Die DJK Grün-Weiß Werden trauert um Heinz Dressler. Ein Nachruf.
Ein Menschenfreund

Die DJK Grün-Weiß Werden trauert um Heinz Dressler. 
Foto: DJK Grün-Weiß Werden
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Die DJK Grün-Weiß Werden trauert um Heinz Dressler. Der nun mit 71 Jahren verstorbene pensionierte Lehrer für Sport und Mathematik war zunächst erfolgreicher Spielertrainer der grün-weißen Handballer, dann langjähriger Abteilungsleiter Handball und Vereinsvorsitzender. Aber vor allem war Heinz Dressler ein Menschenfreund.

Doch wie wurde aus dem zweitältesten von 15 Kindern einer fußballbegeisterten Arbeiterfamilie eine geachtete Handball-Ikone? Unter der Obhut einer fürsorglichen Mutter und eines strengen Vaters entwickelte Heinz Dressler schon sehr früh soziale Kompetenzen. Seinen enormen Bewegungsdrang stillte er beim Fußballspiel auf selbst eingerichteten Bolzplätzen. Als er sich 1964 beim Bolzen das Schienbein gebrochen hatte, lotsten ihn zwei Klassenkameraden zum Handball. Motiviert durch erste Handballerfahrungen im Unterricht eines bewunderten Sportlehrers, begann der 15-Jährige nach Ausheilen des Bruchs beim VfB Marl-Hüls mit dem Handballspiel. Seine ersten Trainer verstanden ihre Sache, zudem langte der lange Heinz direkt hin und warf Tore am Fließband. Heinz Dressler konnte nicht genug bekommen von sportlicher Betätigung, spielte in der Schulmannschaft Basketball und trat im Leichtathletik-Fünfkampf an. Handball aber war der einzige Sport, den er ehrgeizig und zielstrebig betrieb.

Als die Bundesliga rief

Nach dem Abitur ging es für zwei Semester nach Marburg. Mit dem Handballteam der Universität Marburg wurde er Dritter der Deutschen Hochschulmeisterschaften. Der Junge aus Borken spielte plötzlich mit der und gegen die gesamte Spitze des deutschen Handballs. 1971 zog er nach Essen und nahm ein Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule auf. Folgerichtig wechselte er zu einem Essener Verein, dem ESV 99/06. Der spielte allerdings drei Ligen höher als der VfL Hüls. Doch Heinz Dressler nahm die Herausforderung an und setzte sich durch. Der damalige Bundesligist SC Phönix Essen interessierte sich für das unbekannte Talent aus der Provinz und lud ihn mehrmals zum Probetraining ein. Doch Dressler erkannte: „Für Bundesliga reicht es dann wohl doch nicht.“ Man hätte ihn genommen, doch auf seiner Position im linken Rückraum wäre er wohl nur Ersatz gewesen. Außerdem wurden damals noch keine Spitzengehälter gezahlt, also gingen Ausbildung und Beruf vor. Und die Liebe. Inzwischen hatte Heinz Dressler nämlich beim ETB SW Essen angeheuert. Dort spielte in der Damenmannschaft diese Ursel. Es funkte, und zwar gewaltig. Nach Studium und Referendariat ehelichte der „junge Wilde“ die Fischlakerin und wurde liebevolles Oberhaupt einer Handballer-Familie. Denn die Kinder Dennis, Lars und Sandra spielen natürlich Handball. Was denn sonst, bei solchen Eltern?

G wie Gemeinschaft

Nun beheimatet in Werden, kam Heinz Dressler fast zufällig zur DJK Grün-Weiß. 1978 übernahm er als Spielertrainer und hatte das Amt bis 1987 inne. In seiner Doppelfunktion als Trainer und Spieler stand er für geradezu hypnotische Motivationskünste, ehrliche Überzeugungskraft, hohes sportliches Können gepaart mit unbestrittener fachlicher Kompetenz. Dem Verein gelangen Aufstiege in die Bezirksliga und später sogar in die Landesliga. Der Pädagoge hatte im Lehramtsstudium gut aufgepasst, impfte seinen Handballern nicht nur das „G wie Gewinnen“ ein, sondern war immer ein entschiedener Vertreter des „G wie Gemeinschaft“. Aufgrund schwerer Knieverletzungen hörte Dressler auf selbst zu spielen, blieb aber Trainer und wurde später noch Schiedsrichter. Immer wieder kamen Angebote höherklassiger Vereine, doch Heinz Dressler blieb standfest. Lieber coachte er die Teams seiner Kinder. Ein bescheidener Arbeiter, der dort anpackt, wo es Not tut. Nur folgerichtig übernahm Dressler von 1986 bis 2012 die Abteilungsleitung Handball und stand auch 2009 bereit, als der Verein dringend einen Vorsitzenden brauchte. Bis 2014 prägte er als Vorsitzender des Gesamtvereins eine Ära des Aufbruchs, auch in der Schwimm- und der Badmintonabteilung. Hier zeigte sich der Vereinsmensch Dressler: „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da!“

Legendäre Streitgespräche

Später wurde er für seine vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten und seine Vereinstreue zum Ehrenmitglied ernannt, warf dann aber nach heftigen Streitigkeiten hin. Denn auch das machte Heinz Dressler aus. Der knorrige Handballer konnte höchst streitbar sein, wenn er Ungerechtigkeiten witterte. Fast schon legendär seine Streitgespräche mit der damaligen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Die beiden mochten sich. Mit Hannelore Kraft verband ihn eine Freundschaft, die auch dann nicht endete, wenn die beiden wieder mal über Schulpolitik zankten. Er brachte die Ministerpräsidentin sogar dazu, regelmäßig das Deutsche Sportabzeichen abzulegen. Kennengelernt hatten sie sich 2001 bei einer Familienferienfreizeit des Landessportbundes, die Dressler lange als Teilnehmer begleitete und dann auch leitete. Auch hier überraschte der riesige Kerl mit der lauten Stimme - bei so vielen Geschwistern wohl auch notwendig - mit feiner Menschenkenntnis und seiner Fähigkeit, Menschen zusammen zu führen. Der engagierte Pädagoge kümmerte sich gerne um die „Problemfälle“ seiner Gesamtschule Süd. Er konnte aufgrund eines sensiblen Gespürs den Lebensweg so mancher seiner Schüler positiv beeinflussen.

Er kämpfte sich zurück

2011 aber warf eine schwere Erkrankung sein bisheriges Leben aus den Angeln. Dressler nahm auch diese Herausforderung an und kämpfte sich zurück. Seinen unbändigen Drang zu Freiheit und Selbstbestimmung konnte kein Krebs dieser Welt besiegen. Ein starker Typ. Dabei konnte Heinz Dressler unfassbar sentimental werden, er liebte die Menschen, er kümmerte sich, wollte stets ein harmonisches Umfeld. Und konnte sich dann doch zanken wie ein Kesselflicker, wenn es um die Sache ging. Auch das gehörte zu seinen faszinierenden Widersprüchen. Nun nahm ihm eine leider erst spät zu erkennende Erkrankung all‘ seine Kraft und seine Familie musste ihn schweren Herzens gehen lassen. Bis zuletzt hatte er Zuversicht verströmt.
Heinz Dressler war ein wirklich „Großer“. Die Lücke wird sich nie schließen. Er wird sehr vielen Mitmenschen ganz doll fehlen.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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