Erst der Feuersalamander, dann der Molch? Hautpilzerkrankung aus Ostasien tötet viele Tiere

BürgerReporter Andreas Schäfer fand 67 tote Feuersalamander in einem Essener Gebiet. | Foto: Andreas Schäfer
  • BürgerReporter Andreas Schäfer fand 67 tote Feuersalamander in einem Essener Gebiet.
  • Foto: Andreas Schäfer
  • hochgeladen von Sabine Pfeffer

Wer durch den Wald an der Kluse spaziert, sieht mit ein wenig Glück Feuersalamander. Doch immer mehr der leuchtend schwarz-gelb gefärbten Tiere erkranken, so dass Naturschützer inzwischen befürchten, sie könnten in Essen ganz aussterben. Und nicht nur dort.

"Wir hatten gehofft, dass der Hautpilz, der in den Niederlanden die Population zusammenbrechen ließ, es nicht zu uns schaffen würde", sagt Diplom-Biologe Martin Schlüpmann von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet im Haus Ripshorst. Doch die Hoffnung trog. Der "Salamanderfresser-Pilz" namens Bsal (Abkürzung für Batrachochytrium salamandrivorans) wird jetzt unter anderem von der TU Braunschweig genauer erforscht, aber damit hat man noch lange keine Lösung für das Problem, "das gerade erst anfängt", sagt Schlüpmann: "Der Pilz ist sehr gefährlich."
Was sich leider auch in Essen gerade erst gezeigt hat. Von 67 toten Tieren, die er zwischen dem 6. Dezember und 21. Januar in einem einzigen Gebiet gefunden hat, berichtet BürgerReporter Andreas Schäfer in unserer Nachrichten-Community (www.lokalkompass.de/823339). Mit zahlreichen Fotos belegt er, wie die schönen Amphibien an der Pilzerkrankung elendig zugrunde gehen.
Die Fachleute befürchten eine weitere Ausbreitung. Feuersalamander gibt es im gesamten Essener Süden, etwa auf dem Südwestfriedhof. Sie brauchen Wälder und Quellbäche. Weiter nördlich haben sie zumindest in älteren Wäldern ausgeharrt.

Von Feuerbauchmolchen eingeschleppt

Bsal kam vor Jahrzehnten mit ostasiatischen Feuerbauchmolchen nach Europa, berichtet Martin Schlüpmann. Sie wurden in Terrarien gehalten, aber wie so viele eingeschleppte Tiere fanden auch sie samt ihrer Erkrankung irgendwann den Weg ins Freie. Oder wurden ausgesetzt. "Die ostasiatischen Tiere sind an die Pilzkrankheit angepasst", weiß der Biologe. Manche erkranken, einige sterben. Für die bei uns heimischen Feuersalamander aber ist Bsal völlig neu, sie sind überhaupt nicht daran angepasst: "Die Sterblichkeit liegt bei 90, vielleicht sogar bei 100 Prozent."
Vielleicht, denn viel weiß man noch nicht über Bsals Auswirkungen auf die hiesige Amphibienwelt. Es habe lange zu wenig Geld und Personal für die Forschung gegeben bedauert Schlüpmann: "Der Feuersalamander ist kein wirtschaftlich interessantes Tier." Immerhin hätten die Beobachtungen in Essen - die erste, nicht ganz genau geklärte stammt von 2016 - geholfen, dass jetzt Mittel zur Verfügung stünden.

Forscher hoffen auf Einfuhrverbot der Tiere aus Ostasien

Die Zeit drängt, denn die Wissenschaftler befürchten, dass der Hautpilz auch andere heimische Lurche, etwa die Molche, befallen könnte.
Und was kann man gegen die Erkrankung tun? Martin Schlüpmann: "Vor allem den Handel mit den ostasiatischen Tieren einschränken oder ganz verbieten." Die USA hätten das bereits getan, die Schweiz zumindest vorübergehend. Die EU jedoch könne sich leider nicht entscheiden.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.