8 Blagen und das Weihnachtswunder
Weihnachten in den 60 zigern

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HEUTE kam mir die Geschichte in den Sinn..Heute ,als ich die Mutter mit den 3 kleinen Kindern sah..die durch das Kaufhaus gingen..dort in der Innenstadt.
Kinder die mit sehnsüchtigen Blicken zur Spielzeugwand schauten...Zur Lego-Eisenbahn..zu den Puppenwagen und Riesenkuscheltieten..Heute...als ich die Mutter sagen hörte: Zu uns bringt der Weihnachtsmann dieses Jahr nur etwas zu Essen..das Spielzeug ist so teuer..seit Papa fort ist...gibt es so Etwas nicht mehr.......
ESSEN im Jahr 2018..unsere Stadt Essen die den traurigen Spitzenreiterplatz in Punkto Kinderarmut innehat..
KINDERSEELEN..die traurig sind zu Weihnachten.. Kinderherzen
die nicht verstehen können..warum es keine Geschenke geben wird..aber hoffentlich wenigstens einen Tannenbaum...
MÜTTER..am Existenzminimum..die ihre Kinder allein durchbringen.. und gefragt werden: Mama..warum sind wir so Arm????
Mütterseelen..die zerbrechen...bei diesen Worten....
Traurigkeit vor Weihnachten.. Essen 2018...

Blick zurück: 1963
Essen-Altenessen..nahe der Gladbecker Strasse.. 
Eine Dachgeschosswohnung...ein Ehepaar mit seinen 8 Kindern..
Vater..Invalide..die Mutter putzt ..
10 hungrige Mägen gilt es zu füllen..
Nur noch 1 Woche...1 Woche bis zum Heiligen Abend
Die Kinder liegen Alle schon im Bett als Mutter von ihrer letzten Putzstelle heimkommt.
10 Stunden Arbeit..8 Bürogebäude die gesäubert werden mussten.. Der Rücken schmerzt..Vater schaut sie traurig an..humpelt zum Holzstuhl und setzt sich schweigend an den Tisch..dort hatte er für seine Frau 2 Brote geschmiert..mit Schmalz und dicken Röstzwiebeln drauf..
SIE MUSSTE essen.. diese Putzerei strengte sie zu sehr an.. 38 Jahre war sie nun..Ihr Haar mit Silberstreifen durchsetzt..
Hedwig...es tut mir leid..das ich nicht mehr.....
Mehr sagte er nicht..Sie strich ihm durch das Haar,
holte den Hammer aus der Schublade und zerschlug das Porzellanschwein das sie von der Sparkasse zum letzten Weihnachtsfest bekommen hatten.Viele 10 und 5 Pfennigstücke rollten auf den Küchentisch doch auch 2 silbrige 5 DM Stücke waren dazwischen..und 11 von den 50 Pfennigstücken!
Da..sagte er, die 5 DM habe ich vom Kohlenhändler bekommen, als wir die Säcke mit Brikett gefüllt haben...und die anderen 5 als ich in der Nachbarschaft die Einkellerungskartoffeln mit dem Händler in die Keller geschleppt habe!
All die 50 Pfennigstücke..glänzten. Die hatte Mutter fürs Fenster putzen und Flurreinigen von der alten Frau Schmidt bekommen.
KASSENSTURZ..heute..1 Woche vor dem heiligen Abend..
22.50 DM..
Ein Seufzen..Dafür können wir uns wenigstens einen guten Schweinenackenbraten beim Bauern holen.Morgen ist Schlachttag..da werde ich früh hinlaufen und uns ein gutes Stück aussuchen, meinte Vater
MUTTER seufzte wieder.. Wie schön wäre es gewesen..für die Kinder ein kleines Geschenk zu haben, statt immer nur selbstgestrickten Socken für die 7 Jungs, und ein gehäkeltes Puppenkleid aus Wollresten für die Puppe Susi..von der Jüngsten!
DOCH einen Weihnachtsbaum..gab es jedes Jahr, weil Vater sich mit den Jungs auf den Weg in den Schellenberger Wald machte..immer bei Einbruch der Dämmerung und im Schein der alten Taschenlampe, fanden sie in der Nähe vom Ausflugslokal Lützenrath ..jedes Jahr einen netten kleinen Baum, der dann den weiten Weg nach Hause getragen wurde...
7 Jungs im Alter von 18 bis 8 Jahren, gemeinsam konnte
der Baum heimgetragen werden, Geld für die Strassenbahn wäre zu teurer gewesen.Daheim wurde der Baum dann in der Nacht zum Heiligen Abend von Mutter mit Strohsternen und Lametta geschmückt..und 20 Kerzen.. die es in der Kepa im Karton für 1.20 DM zu kaufen gab.
So leuchtete der Baum und die liebevoll verpackten Wollsocken und das Puppenkleidchen lagen darunter. JAHR FÜR JAHR. Um 18 Uhr ging es gemeinsam in die Christmette..Alle Kinder sauber und adrett gekleidet.Die Löcher in den Hosen ausgebessert..die Lederschuhe die die Kinder immer einer vom Anderen auftrugen geputzt. Der Älteste hatte es gut..er bekam immer als erster ein paar Lederschuhe..die man sich tatsächlich vom Munde absparen musste.
Er war ein sehr intelligenter junger Mann, mit besten Abschlussnoten..belesen..Er verschlang die Bücher in der Kirchenbücherei
WÄRE Geld dagewesen..hätte er Abitur machen können..Er hätte studieren können..Er hätte..
Daran dachte Vater...oft.
Nun arbeitete er im kleinen Lebensmittelladen von Frau Lüders..füllte Regale auf und half bei der Buchführung und bei der Auslieferung von Waren. Frau Lüders hatte einen alten VW Käfer , der vollgepackt wurde  mit den Waren.. die alte Kunden nicht nach Hause tragen konnten.
Sie wurden Abends nach Feierabend eben dorthingebracht. Kostenlos!

 Der nächste Morgen kam, Vater machte sich auf den Weg zum Bauern..
ER hatte Glück..das Schwein war schon zerteilt und der Verkauf hatte begonnen.Vater ergatterte tatsächlich fast 5 Kilo Schweinenacken..zum Preis von 20 DM...
Er freute sich..es blieben 2.50 DM übrig..und er hatte einen Plan.. 
Die alte Uhr die schon seinem.Vater gehört hatte..wollte er versetzen..Der Bauer war dafür bekannt, das er Sachen in Zahlung nahm..wenn Kunden kein Geld hatten um Fleisch und Gemüse zu kaufen..So konnte man allerlei versetzen auf dem Hof und bekam frische Lebensmittel..
Heute fragte Vater den Bauern.. ; Jupp...bald ist Weihnachten..Ich möchte Dir diese Uhr verkaufen.. die Taschenuhr mit der goldenen Kette dran..die schon meinem Vater gehört hat und die läuft wie ein Pitschendop..
Jupp schaute irritiert..denn Geld hatte er noch nie ausgezahlt.
" Ich bin doch kein Pfandhaus,aber gut..die Uhr gefällt mir..ich gebe Dir 20 DM dafür.".
20 DM..das ist zu wenig..das ist schon allein die goldene Uhrkette wert.."
Man einigte sich schließlich auf 30 DM und Vater lächelte vor sich hin..
32.50 DM hatte er nun in der Tasche und einen wunderbaren Braten..
Sein Weg führte ihn in die Drogerie auf der Altenessener Strasse..Dort kaufte er für seine Frau eine Flasche Kölnisch Wasser die sogar hübsch in weißes Papier eingewickelt wurde..
4.50 DM.. es blieben 28.50 DM..für Geschenke für die Kinder.Ein Stück weiter war das Spielwarengeschäft..Spielzeugautos die man rückwärts über den Boden zog..die dann losgelassen wurden und im Affenzahn vorwärts preschten.Vater holte 6 verschiedene Modelle..für jeden der Jungs einen..3 DM das Stück..- 10.50DM..waren übrig..Was schenke ich dem Großen nur ? DIE PLATTE VON DIESEM ELVIS...da hatte er sich die Nase am Schaufenster des Radio Fern Ladens plattgedrückt.Er hatte sich über Monate das Geld für einen Plattenspieler zusammengespart. 5 DM..wanderten über die Ladentheke..und die Elvis Platte in Vaters Aktentasche..wo sie sich zum Braten und den Aufziehautos gesellte..und zur sorgsam verpackten Flasche KÖLNISCH Wasser..
5.50DM...nun wanderte Vater zu Rosskothen Spielwaren..gar nicht so weit vom Radiogeschäft entfernt..Dort erstand er für genau 5.50 DM das kleine Puppenservice aus Porzellan für die Kleene Rita.. 6 kleine Tässchen mit Untertellern und einem Kännchen mit Deckel mit kleinen ROSEN drauf.
Vater verstaute Alles in der Aktentasche und wanderte vollgepackt heim..glücklich...Dieses Weihnachten würde unvergesslich..Da war er sich sicher..
Zu Hause angekommen..verstaute er die Aktentasche im Kleiderschrank.. allerdings nahm er den Braten heraus..
MUTTER hatte den Tannenbaum schon eingestielt.Sie nutzte die Zeit da alle Kinder in der Jungschargruppe der Kirche waren, um alle Vorbereitungen zu treffen..Der Baum wurde dann ins Schlafzimmer geschafft und die Türe abgeschlossen.
Der heilige Abend kam..Vater machte mit den Kindern einen langen Spaziergang und Mutter richtete daheim den Baum her..Strohsterne... Kerzen.. und die verpackten Socken und das Puppenkleid legte sie seufzend darunter. DER Braten bruzzelte in der Kasserolle..die Kartoffeln waren geschält im Topf und der Rotkohl schon seit 2 Tagen fertig in der Speisekammer.
Es klingelte..da war die Familie wieder..schnell die Wohnzimmertüre zu..Braten abstellen..Mantel an..und los ging es zur Kirche.
Die Weihnachtsandacht war wunderbar
Und die Menschen sangen zum Schluss Stille Nacht..heilige Nacht.. Vater lächelte...
Es ging heimwärts..Mutter ging ins Wohnzimmer..schloss die Türe hinter sich und zündete die Kerzen an..während die Kinder schon  aufgeregt in  der Küche warteten.. Vater war der Aufgeregteste von Allen.
Das Glöckchen bimmelte.. die Türe ging auf.. da stand Mutter und rief..Das Christkind war da. Die Kinder versammelten sich um den Baum..Oh Tannenbaum..Alle sangen das Lied..hielten sich an den Händen..
Dann durften die Kinder die Päckchen öffnen..
Socken und Puppenkleid wurden bestaunt..es ging zum gedeckten Tisch.. Doch da stand Vater im Raum..Aus der alten Aktentasche zauberte er verpackte Geschenke..Papier wurde aufgerissen..Kinderjauchzen.
Der Grosse der entgeistert auf die Schallplatte schaute..
Dann bekam Mutter ihr Geschenk..Freudentränen kullerten über die Flasche Kölnisch Wasser!
Frohe Weihnachten Euch Allen.. rief Vater...und war der glücklichste Mensch der Welt..
Dem Glück schlägt keine Stunde....wozu braucht man dann eine Uhr???

Autor:

Sabine Hegemann aus Essen-Steele

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