#nebenanbeginntdiewelt: Kreativität schwappt von Ückendorf ins benachbarte Rotthausen über
„Neighboring Satellites“

 Künstlerin Ahang Nakhaei und Projektleiter Christoph Lammert mit dem Plakat zum Projekt vor dem ehemaligen Küchenstudio am Ernst-Käsemann-Platz.  | Foto: Gerd Kaemper
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  • Künstlerin Ahang Nakhaei und Projektleiter Christoph Lammert mit dem Plakat zum Projekt vor dem ehemaligen Küchenstudio am Ernst-Käsemann-Platz.
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Als "benachbarte Satelliten" sieht das Projekt, dessen Idee der in Ückendorf beheimatete Christoph Lammert entwickelt hat, die Stadtteile Ückendorf und Rotthausen. Gefördert durch das #heimatruhr-Programm des Landes NRW will Lammert gemeinsam mit einem Organisationsteam nun "aufbrechen ins Nebenan", dort neues oder besser altes kennenlernen und die Kreativität, die in Ückendorf bereits spürbar ist, ebenfalls begreifbar machen.

Auf dem Weg, die benachbarten Satelliten Ückendorf und Rotthausen zu verbinden, werden verschiedene Vorgehensweisen genutzt. Es gibt einen Podcast, der anmutet, als käme er tatsächlich aus fernen Galaxien, es werden Veranstaltungen geplant, die aber Corona-abhängig sind, und es gibt bereits eine "Homebase 1" in Rotthausen, in der sich ein Atelier auf Zeit befindet, das von verschiedenen Künstlern genutzt werden kann.

Ein Atelier auf Zeit im Leerstand

Bis Ende April arbeitet die aus dem Iran stammende Künstlerin Ahang Nahkaei in dem temporären Atelier, das in einer Ladenzeile am Ernst-Käsemann-Platz/Karl-Meyer-Straße 56 entstanden ist. Zuvor war bereits die Ückendorfer Künstlerin Ilsebill Eckle mit "Zusammen.Rottung" zu Gast.
In dem ehemaligen Küchenstudio dreht sich derzeit und auch zukünftig alles um die Küche als Heimatort. Denn wie Christoph Lammert schildert, sind für Mai Veranstaltungen und Dialogformate geplant, die sich der Küche widmen und dazu werden auch Exponate des Gelsenkirchener Barock in dem Ladenlokal "einziehen".
"Neighboring Satellites beschäftigt sich mit der Entdeckung und Belebung von alten, unbekannten und versteckten Räumen, um neue (Heimat-)Orte der Verständigung und gemeinsamen Zukunftsgestaltung zu schaffen", erläutert Lammert. Und wie bestellt, schauen vorbeigehende Passanten durch das große Schaufenster in das temporäre Atelier und schauen Ahang Nahkaei bei der Arbeit zu. Ein QR-Code auf einem Plakat in der Tür kann rund um die Uhr als Informationsquelle genutzt werden, um das Projekt kennen zu lernen.

Ein Projekt wird zum Leben erweckt

Inspiriert durch das #heimatruhr-Programm führte Christoph Lammert Gespräche mit Akteuren in Rotthausen, wie dem Rotthauser Netzwerk und dem hier beheimateten Awo-Quartiersbüro, und stellte schnell fest, dass er hier genau richtig ist. Das bestärkte ihn in der Idee, genau hier den benachbarten Satelliten zu Ückendorf zu suchen und damit vielleicht auch unterstützend auf das Stadterneuerungsgebiet zu wirken.
Der Hörfunkjournalist Simon Schomäcker produziert dazu sechs Podcasts, die „Stories aus der Umlaufbahn“, in der Rotthauser, aber auch Ückendorfer zu Wort kommen zu verschiedenen Themen, wie Heimat, der Geschichte Rotthausens oder der Mini-Serie "Rottflausen im Kopf".
"Auf der Suche nach Mitwirkenden bin ich schnell auf Michael Em Walter gestoßen, der als Rotthauser natürlich prädestiniert war, als Protagonist zu wirken. Er hat im Podcast bereits über die Einflüsse des Stadtteils auf sein kompositorisches Werk berichtet. Denn genau hier schafft Musikwerke für Streichquartette wie auch für große Orchester und schickt sie in die Welt.
Erzähler André Wülfing trägt seine Geschichte „Mein Großvater Taugenichts“ zum Projekt bei, zu der Walter die Musik komponiert hat. Das Ganze soll als Film Ende April auf dem YouTube-Kanal von Neighboring Satellites, oder im Mai in der "Küche" am Ernst-Käsemann-Platz zu sehen sein. Letzteres als Heim-Kino für kleine Corona-konforme Gruppen.
Eine fortlaufende „Berichterstattung“ zu Neighboring Satellites gibt es auch schon. Dabei wirft der "Stadtschreiber" Stefan Backes einen Blick aus der "Umlaufbahn" auf Gewesenes, womöglich auf Kommendes, verbunden mit der ganz eigenen An-Sicht des Schreibenden.
Angedacht wäre auch eine Vorführung des Films "Rotthausen 1945" des Gelsenkirchener Filmemachers Urs Kessler. Eine weitere Idee wäre ein Vinyl-Abend, zu dem Jemand einen Plattenspieler zur Verfügung stellt und jeder, seine Platten mitbringt, um über die Musik ins Gespräch zu kommen.
"Das Projekt ist sozusagen im Fluss. Es entwickelt sich nach und nach, auch durch äußere Einflüsse", erklärt Christoph Lammert. "Als wir das Projekt im letzten Oktober im Kolpingsaal vorgestellt haben, sind wir noch von analogen Dialogen ausgegangen. Durch Corona mussten wir umdenken und haben die Struktur verändert und die Podcasts und den Film entwickelt."
Das ehemalige Küchenstudio als Räumlichkeit des Projektes ist nur temporär angedacht. "Wir sind offen für Angebote, wie ein leerstehendes Kiosk, eine verwaiste Kneipe oder auch private Räumlichkeiten. Wichtig ist nur, dass die Menschen hier Lust haben das Projekt für Rotthausen in Rotthausen mit zu entwickeln", wünscht sich Lammert.
Für Aufsehen hat das Projekt jedenfalls schon gesorgt, allein damit, dass wieder Leben eingezogen ist in den Leerstand. Auch die Podcasts sind gut angenommen worden und stoßen auf Interesse. So ist es auf jeden Fall schon gelungen mit den Satelliten-Events für Aufsehen zu sorgen und neue Umlaufbahnen zu schaffen.
Wer Ideen oder Räume hat, die er dem Projekt zur Verfügung stellen möchte, kann mehr über "Neighboring Satellites" erfahren, aber auch Kontakt aufnehmen zu Projektleiter Lammert und dem Orga-Team über die Homepage https://neighboringsatellites.ruhr.

Das Ziel des Projektes ist Nachhaltigkeit

Nach dem Ziel des Projektes gefragt, erklärt Christoph Lammert: "Mit Kunst Impulse setzen. Einen Ort der Zusammenkunft für den Stadtteil schaffen mit und ohne Kunst. Perspektiven entwickeln, um einen neuen Heimatort zu kreieren, der über das Projekt hinaus wirken kann und es weiter lebt."
Denn hinter all dem steht der Austausch zwischen Menschen, unabhängig von der Kunst. Gewünscht ist das Miteinander-ins-Gespräch-kommen von Menschen, die sich sonst vielleicht nicht treffen würden. Menschen verschiedener Generationen, unterschiedlicher sozialer Hintergründe und auch verschiedenster Herkünfte, die gemeinsam über Heimat reden und sich austauschen, über das, was Heimat ausmacht und wie man daran arbeiten kann, diese in Rotthausen zu finden. Es bleibt spannend in unserem Universum der benachbarten Satelliten.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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