Sensation in Rostock

Amelie Dierke vom Werdener Turnerbund ist Deutsche Meisterin über 200 Meter. 
Foto: Daniela Fabri-Dierke
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Amelie Dierke vom Werdener Turnerbund ist Deutsche Meisterin über 200 Meter

Die Sensation ist perfekt, Amelies Blick sucht ihren Trainer. Michael Nowotnik wartet schon am Rand, eine überglückliche Siegerin wirft sich ihm in die Arme.

Der Werdener Turnerbund hat so manches Talent in seinen Reihen: Amelie Dierke steht nach ihrem sensationellen Erfolg im Fokus. Coach Nowotnik betreut die Leichtathletin schon seit vielen Jahren, die harte Trainingsarbeit im Sportpark Löwental zahlt sich aus: Amelie Dierke hat bei Deutschen Meisterschaften eine tolle Erfolgsbilanz aufzuweisen. So wurde sie 2016 in der U18 Zweite über 200 Meter und in der Halle mit der Staffel über 4 x 200 Meter Deutsche Meisterin. 2017 konnte sie in der U18 über 100 und 200 Meter den Vizetitel einheimsen. In diesem Jahr erfolgte der Sprung in die nächsthöhere Altersklasse. Die erste Saison ist doch oft ein Lehrjahr, von daher waren die Erwartungen gedämpft. Aber auch in der U20 weiß die Werdenerin zu glänzen. Es geht in Rostock bei den Deutschen Jugendmeisterschaften der Leichtathleten um die Titel. Bereits am Donnerstag macht sich die Werdener Delegation mit Amelie, Mutter Daniela und Trainer Michael auf den Weg an die Ostsee.

Heiß und stürmisch

Am Freitag stehen die 100 Meter auf dem Programm. Sprintermuskeln lieben ja warme Temperaturen, aber kaum noch zu ertragende 34 Grad sind doch des Guten zu viel. Die Hansestadt Rostock zeigt sich zudem von ihrer stürmischen Seite, mit starkem Gegenwind. Topzeiten sind also quasi ausgeschlossen. Das Programm für die nächsten sechs Stunden: Aufwärmen - Laufen - Aufwärmen - Laufen - Aufwärmen - Laufen. In sechs Vorläufen gehen 45 junge Damen an den Start. Im zweiten kommt bei kräftigem Gegenwind Amelies erste Bewährungsprobe. Aufgrund ihrer Vorleistungen auf Platz 13 eingeordnet, dürfte es für sie eine knappe Kiste werden. Aber es reicht: Zeitgleich mit der Zweiten nach 12,29 Sekunden im Ziel. Als Gesamtzehnte zieht die WTB-Starterin in eines der drei Halbfinals ein. Dort erwischt sie ausgerechnet den Lauf mit dem stärksten Gegenwind von 3,5 Metern pro Sekunde. Ein krasser Nachteil, die Stoppuhr bleibt erst bei 12,32 Sekunden stehen. Ob das reicht? Abwarten, was die anderen Läufe bringen. Das Daumendrücken hat sich gelohnt, mit einem Hundertstel Vorsprung sichert sich Amelie Dierke den letzten zu vergebenen Finalplatz. Reinhard Lehmann verfolgt daheim in Werden das Rennen im Livestream und wagt die Prognose: „Ich glaube nicht, dass Amelie das Finale nur als Achte beendet.“ Da ist mehr drin, weiß der versierte WTB-Abteilungsleiter. Mit dem tollen vierten Platz in 12,18 Sekunden hat aber auch er nicht gerechnet. Vor seinem Schützling landeten nur drei Weltmeisterinnen aus der deutschen 4 x 100 Meter-Staffel. Die Weltmeisterin im Weitsprung liegt knapp hinter ihr. Stolz, aber ziemlich ausgepowert geht Amelie zu Bett.

Nach 24,06 Sekunden durchs Ziel

Am Samstag sind die Vorläufe über 200 Meter zum Glück erst um 16 Uhr fällig. Was macht man bis dahin? Ausruhen, Physio und einmal in die Ostsee. Die Temperaturen sind auf 25 Grad zurückgegangen. Ein Blick aufs Teilnehmerfeld: Von den 23 Starterinnen hat Amelie mit 24,28 Sekunden die viertbeste Vorleistung aufzuweisen. Und wieder hat sich Pech, erwischt den Halbfinallauf mit dem meisten Gegenwind. Doch mit eisernem Willen ringt die WTB-Läuferin sogar die Favoritin nieder, die bereits die 24 Sekunden-Marke geknackt hatte. Das Finale ist direkt erreicht, die Zeit scheint mit 24,58 Sekunden noch ausbaufähig. Doch Moment, haben die anderen Halbfinalsieger etwa gepokert? Amelie geht jedenfalls mit der besten Vorlaufzeit ins Finale. Was geht der jungen Dame jetzt wohl alles durch den Kopf? Ist sie jetzt die Favoritin? Wohl kaum, es geht ja wieder gegen die Läuferin, die schon unter 24 Sekunden gelaufen ist.
Erst drei Stunden nach den Halbfinals startet der Endlauf. Die ersten Regentropfen kommen. Es wird dennoch ein hochklassiges Rennen, gleich sieben der acht Finalistinnen werden schneller sein als im Vorlauf. Amelie fliegt förmlich durch die Kurve, liegt aber noch zurück. Noch. Nach rund 130 Metern ist die Führende erreicht, die nach kurzer Gegenwehr resigniert. Nun ist Amelie Dierke nicht mehr aufzuhalten und baut ihren Vorsprung sogar noch aus. Nach nur 24,06 Sekunden schießt sie durchs Ziel und verweist die anderen Starterinnen deutlich auf die Plätze. Fast müßig zu erwähnen: Mit dieser Zeit ist der Essener Stadtrekord deutlich verbessert. Die unterlegene Konkurrenz gratuliert brav, dann feiert die Werdenerin mit Mutter und Trainer den Erfolg. Und zuhause ist „Mr. Leichtathletik“ Reinhard Lehmann erst einmal sprachlos.

Amelie Dierke vom Werdener Turnerbund ist Deutsche Meisterin über 200 Meter. 
Foto: Daniela Fabri-Dierke
Ein tolles Team: Die überglückliche Siegerin Amelie Dierke mit ihrem Trainer Michael Nowotnik.
Foto: Daniela Fabri-Dierke
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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