Das waren die Jahresbestseller 2020 der Buchhandlung Junius
Corona weckt Lust am Lesen

Eine bunte Mischung aus Büchern, aber auch Spielen und mehr waren die Bestseller des Jahres in der Buchhandlung an der Sparkassenstraße 4. Foto: Sabine Piechaczek
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Auch im Coronajahr 2020 sind im deutschsprachigen Raum weit über 50.000 Bücher erschienen. Am Anfang der Pandemie fuhren einige Verlage ihre Titelproduktion herunter und auch die Buchhandlungen reagierten auf die beängstigende Situation mit verhaltenen Einkäufen. Der Lockdown im Frühjahr führte aber dazu, dass einige Menschen das Lesen als Freizeitgestaltung für sich entdeckten und gestandene Bücherfans mehr lasen als je zuvor.

Die Sparte Belletristik

In der Buchhandlung Junius wurden folgende Bücher am meisten verkauft: Den Spitzenplatz der Sparte Belletristik Hardcover eroberte Elke Heidenreich mit „Männer in Kamelhaarmänteln“.
Der autobiografisch gefärbte Erzählband gefiel wegen der gekonnten Mischung aus nachdenklichen und humorvollen Episoden. Auf den zweiten Platz kam Thomas Hettche mit seinem Roman „Herzfaden“, der die Historie der Augsburger Puppenkiste mit deutscher Zeitgeschichte verbindet und für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde.
Benjamin Myers erschrieb sich mit „Offene See“, einer wunderbaren Geschichte über einen jungen Mann dessen Reise durch England sein Leben verändert, Platz drei, gefolgt von Eva Völler und deren im Ruhrgebiet der 50er Jahre angesiedelten Roman „Der Traum vom Glück“. Robert Seethaler kam mit seiner melancholischen Novelle „Der letzte Satz“ auf den fünften Platz.

Hardcover Sachbücher vor allem lokal

Die Hardcover-Sachbuchhitliste wurde von lokalen Themen bestimmt. Vorne landete das von Jesse Krauß liebevoll, sachkundig und augenzwinkernd illustrierte Wimmelbuch „Unterwegs im
Ruhrgebiet“. Er wählte die Motive aus und schrieb die erläuternden Ortsbeschreibungen. "Unsere Stadt und ihre Geschichte ist immer ein Thema", freut sich Sabine Piechaczek, Inhaberin der Buchhandlung Junius.
So kam Dieter Host, langjähriger Mitarbeiter des Instituts für Stadtgeschichte, mit seinem Bild-/Textband über die 50er Jahre in Gelsenkirchen „Stadt der tausend Feuer“ auf Rang zwei. Auf drei platzierte sich „Monsieur Paillot im Nirgendwo“, eine sensationelle Entdeckung des Bottroper Verlegers Werner Boschmann, der diesen Band mit dem Bochumer Historiker Werner Bergmann herausgegeben hat Dieses außergewöhnliche Tagebuch einer „Reise“ durch unsere Region entstand 1794, dem Jahr, in dem der vor der Französischen Revolution geflüchtete Großbürger Monsieur Paillot die Orte an Rhein und Ruhr mit Staunen und der ihm eigenen Arroganz betrachtet.
Mit gleich zwei Recherchearbeiten kam das Autorenteam Barbara
Kloubert und Dieter Ellenbeck auf die Plätze vier und fünf: „Rotthausen“ und „Bulmke", publiziert im Selbstverlag. Beide Bücher informieren nicht nur, sondern laden dazu ein, die Stadtteile zu Fuß zu erkunden. Erst auf Platz 6 kam ein Spiegelbestseller zum Zuge: Barack Obamas Autobiografie „Das verheißene Land“.

Taschenbuch-Bestseller Belletristik

Seit Jahren hat der gebürtige Gelsenkirchener Klaus-Peter Wolf einen Stammplatz inne auf der Taschenbuch-Bestsellerliste Belletristik. Gold- und Silbermedaille für die Nordsee-Krimis „Rupert undercover“ und „Ostfriesenhölle“. Auch ohne eine Veranstaltung im Musiktheater eroberte er die Spitzenplätze.
Bronze ging an Karsten Dusse. Dessen bereits 2019 erschienener origineller Krimi „Achtsam morden“ wurde durch den in diesem Jahr folgenden Band „Das Kind in mir will achtsam morden“, Platz fünf, noch einmal nach vorne gerückt. Spannung war das Topthema. "Die Premierenlesung mit Gelsenkirchens Autorin Margit Kruse in meiner Buchhandlung konnte nicht stattfinden. Ihr Margareta Sommerfeld-Krimi „Bergmannserbe“ war trotzdem erfolgreich auf Platz vier. Mit ihren authentischen, handfesten Ruhrgebietskrimis hat sie eine treue Leserschaft gewonnen", schildert Sabine Piechaczek.

Taschenbuch-Bestseller Sachbücher

Auf Platz 1 der Taschenbuch-Bestsellerliste Sachbuch kam der Essayband „Eiscafé Europa“, geschrieben von der in Gelsenkirchen aufgewachsenen Enis Maci. Sie hat sich bereits als Bühnenautorin einen Namen gemacht und wurde 2020 mit dem „Literaturpreis Nordrhein-Westfalen“ ausgezeichnet. Danach folgten John Strelecky mit seine „Longseller „Das Café am Rande der Welt“. Auf Platz 3 kam ein witziger Bildband: “Idiotensicher“, der zeigt, welch irrsinnige Situationen sich Menschen (hier vorwiegend männliche) freiwillig begeben. Nicole Staudinger mit ihrer ironischen und trotz ihrer Krebserkrankung Mut machenden Erfahrung „Brüste umständehalber abzugeben“ und Tessa Randaus Selbstfindungsbuch für gestresste Frauen „Vier fragen, der Wald und ich“ landeten auf den Rängen vier und fünf.

Kinderbücher

Die erfolgreichsten Kinderbücher waren „Gregs Tagebuch 15 - Halt mal die Luft an“ von Jeff Kinney, der phantasievolle Abenteuerroman „Herr der Diebe“ von Cornelia Funke und der der abschließende Band der Tribute von Panem-Reihe „Das Lied von Vogel und Schlange“ von Suzanne Collins.
Fazit: Das Gelsenkirchener Lesepublikum ist wegen Corona lesefreudiger denn je und sehr interessiert an regionalen Themen. Im Mittelpunkt standen Bücher, die der Seele guttun, spannend sind und Abwechselung vom Alltag bieten.
"Auch in diesem Jahr erwarten uns zahlreiche Neuerscheinungen. Autorinnen und Autoren hatten wegen ausfallender Lesereisen und Auftritte notgedrungen mehr Zeit und Ruhe denn je, die viele sehr kreativ nutzen konnten. Zudem werden einige „Klassiker“ gerade wieder neu entdeckt. Freuen wir uns also auf das Bücherjahr 2021", hofft Piechaczek.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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