Rund 10.000 sahen 54 Hours im Folkwang
Zwischen Traum und Wirklichkeit

Eine eindrucksvolle Performance: Klara Günther und ihre Arbeit The Chicken. | Foto: Frank Blum
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  • Eine eindrucksvolle Performance: Klara Günther und ihre Arbeit The Chicken.
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Über ein enormes Interesse durften sich die Macherinnen und Macher der 54 Hours Performances im Museum Folkwang freuen: Rund 10.000 Besucherinnen und Besucher waren an den neun Veranstaltungstagen gekommen, um die Performance-Ausstellung, kuratiert von Marina Abramović und Billy Zhao, mit zu erleben.

Marina Abramović ist Inhaberin der ersten Pina Bausch Gastprofessur an der Folkwang Universität der Künste. Sie gilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Performance-Kunst und blickt auf eine fünfzigjährige Karriere als Kunstschaffende zurück. Ihre weltweiten Performance-Arbeiten, mehrfach ausgezeichnet, stellen körperliche und geistige Grenzerfahrungen dar.
24 Folkwang-Studierende hatten nun Gelegenheit, von ihr zu lernen und mit ihr eigene Performances zu entwickeln, die eines verbindet: die 54 Stunden währende Aufführungs-Dauer.
Die Besucherinnen und Besucher waren begeistert von den ganz unterschiedlichen Arbeiten, in denen sich im Laufe der Tage auch kleine Veränderungen mit erleben ließen. Mal wurden gemeinsam Kartoffeln geschält, unterbrochen von Liedern aus der Heimat von Aleksandar Timotic. Mal wurden mit vollem Körpereinsatz Kreise auf Papier gebracht und anschließend die Werke mit dem Titel Body Print von Moonjoo Kim auf langen Leinen aufgehängt. Mal durchlief die Performerin Klara Günther basierend auf zwei Träumen den unendliche Prozess der Verwandlung in ein Huhn.
Die eindrucksvolle Performance The Chicken wird so umschrieben: "Den ersten Traum hatte sie bereits als Kind. Die Vierjährige sieht auf sich selbst herab und beobachtet, wie sie als Hähnchenkeule in einer Pfanne gebraten wird. Der zweite Traum ist ein wiederkehrender. Sie steht nackt in ihrem Zimmer und wird von einer unbekannten Gruppe von Menschen beobachtet. Diese Performance versucht, beide Situationen miteinander zu verbinden, indem sie Traumzustände von Entblößung und Verletzlichkeit in die Realität überträgt."
Die Performance von Klara Günther war - ohne die künstlerische Kreativität aller anderen Studierenden schmälern zu wollen - die eindrucksvollste Arbeit der 54 Hours Performance. Selten hat Essen in den letzten Jahrzehnten ein künstlerisches Werk erleben dürfen, dass so intensiv, so hintergründig und so anspruchsvoll umgesetzt wurde. Sich rund 10.000 Besucherinnen und Besuchern als 25-jährige Studierende so entblößt und verletzlich zu zeigen, war Höhepunkt der Performance-Ausstellung, ganz in Anlehnung an ihre weltweit ausgezeichnete Lehrmeisterin Marina Abramović.
Auch diese zeigt sich zufrieden mit dem gelungenen Abschluss der Pina Bausch Gastprofessur: „Wir können ohne Übertreibung sagen, dass wir in diesen 9 Tagen und damit in 54 Stunden Performances ein historisches Ereignis sowohl für die Folkwang Universität der Künste als auch für das Museum Folkwang miterlebt haben. Insbesondere das Publikum, das mehrfach kam, schuf eine starke Gemeinschaft und Verbindung zu den Künstlerinnen und Künstlern. Die Studierenden dieser internationalen und multidisziplinären Klasse haben noch nie alleine Long Durational Performances aufgeführt. Es ist sehr anspruchsvoll, diese Kunstform zu lehren und umzusetzen. Gemeinsam mit Billy Zhao, meinem Co-Kurator, und Wayne Götz, dem Projektleiter, bin ich sehr stolz auf das, was die Studierenden erreicht haben. Sie zeigten Entschlossenheit, Willenskraft, Konzentration und eine erstaunliche Art und Weise mit einem so großen Publikum umzugehen."
Und Prof. Peter Gorschlüter, Direktor Museum Folkwang, ergänzt: „Wir freuen uns über den enormen Zuspruch bei den 54 Hours Performances. Die lebendige Interaktion zwischen den Performenden und dem Publikum bestärkt uns in der Entwicklung, den Bereich Live-Art, Performance und Tanz am Museum weiter auszubauen. Die Zusammenarbeit mit Marina Abramović und der Folkwang Universität der Künste ist ein absoluter Gewinn für die Besucherinnen und Besucher sowie das Museum Folkwang gleichermaßen.“

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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