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„Immer neue Klamotten können wir uns nicht leisten“
DRK-Kleiderkammern unterstützen Hilfebedürftige

Die DRK Kleiderkammern sind für Menschen mit geringem Einkommen unverzichtbar. | Foto: DRK Köln / Andre Zelck
  • Die DRK Kleiderkammern sind für Menschen mit geringem Einkommen unverzichtbar.
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Von Oliver Schönfeld

Eine neue Jacke, Pullis, drei Hosen, ein Schlafanzug und dazu noch ein Kinderbuch. Die Kölnerin Anna F., alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern, ist glücklich über ihren heutigen Besuch in der Kleiderkammer an der Oskar-Jäger-Straße im Kölner Ortsteil Ehrenfeld. Sie weiß: Im regulären Handel hätte sie diese dringend benötigten Sachen nie bezahlen können. „Bei meiner finanziellen Situation kann ich mir und den Kindern nicht immer neue Klamotten kaufen“, erklärt Anna F. „Die Kinder brauchen ja ständig größere Sachen.“ Kinder wachsen schnell – zu schnell für so manches Haushaltsbudget. Immer wieder neue Kleidung anschaffen, wenn der Nachwuchs aus den Sachen herausgewachsen ist, das ist für viele Eltern finanziell nicht möglich. Sie finden Unterstützung in den landesweiten Kleiderkammern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seit Jahrzehnten ist die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter, beispielsweise in Köln, unverzichtbar.

Für die Mitmenschen
„Die Kleiderkammern sind heute notwendig wie eh und je“, bestätigt auch Marita Bosbach, Fachbereichsleitung Familie, Gesundheit und Integration beim DRK Kreisverband Köln. Für Familien mit geringem Einkommen, vor allem für Alleinerziehende, sei dies ein Angebot von existenzieller Bedeutung. Die Ware in den Regalen, die gegen eine symbolische Schutzgebühr angeboten wird, stammt aus Spenden von Kölner Bürgern. Menschen, die ausrangierte Kleidung ans DRK geben, können somit sicher sein, Gutes zu tun.

Ehrenamt
Allerdings: Neben den vielen gut erhaltenen und sorgfältig verpackten Spenden bekommt das DRK auch unbrauchbare Kleidungsstücke. Deshalb ist das Öffnen der Kleidersäcke und Tüten jedes Mal eine Überraschung. Sind die Textilien noch in Ordnung? Sind sie sauber? Zerschlissene und schmutzige Sachen müssen kostenintensiv entsorgt werden. Das Sortieren und Aufbereiten der Kleiderspenden bedeutet jede Menge Arbeit für die rund zwölf ehrenamtlichen Helfer in Köln, die das Angebot überhaupt erst ermöglichen. Landauf, landab bilden DRK-Mitarbeiter und Ehrenamtliche eingespielte Teams. Rund 800 Kleiderkammern gibt es im gesamten Bundesgebiet, über zwei Millionen Menschen nutzen das Angebot regelmäßig, berichtet das DRK-Generalsekretariat in Berlin.

Zeitgeschichte
Wann in Köln die Kleiderkammer gegründet wurde? Marita Bosbach kann es gar nicht genau sagen. „Das war mit Sicherheit in den 1950er-Jahren.“ Der Kreis derjenigen, die das Angebot nutzen, hat sich in den Jahrzehnten immer wieder verändert. Von notleidenden Kölner Bürgern über Spätaussiedler, den sogenannten Boat People aus Vietnam, Bürgerkriegsflüchtlingen aus Bosnien in den 1990er-Jahren bis hin zu syrischen Flüchtlingen der vergangenen Jahre – die Arbeit der Kleiderkammer spiegelt stets auch ein Stück Zeitgeschichte wider. Das Angebot steht bedürftigen Menschen zur Verfügung, die sich entsprechend ausweisen können, etwa mit dem Köln-Pass. Die Ausgabe erfolgt kostenlos und ist lediglich mit einer geringen Schutzgebühr verbunden, um möglichen Missbrauch zu unterbinden.

Soziale Projekte
Seit einigen Jahren wird die auch heute unverzichtbare Kleiderkammer um ein neues Konzept ergänzt: Der Rotkreuz-Shop, täglich geöffnet und in attraktiver Lage an der Venloer Straße mitten in Köln-Ehrenfeld gelegen, bietet gebrauchte Kleidung gegen reguläre Bezahlung an. Alle, die das Angebot der Kleiderkammer nicht in Anspruch nehmen können oder wollen, werden hier fündig. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in soziale Projekte des Kölner Roten Kreuzes – und in die Arbeit der Kleiderkammer. Vom Shop-Konzept profitieren also alle, sagt Marita Bosbach: „Wer Platz in den Schränken schaffen will, kann damit gleichzeitig etwas Gutes tun. Für die Spender ebenso wie für viele der Kunden steht dabei der Gedanke der Nachhaltigkeit im Vordergrund: Müllberge reduzieren, die Umwelt schonen und stattdessen gute Textilien weiter zu benutzen, das liegt vielen am Herzen.“

Treffpunkt
Und ums Shoppen alleine, weiß Marita Bosbach, geht es gar nicht. „Das Geschäft hat sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt, viele aus der Nachbarschaft kommen einfach mal zu einem Plausch vorbei.“ Der soziale Aspekt der Kleidershops sei nicht zu unterschätzen. „Erfreulich ist für uns auch, dass wir damit nahezu alle Generationen erreichen.“

Weitere Shops
Derartige Shops für gebrauchte Kleidung betreibt das DRK landesweit an zahlreichen Standorten – und weitere sollen folgen. Der DRK Landesverband Westfalen-Lippe etwa veranstaltete im Februar die „1. Gründerwerkstatt Kleidershops“ in Münster, um Kreisverbänden Impulse und fachliche Beratung für die Gründung eigener Geschäfte zu geben. Kleiderkammer und Kleidershops bilden somit eine Einheit. Mit hohem Nutzen sowohl für die Gesellschaft als auch für die Umwelt.

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Autor:

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