Bescherung wie sie in meiner Kindheit war.

Heutzutage ist es üblich, dass die Bescherung an Heilig Abend stattfindet. Gewiss, das hätten meine zwei Geschwister und ich auch gerne gehabt. Doch damals war es in vielen Familien üblich, dass die Bescherung am 1. Weihnachtstag morgens stattfand. Das hatte in erster Linie mit beengten Wohnverhältnissen zu tun. Unsere fünfköpfige Familie lebte auf zwei Zimmern – Eine große Wohnküche mit Schlafzimmer. Erst später kam noch ein weiteres Zimmer hin zu. Heilig Abend wurden wir früh zu Bett geschickt, damit meine Mutter in der Wohnküche den Gabentisch decken konnte. Immer wieder huschte sie durch das Schlafzimmer um die Geschenke, die im Kleiderschrank versteckt waren, zu holen. Die Aufregung in mir wuchs von Minute zu Minute. „Wann ist endlich Morgen?“ dache ich immer wieder, bis mich schließlich der Schlaf einholte. Am 1. Weihnachtstag in der Früh war es endlich so weit. In der Wohnküche brannten die echten Kerzen am geschmückten Weihnachtsbaum. Darunter die obligatorische Krippe. Auf dem Linoleum-Boden war ein randvoll mit Wasser gefüllter Eimer postiert. (Vorsorge ist bekanntlich der beste Brandschutz) Es half alles nichts, das jährlich wiederkehrende Ritual musste eingehalten werden. Was bedeutete, dass wir Kinder, bevor es an das Geschenke auspacken ging, erst mal ein Gedicht aufsagen mussten. Es mussten nicht alle Strophen des Gedichts sein, eine reichte schon aus. Da waren unsere Eltern tolerant. Mein Gedicht bestand eh` nur aus 3 Zeilen:

"Ich bin ein kleines Stümpchen und esse gerne Klümpchen.
Ihr müßt mich nicht auslachen,
nächstes Jahr will ich es besser machen."

Autor:

Ursula Hickmann aus Essen-Süd

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