Menschen die am Rande der Gesellschaft leben müssen, scheren sich nicht um die Adventszeit.

2. Advent: Ich glaube die Menschen die am Rande unserer Gesellschaft leben, haben unsere Aufmerksamkeit verdient.

Arbeitslos und wohnungslos zu sein ist ein hartes Los. Besonders in diesen Tagen bei klirrender Kälte. Das Problem kann jeden einholen. Die verschiedensten Gründe können dafür Sorge tragen, dass ein Mensch, der mit beiden Beinen fest im Leben steht, seine Bleibe verliert, weil er seine Miete nicht mehr bezahlen kann. Oft hindert sie auch die Scham daran, Freund und Verwandte um Hilfe zu bitten. Wie schwierig es ist, sich aus dieser Lage zu alleine wieder herauszumanövrieren, können sich Menschen, denen es gut geht, sicherlich schwer vorstellen. Ohne die Hilfestellung von Hilfsorganisationen die auf der Seite der Menschen stehen, die auf der Straße leben müssen, ist der Ausstieg aus der Bedürftigkeit fast unmöglich.

Vor einigen Wintern hatte ich eine Begegnung mit einer obdachlosen Frau in Amsterdam, die bei eisiger Kälte auf einer Parkbank schlief, von der ich hier berichten möchte: Die Frau musste einmal sehr schön gewesen sein. Spuren einstiger Schönheit waren bei näherem Hinsehen noch in ihrem verhärmten, graublassen Gesicht zu entdecken. Sie trug, obwohl es Winter war, keinen Mantel und hauchdünne Strümpfe. Ich lächelte die Frau an. Doch dann verging mir langsam das Lächeln, weil die Frau so traurig aussah. Wir kamen kurz ins Gespräch. Ich erfuhr, dass sie Deutsche war. Eine frühere Liebe hatte sie nach Amsterdam verschlagen. „Ich habe einen Traum: Ich möchte wieder zurück in dieses angeblich bürgerliche Leben. Ich möchte unbedingt wieder dahin zurück. Ich wünsche mir eine eigene Wohnung, damit ich weiß, wo ich abends hingehen kann und vor allen Dingen, dass ich wieder Kontakt zu meinen Kindern bekomme, die jetzt im Heim leben. Ich schlafe die meiste Zeit, die ich hier in Amsterdam bin, allein in Parks und unter Brücken. In der Nacht umklammere ich fest meinen Rucksack – mein einziger Besitz -, um ihn sicher zu haben, und bei jedem Geräusch fahre ich erschreckt hoch“, berichtete sie stockend.

Als ich am Abreisetag noch einmal durch den Park nahe des Hauptbahnhofs ging, war sie verschwunden. Ich habe sie nie wiedergesehen.

Autor:

Ursula Hickmann aus Essen-Süd

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