kindern führen, sie fühlen sich dann schlichtweg übervorteilt. Daher sollten die Spenden ausschließlich an die Kleiderkammer der Bürgerschaft übergeben werden, die dann alles gerecht verteilt.“
Martini freut sich, dass die Spendenbereitschaft so groß ist. „Aber unsere Priorität ist ja, dass Frieden in der Unterkunft herrscht und manchmal können solche Kleinigkeiten den Frieden eben stören.“
Auch Lebensmittelspenden oder Süßigkeiten dürfen nicht angenommen werden. „Wir müssen uns um die Sicherheit unserer Schutzbefohlenen kümmern.“
Martini weiß, dass es derzeit viele neue Spender gibt, die mit der Verfahrensweise nicht vertraut sind, diese können sich aber gerne bei der Bürgerschaft Kupferdreh informieren, bei der Lore Grimm die Spenden koordiniert.
Martini gibt zu bedenken, dass die bereitwilligen Spender nicht die Hilfsbedürftigen unter den Menschen vor Ort vergessen sollten. „Viele wissen zudem nicht, dass die Flüchtlinge in den kommunalen Unterkünften Geld erhalten, der Betrag ist ähnlich hoch wie der Hartz IV-Satz. Davon kann man sich schon selbst einkleiden.“
Für Spielzeug gibt es einen Pool. „Wir verschenken ein Bobbycar nicht an eine Familie, sondern es wird gesammelt und dann den Kindern zum Spielen ausgeliehen.“
Lore Grimm bestätigt, dass es derzeit keinen Spendenbedarf gibt: „Wir nehmen nichts mehr an, wir sind so beladen, wir wissen gar nicht mehr wohin damit.“ Sie weiß: „Die Spender sind manchmal deswegen bitterböse, weil sie kein Verständnis dafür haben, dass wir nichts mehr annehmen.“
Auch sie freut sich, dass die Spendenbereitschaft so groß ist, merkt jedoch an, dass „drei Viertel aller Sachen, die bei uns abgegeben werden, entsorgt werden müssen“, oft sei es nicht mehr verwendbare oder ungewaschene Kleidung.
Das ärgert sie. Derzeit werden bei der Kleiderkammer die Sommerware eingelagert und die Wintersachen herausgeholt. „Wir machen dann eine Bestandsaufnahme und prüfen, was wir noch benötigen. Nur das werden wir dann auch noch annehmen und nichts darüber hinaus.“
Spenden direkt an die Flüchtlinge sind nicht gestattet. „Wir haben hier über 40 Kinder. Und wenn ein einzelnes Kind dann ein Geschenk bekommt, fragen sich die anderen, warum es bevorzugt behandelt wird.
Wir möchten hier alle gleich behandeln. Jede Familie kann zu uns in die Kleiderkammer gehen und sich die Sachen nehmen, die benötigt werden. Und das Spielzeug geben wir selbst an die Kinder aus.“

Autor:

Isabel Nosbers aus Essen-Werden

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